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KEEP OF KALESSIN – Epistemology

~ 2014 (Indie Recordings) – Stil: Epic Extreme Metal ~


Zuerst der schwer polarisierende Auftritt beim norwegischen Grand-Prix-Vorentscheid 2010, zweieinhalb Jahre später der kuriose Sängerrauswurf, als Bandleader und Gitarrist Arnt „Obsidian C.“ Grønbech einen Südafrika-Urlaub von Torbjørn „Thebon“ Schei dazu nutzte, selbst das Mikro an sich zu reißen – nein, über einen Mangel an Schlagzeilen konnten sich die Trondheimer Drachenfreunde KEEP OF KALESSIN (KOK) in den vergangenen Jahren nicht beklagen. Nun soll die Aufmerksamkeit wieder einzig und allein der Musik gelten. Und mit ‚Epistemology‘, Studioscheibe Nummer sechs, sollten die Chancen des Trios nicht schlecht stehen, den Hörerkreis auszuweiten ohne die (ausgedünnte) Schwarzwurzel-Basis weiter zu vergrätzen.

Wie schon auf dem Vorgänger ‚Reptilian‘ bevorzugen KOK auch dieses Mal das Langholz; von den sieben Kompositionen überschreiten fünf die Sieben-Minuten-Marke. Auffällig: Obsidian C. setzt zu großen Teilen auf Cleangesang, auch die Zahl der Chöre ist gewachsen, ohne den Sound dabei allzusehr in DIMMU-BORGIR-Gefilde abzudriften zu lassen. Lieber kreuzen KOK ihre High-Speed-Abfahrten mit knackigen Thrash-Riffs, wie im mächtig nagelnden ‚Dark Divinity‘, oder setzen wie in ‚Necropolis‘ gleich komplett auf die Bay-Area-Karte – Gary Holt hätt’s nicht viel besser hinbekommen.

Bei allem Abwechslungsreichtum, der sogar ein paar Powermetal-Blüten treibt (Refrain und anschließender Instrumental-Part des bereits auf der EP veröffentlichten ‚Introspection‘), kommt auf ‚Epistemology‘ auch die nordische Epik nicht zu kurz. Das eröffnende, von WHILE HEAVEN WEPT-artigen Chören getragene ‚The Spiritual Belief‘ bildet mit dem abschließenden Titelsong einen mächtigen, fast 20-minütigen Wintermantel, der in seinen tiefen Taschen auch ein paar PINK FLOYD-Zuckerl bereithält.

Ja, KEEP OF KALESSIN gehen ihren Weg unbeirrt weiter. Ob’s ohne die Unterstützung aus Donzdorf für die nächste Karrierestufe reicht, auf der sich Granden wie BEHEMOTH befinden, wird sich ab dem 16. Februar zeigen, wenn ‚Epistemology‘ beim Osloer Label Indie Recordings auf den Markt kommt.

(8 Punkte)