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SMOKESCREEN – Complete Works

~ 2015 (Cult Metal Classics) – Stil: US-Metal ~


Trüffelschwein-Alarm! Wieder haben Manos Koufakis und sein Athener Label „Cult Metal Classics“ einer vorzüglichen, leider längst verblichenen US-Metal-Band zu späten CD-Ehren verholfen. Drei Demos haben SMOKESCREEN aus New York zwischen 1988 und 1994 eingespielt. Und vor allem die acht Songs der ersten beiden Tapes sollten jedem Fan von LIEGE LORD, FORTE, VICIOUS RUMORS oder auch Melo-Thrash Marke HEATHEN/METALLICA munden wie ein gut gereiftes, auf den Punkt gebratenes Entrecôte.

Sieben Jahre existierten SMOKESCREEN bereits, als sie ihre ersten eigenen Lieder veröffentlichten. Das munter nach vorne preschende ‚Calling Out Your Name‘ könnte mit etwas gutem Willen auch als verlorener Song der ersten LIEGE LORD- oder FIFTH-ANGEL-Scheibe durchgehen, lediglich bei Sound und Refrain-Feinschliff müssen ein paar Abstriche gemacht werden. Beinahe schon episch kommt ‚The Eye Of Krishna‘ daher. Packende aber stets bangerfreundliche Rhythmuswechsel entladen sich hier in einem klassischen, gen Himmel strebenden US-Metal-Refrain, bei dem Sänger Mike McEwan seine kraftvolle, zumeist in mittleren Lagen angesiedelte Stimme eindrucksvoll in Szene setzen kann. ‚The Seventh Seal‘, die nächste Perle, verknüpft balladeske Strophen mit einem Stampf-Refrain, der nicht nur passionierten KIT-Gängern an Herz und Hose rühren wird. Das flotte, durch einen mystisch-verträumten Mittelteil verdeltelte ‚Pendulum‘ beschließt eines der besten Spätachtziger-Demos, die in dieser Stilrichtung je produziert wurden.

Der Leukämie-Tod von Gitarrist Jay Suesholtz (+1990), gleich zwei neue Sechssaiter und die Neubesetzung der Rhythmus-Gruppe waren dafür verantwortlich, dass die Band vier Jahre bis zum nächsten Demo brauchte. Deutlich professioneller produziert als der Erstling wies das Material einen merklich erhöhten Thrash-Anteil auf, was SMOKESCREEN in Tracks wie im ‚Creeping Death‘-lastigen ‚Hammer Into Anvil‘ oder der ‚Orion‘-beeinflussten Topnummer ‚Buried Alive‘ wie eine Powermetal-Variante der Hetfield-Gang wirken lässt. Auch MYSTIK kommen einem beim Hören in den Sinn und natürlich MAIDEN/WARLORD, die bei ‚The Tragedy Of Errors‘ und speziell im verschachtelten und trotzdem hymnenhaften ‚The Curse Of Im-Ho-Tep‘ ihre Spuren hinterlassen haben.

Leider konnten SMOKESCREEN mit ihrem ’94er-Demo nicht mehr an diese Klasse anknüpfen. Der Niedergang der klassischen Stahlbranche war speziell in den USA längst eingeläutet, Mc Ewan und sein Sechssaiten-Kollege aus Gründungstagen, Eddie Evelyn, versuchten mit unveränderter Bandbesetzung eine rockigere Richtung einzuschlagen. Schlecht waren die dabei herausgekommenen Songs nicht, die eröffnende Titel-Ballade ‚Monster‘ ist sogar ein echter Ohrenschmeichler. Bei Kompositionen wie ‚The Bottom Line‘, ‚Fallout‘ oder ‚The Darkness‘ ließ sich die Orientierungslosigkeit der Herren allerdings nicht mehr kaschieren. In besseren Momenten scheinen ALICE IN CHAINS durch, in schwächeren fühlt man sich an METALLICA zu ‚Load‘-Zeiten erinnert, obwohl diese Scheibe erst 1996 erschien. Das abschließende BEATLES-Cover ‚I Am The Walrus‘ war gleichzeitig der Schwanengesang für SMOKESCREEN, deren Mitglieder sich laut CD-Booklet-Info inzwischen „with much success“ in Coverbands der lokalen Szene tummeln.

Rufe nach einer Reunion sind bislang erfolglos geblieben. Ordentliche Verkaufszahlen dieser Compilation wären vielleicht ein Grund, die Jungs nochmal zusammenzutrommeln. Ich wüsste da durchaus ein paar passende Festivals…

(Demo I: dickste 9 Punkte, Demo II: gute 8 Punkte, Demo III: knappe 7 Punkte)