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ANGEL SWORD – Rebels Beyond The Pale

~ 2016 (Heavy Chains Records / Underground Power Records) – Stil: Heavy Metal ~


Finnland, O Finnland, die Nächte waren lang und dunkel, lang und unerträglich. Wer nicht am Ende alkoholisiert in einem der reichlich vorhandenen Seen landete, gründete eine Band. Vier Männer aus Helsinki haben dies bereits vor fünf Jahren getan – eine Band gegründet. Diese wurde auf den Namen ANGEL SWORD getauft – hoffentlich auch mit einer entsprechenden Zeremonie.

Nach einem Demo folgten zwei EPs, mit denen sie sogar etwas Staub im Underground aufwirbeln und Aufmerksamkeit erhaschen konnten. Nun haben sich Heavy Chains Records – zwecks Kassetten-Release – und Underground Power Records – zwecks CD-Release – der Band angenommen und das erste vollständige Album auf den Markt geworfen.

Der letzte Bühnenauftritt auf deutschem Boden hinterließ zwar aktuell äußerst zwiespältige Reaktionen, dennoch müssen hier die Leistungen der Band im Studio gewürdigt werden. Und da schlagen sich die Herren um Sänger Jerry Razors und Gitarrist Sylvester Shredder äußerst beachtlich. Vor allem wenn die gesanglichen Möglichkeiten bedacht werden, denn die Stimme von Jerry Razors kann nicht großartig kritisiert werden, da er gar keine Stimme hat. Meist brummt er auf demselben Ton seine Texte knödelig ins Mikrofon. Überraschenderweise zaubern ANGEL SWORD, mit Background-Unterstützung und entsprechender Gitarren-Melodie, dann beim Refrain fast hymnenhafte Tonfolgen hervor. Vereinzelt setzt das Gitarrensolo dann noch mit knackigen Ideen dem entsprechenden Song das Krönchen auf. So umweht die Songs nicht nur einen kauziger, sondern ein barbarischer Charakter.

Aus NWoBHM, Punk, Teutonen Metal, Barbarentum und Trash feiern ANGEL SWORD infolgedessen ihr Saufgelage. Wer dabei sein will, sollte erst einmal den Promille-Pegel erhöhen. Dies erleichtert den ernst zu nehmenden Mitgrölfaktor, der hervorragend im Mid-tempo eingehalten werden kann. So geraten ´Lords Of Thunder´, ´Midnight Survivor´, ´Heavy Metal Night´ zu hervorragenden Jukebox-Kandidaten oder sind zur Karaoke-Schunkel-Version auf dem nächtlichen Zug durch die Straßen der Stadt geeignet – da entpuppen sich ANGEL SWORD womöglich als finnische Variante von DOPPELBOCK. ´Break The Chains´ kommt sehr nah an ACCEPT heran. Ebenfalls klingt die Melodie von ´Lawmaker´ nicht so unbekannt und ´Heavy Metal Night´ birgt hingegen leicht die Halle des Bergkönigs in sich. Etwas schneller kommt einzig ´Lightning Runners´ in die Puschen, während ´Witches Never Die´ den Ausklang doomig und heroisch zelebriert.

Also schnappt Euch mehrere Dosen FAXE, einen Ghettoblaster, die ANGEL SWORD-Kassette und feiert unter freiem Himmel in den kommenden Nächten einen Happy Barbarian Day. Cheers! Skål! Kippis!

(7 Punkte)

https://angelsword.bandcamp.com/