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DARK SUNS – Everchild

~ 2016 (Prophecy Records) – Stil: Art Rock ~


Von Orange zu Lupinenblau, von strahlend düster ausgepresstem Orange zu freudig aber dennoch dunkelfarbigem Blau. So lässt sich allein anhand der Farbgebung die Entwicklung von DARK SUNS letztem Album ´Orange´ zu ihrem neusten Werk ´Everchild´ nachvollziehen. Von den doomig-dunklen, düsteren progmetallenen Frühzeiten haben sie sich jetzt hörbar in Richtung des New Artrock entwickelt, ohne einige Retro-Tupfer auf der musikalisch zu bekleisternden Leinwand zu vernachlässigen. Die Dunkelheit hat die Leipziger ebenso wieder verstärkt gepackt. Zudem unternehmen sie einige jazzige Schlenker auf ihrem über einstündigen allerneuesten Ausflug. Dazu hat nicht unbedingt die ganze Konzentration von Drummer und Sänger Niko Knappe hin zum Mikrofon beigetragen, sondern die vollständige Integration der bisher als Gäste mitwirkenden Bläser-Sektion.

Vor allem trägt der abwechslungsreich geratene Gesang von Niko Knappe, der von Langeweile vortäuschender Schnoddrigkeit bis zur elegisch herzzerreißenden Aufgewecktheit alle Emotionen der Musik zu transportieren versteht, zu einem rundum extraordinär guten Album bei. Ist ´Everchild´ doch eines der allerbesten Alben aus dieser musikalischen Gefühlsecke geworden. Daher sind DARK SUNS mehr als nur ein kleiner Leckerbissen für Nebenbei, sondern tatsächlich ein ordentlicher Gourmethappen für die Schlemmerfraktion zwischen STEVEN WILSON und ANATHEMA. Oftmals lugt in der Dunkelheit auch TOOL´sche Verwegenheit hervor, aber in den wahrhaft klaren himmelaufreißenden Momenten gehen nicht nur MARILLION mit H auf die Knie, sondern könnten sich so die MANIC STREET PREACHERS mit den späten TALK TALK im Regenerationsbecken verlustieren.

Allein einige phantastische Meister-Himmelsstürmer sollten ihre Erwähnung finden, offenbaren sie sich als außerordentliche Stimmungsaufputscher zwischen rockend und jazzend sowie vollkommen erhaben (´The Only Young Ones Left), unruhig tippelnd emporsteigend (´Escape With The Sun´), wenn sich kräftemessendes Rhythmus-Gewitter mit wildem Hammond-Orgel-Spiel paart bis die Rakete abhebt (´Codes´) und sich lieblicher Irrwitz zu einem Ritt auf dieser Rakete wagt (´Everchild´), dabei scheppernd hohe Luft inhalierend (´Unfinished People´), über den Wolken fliegend (´Torn Wings´) und Ambrosia mit den Göttern teilend (´Morning Rain´) – göttlich.

(9 Punkte)

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