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ALICE COOPER – Paranormal

2017 (earMUSIC) – Stil: Hardrock


Die schockgefrorene Generation von ALICE COOPER, die mit ´Constrictor´ und ´Trash´ aufgewachsen ist, sollte auch mit ´Paranormal´ ihren Spaß haben können. Denn Detroits großer Sohn hat in der 27. Folge seines Schaffens nicht nur einige Gaststars – Billy Gibbons (ZZ TOP), Larry Mullen (U2) und Roger Glover (DEEP PURPLE) – aufgeboten, sondern vor allem erstklassiges Songmaterial in die Show mitgebracht. Vieles hat er dabei mit seinem aktuellen Gitarristen Tommy Henriksen verfasst, aber ebenso mit seinem Produzenten Bob Ezrin, dem die frühe ALICE COOPER BAND einst ihre ersten Höhenflüge verdankte. Hauptpartner und kongenialer Sidekick war beim Songwriting der schwedische Gitarrist Tommy Denander (RADIOACTIVE, TALK OF THE TOWN, SPIN GALLERY u.u.u.), der schon Paul Stanley oder DEEP PURPLE förderlich zur Seite stand.

Als kleine Sensation darf eine Mini-Réunion mit der originalen ALICE COOPER BAND betrachtet werden, die gemeinsam zwei neue Songs präsentiert. Mit Gitarrist Michael Bruce, Bassist Dennis Dunaway und Drummer Neal Smith ist Cooper, neben ´You And All Of Your Friends´, vor allem mit ´Genuine American Girl´ ein kleiner Hit gelungen. Da tanzen schon in der geistigen Vorstellung die Background-Mädels auf der Bühne umher, lassen ihre Oberweite schwingen und bewegen die Handflächen auf halber Höhe von links nach rechts und zurück. Ein im Vinyl-Paket enthaltener Bonus-Silberling krönt die sentimentale Angelegenheit mit Live-Aufnahmen von sechs Cooper-Classics – u.a. ´No More Mr. Nice Guy´, ´Billion Dollar Babies´ und ´School’s Out´ aus dem Jahre 2016.

Die Ur-Fangemeinde wird ansonsten auch verwöhnt. Sei es mit den Textzitaten in ´Fallen In Love´ („I was a Billion Dollar Baby in a diamond dress, now I´m a dirty Desperado and a steaming mess, she drive me nervous as a cat on a hot tin roof, she´s like a dirty cup of Poison that I can´t refuse“), einem gelungenen Song, der gar als Duett mit David Lee Roth vorstellbar wäre, dem Trompeten-Rock ´n´ Roller ´Holy War´ oder dem Kravitz-Lenny-like ´Dead Flies´. Durch ´Private Public Breakdown´ steht dagegen wieder die Frage im Raum, inwieweit KISS vom größten Schockrocker beeinflusst waren, während es Cooper im lässigen ´Dynamite Road´ eher im Sprechgesang versucht. Mit DEEP PURPLE hat der ´Fireball´ nicht viel gemeinsam, allein Bob Ezrin wummert kraftvoll auf den Studiotasten herum. 80s-Gruselmolche erfreuen sich an der ersten Single ´Paranoiac Personality´ und dem Opener ´Paranormal´, der geradezu wunderbar für ebendiese musikalisch einsteigt und die Gitarren im Gesamtsound so orchestral krachen lässt als befänden wir uns bei den späten SAVATAGE. Das ebenbürtige, zauberhafte ´The Sound Of A´ beschließt sinnenfreudig zwischen Starman und Darkside des Mondes das Spektakel.

(8 außerordentlich fröstelnde Traumsequenzen)

www.alicecooper.com