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NORNES – Thou Hast Done Nothing

2025 (Sleeping Church Records) - Stil: Doom Metal / Death Metal

Die französische Band hat ihre musikalische Seele seit 2017 dem Doom Metal mit Death Metal-Einflüssen verschrieben. Nach den EPs ´Vanity´ von 2018 und ´Threads´ von 2020 hat die Band nun endlich ihr Debütalbum vorgelegt. Düster und melancholisch startet das über elfminütige ´Never Ending Failure´, dass zwischen Death-Gegrunze und klarem Gesang wechselt und sich anarchisch festen Strukturen etwas widersetzt. Im instrumentalen Mittelteil hangelt sich der Song von Riff zu Riff und integriert dabei dissonante Töne, bevor sanfte Gothic-Sphären den Song wieder auf die Anfangsschiene setzen. Schwere Kost zum Einstieg. Das ist zumindest sehr mutig.

Wer aber denkt, dass sich hinter diesem großen traurigen musikalischen Koloss dann einfachere Klangwelten auftun, hat sich geirrt. ´A Rose To The Sword´ ist weder kürzer, noch irgendwie eingängiger oder kompromissfähiger. Die Gitarren irrlichten zu Beginn, bevor ein klassisches Doom Riff den schnelleren Gitarrensalven entgegensteuert. Der gequälte Gesang scheint direkt aus der dunklen Dämonenwelt zu kommen. Ein Song wie ein wirrer Fieber-Albtraum. Es gibt keine kathartische Wirkung – auch nicht bei diesem zweiten Monument aus Dunkelheit und Depression. Allerdings übernehmen die Gitarren wieder bald das Steuer und führen den Song fort, bis der dunkle Gesang gedoppelt zurückkommt. Nicht für lange, dann gibt es sanftere lyrische Töne, allerdings unterbrochen von gewaltigen Trommelschlägen. Der dissonante Gesang zerstört jede Hoffnung auf Wohlklang im Keim.

Bleibt weiterhin die Hoffnung auf etwas Helleres, Positives bei Titel Nr. 3. Der Titel ´Our Love Of Absurd´ spricht allerdings eher dafür, dass der dunkle Weg fortgesetzt wird. Die Songlänge unterschreitet die ersten beiden Titel nur gering. Das Riff ist allerdings zunächst einmal deutlich dynamischer, an klassischem Metal angenähert. Und tatsächlich, unterstützt durch den melodischeren Gesang, klingt der Song wie ein Neuaufbruch in bessere Zeiten, bevor der Gesang wieder in Death Metal-Gefilde vorstößt.

´Perceptions In Grey´ schreitet auf dem gleichen Weg voran, ohne wirklich neue Akzente zu setzen. Auch wenn es von den Gitarren doch noch etwas melodischer wird. Hier fehlt etwas der musikalische Kit, der den Song vor seinen eigenen Zentrifugalkräften bewahrt. Allerdings wird musikalisch dann doch die Kurve unterwegs einigermaßen elegant genommen. Klar, dass mit ´Oneness´ zum Schluss noch etwas Spielzeit draufgesattelt wird. Musikalisch gibt es keine größere Akzentverschiebung.

Nix für Zartbesaitete oder Menschen auf der Suche nach Lichtblicken im Herbst. Aber ideal für suizidale Tendenzen und die passende Musik zur dunklen Jahreszeit. In seiner trostlosen Konsequenz sehr bewundernswert. Und irgendwie passend zur derzeitigen psychologischen Verfassung unseres Nachbarlandes. Aufgenommen im Heldscalla Studio und gemastert bei Drudenhaus. Was sicher bei Genreliebhaberinnen und -liebhabern ein Qualitätsmerkmal ist. Ich kenne das Drudenhaus nur als Folterstätte, was ich jetzt nicht mit dem musikalischen Inhalt in Verbindung bringen will.

Allerdings wäre ein wenig mehr Dynamik an einigen musikalischen Stellen vielleicht wünschenswert gewesen, hätte aber ehrlicherweise den depressiven Gesamteindruck zu sehr verwässert und in Richtung „musikalischen Euphemismus“ getrieben. Das hätte das Gesamtwerk doch in seiner konsequenten Ablehnung jeglicher Hoffnung und Freude letztendlich gestört. Für Freundinnen und Freunde dunkler muskalischer Taten:

(8 Punkte)

https://www.facebook.com/Nornescult

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