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JACOBS DREAM – Sea Of Destiny

2017 (Retroactive Records) – Stil: US Powermetal


JACOBS DREAM und das Kreuz mit den Sängern – ein Jahrzehnt war die Band aus Columbus/Ohio mit Frontmann Chaz Bond (BIOGENESIS) unterwegs, veröffentliche drei brauchbare bis gute Alben, mit der Rückkehr von Ur-Stimme David Taylor soll nun der Geist der glorreichen Zeiten von 1996 bis 2002 zurückkehren, in denen uns das Quintett mit seinem Demo, dem selbstbenannten Debüt und ´Theater Of War´ drei Göttergaben des US-Stahls bescherte.

Das just erschienene sechste Studiowerk ‚Sea Of Destiny‘ markiert eine Art Zwischenstation. Hier singt nicht Taylor, sondern der von 2013 bis 2016 zur Band gehörende Kanadier Kevin Wright, der seine Sache tadellos macht und von der Stimmfärbung her zwischen Bond und Taylor anzusiedeln ist. Auch der überwiegende Teil der Songs ist bemerkenswert gelungen. Mit dem mächtigen Opener ‚Where Vultures Gather‘, dem feierlich schreitenden ‚Cry The Viking‘ oder dem refrainlastigen, an JAG PANZER erinnernden ‚Embers Of Torment‘ präsentieren JACOBS DREAM gar den kompositorisch besten Stoff seit anderthalb Dekaden. Trotzdem ist die Scheibe kein Überflieger geworden.

Das liegt zum einen an der verwaschenen Produktion, die dem Songmaterial nicht gerecht wird, und zum anderen an zwei, drei mediokren Stücken in der zweiten Albumhälfte, die das Ganze unnötig in die Länge ziehen. Allzu offensichtliche Riff-Inspirationen wie in ‚Into The Night‘ (man höre Maidens ‚Wicker Man‘) verzeiht man JACOBS DREAM hingegen gerne, so lange die Balance aus Kraft und Eleganz stimmt. Wie immer lesenswert sind überdies die Texte, die anders als bei vielen christlich motivierten Metallern angenehm unaufdringlich daherkommen.

US-Metal-Freunde schlagen natürlich zu. Leider wäre hier noch um einiges mehr drin gewesen.

(7,5 Punkte)