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IRON GRIFFIN – Curse Of The Sky

~ 2019 (Gates Of Hell Records) – Stil: Kauz Metal ~


Wie im richtigen Leben gibt es auch zu schwarz gepressten Scheiben zwei Meinungen. Bereits die erste EP der Finnen IRON GRIFFIN konnte allein kauzigen Bartträgern munden, vor allem aufgrund des gewöhnungsbedürftigen Gesangs von Session-Vokalist Toni Pentikäinen. Multiinstrumentalist Oskari Räsänen war somit in der Pflicht, seinen Alleingang in Zukunft zu optimieren. An der Musik hat der Schlagzeuger von MAUSOLEUM GATE bei der Debütscheibe seiner Eisernen Geier nicht viel verändert, obwohl der Ohrwurmfaktor auf der EP weit höher war.

Den Gesang übernimmt bei IRON GRIFFIN ab sofort Maija Tiljander, der – vorsichtig ausgedrückt – ebenfalls als sehr unkommerziell zu bezeichnen ist. F.F. Nieminen half wieder an den Synthesizern und MAUSOLEUM GATE-Kumpane Kasperi Puranen an der Akustikgitarre aus. Die Akustikgitarre, etwas Donner und das Rauschen des Windes eröffnen den halbstündigen Songreigen. ´Reign Of Thunder´ zeigt im Folgenden schnell auf, wohin die Reise von IRON GRIFFIN gehen soll. Sie klingen hier wie eine schrille Underground-Variante von AVATARIUM, mit entsprechendem, nur den tiefsten Schnüfflern gefallendem old-school-Sound. Über das Rumpel-Niveau sind IRON GRIFFIN gerade so hinaus.

´Curse Of The Sky´ ist Medieval-Musik des Undergrounds. Aber Vorsicht vor den Männern mit Bärten. Der Songtitel ´Reign Of Thunder´ wird schlicht besungen – und die Männer mit Bärten stimmen fröhlich knurrend aus dem Hintergrund ihr „Ohooo“ an. Passende Musik für den Kauz- und Barbaric-Metaller. Die Lady schreit hingegen wohlbedacht „Ahaaa“, und die Männer mit Bärten abermals „Ohooo“. Bereits geäußerte Vergleiche mit LORDIAN GUARD laufen ins Leere, außer man hat noch keine Scheibe des WARLORD-Masterminds William J. Tsamis gehört. Selbst Vergleiche mit SLOUGH FEG oder PAGAN ALTAR sind mit Misstrauen zu begegnen. Die Percussions sind zumindest außerordentlich gut ausgearbeitet. Man beachte auch den sachten Anschlag der Kuhglocke in ´Forgotten Steel´ und den abgekupferten BLACK SABBATH-Abschnitt zu Beginn von ´Curse Of The Sky´. Aber dem Doom verfallen sie nicht, sondern Lady Tiljander ruft dazu auf, die Pferde zu satteln, obwohl der Galopp erst in ´Dawn Of Struggle´ einsetzt. Ihr „Ahaa!“ ist in diesem Falle jedoch zackig-ausdrucksstark ausgeführt und strahlt in Verbindung mit der Musik eine latente Prog-Lastigkeit aus. Im erwähnten ´Dawn Of Struggle´ gelangt sie dennoch in den Höhen an ihre gesanglichen Grenzen. Das finale ´To The Path Of Glory´ hätte zum glanzvollen Höhepunkt gereichen können, zerstückelt aber mit einem Break den gerne ausufernder gehörten Melodie-Ansatz.

Kauz-Alleskäufer schlagen zu.

(6,5 Punkte)

https://irongriffin.bandcamp.com/album/curse-of-the-sky