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THE SWILL – Master Of Delusion

2017 (Dystopian Dogs) – Stil: Metal/Doom/Prog


„Swill“ schimpft der englischsprachige Mensch ein aus Resten zusammengeschüttetes Gesöff. Treffende Selbstironie also, dieser Bandname, schließlich setzten sich THE SWILL u.a. aus Überresten von HARBINGER und BORROWED TIME zusammen – Kapellen, deren Qualität weit über die Michigan-Szene hinaus gepriesen wird.

So wird es auch THE SWILL ergehen, die sich mit dieser Zweit-EP in die vorderste Reihe des sogenannten Kauz-Metal katapultieren. Mit einem phänomenalen Gespür für kraftvolle Riffs, überraschende Breaks und unverbrauchte Melodien liefern die fünf erfahrenen Seemänner weit mehr als nur Heldenverehrung, wenngleich CIRITH UNGOL, BLACK SABBATH, MANILLA ROAD und THE OBSESSED sicherlich tragende Säulen im Soundgebäude sind.

Simpel gestrickt ist keiner der fünf Songs, weder der episch-mächtige Opener ‚Bleed the Years‘, noch das mutig zwischen Doom, Blastbeats und HAWKWIND’schem Spacerock changierende ‚Bizarrian Riders‘, bei dem Sänger Matt Watrous seine Bandbreite von zart bis hart eindringlich unter Beweis stellt. ‚Constrained Existance‘ hat einige höchst respektvolle KING DIAMOND-Anklänge zu bieten, in ‚Thirst For Misery‘ und dem abschließenden Instrumental ‚Galleon Plunderer‘ überschreiten THE SWILL mit Verve die Grenzen zum Seventies-Prog und müssen dabei den Vergleich mit den grandiosen HAMMERS OF MISFORTUNE nicht scheuen.

Die mit einem stilechten Seeschlangen-Coverartwork versehenen CD beinhaltet freundlicherweise auch die erste EP von 2013, die fast genauso stark ist und lediglich produktionstechnisch hinterherhinkt. Kaufen und begeistert sein!

(8,5 Punkte)

https://theswill.bandcamp.com/album/master-of-delusion