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MASTER – Saints Dispelled

~ 2024 (Hammerheart) – Stil: Old School Death Metal ~


Als ich MASTER mit ihrem selbstbetitelten Debüt zuerst gehört und gekauft habe, war Paul Speckmann 28 und ich so knapp 17. Jetzt bin ich 49 und Paul hat einen langen grauweißen Bart und wohnt in Tschechien und nicht mehr in Illinois. Ansonsten ist das Inferno gleich geblieben. In Sachen Beständigkeit wurden Paul und seine Jungs liebevoll als „MOTÖRHEAD des Deathmetal“ bezeichnet und nach 14 Alben im gleichen Stil kommt das hin. Aber warum braucht man eine neue MASTER Scheibe?

´Saints Dispelled´ hat auf jeden Fall Hooks zu bieten, die jeden Song für sich durchaus langlebig machen. Meistens sind das pfiffige Gitarrenmelodien über dem Fundament aus straight ahead thrashenden Riffs und ungehobelt treibenden Rhythmen. Dabei sind die Songs sehr catchy und brutal im Sinne der urwüchsigen Art jener oft jugendlichen Extrembands der 80er.

Paul Speckmann kotzt herrlich wütend seinen Weltenzorn ins Mikro und zeigt dabei Charisma bis über beide Ohren. Der Opener ´Destruction In June´ ist dabei ein guter Indikator für die Platte. Roh und treibend, versehen mit Riffs, die Dir die Knochen blank schrubben und ebenso feurig intensivem, wie melodiereichen und prägnanten Gitarrensolo. Dieses Stück peitscht in herrlicher Old School Manier, nichts anderes als alte Schule sind MASTER ja auch, auf Deine Seele ein. Man merkt nicht, dass hier über fünf Minuten lang getobt und gedonnert wird.

´Walk In The Footsteps Of Doom´ schickt sich mit rauen, sägenden Riffs, bedingungslos durchgezogenem 4/4 Beat und zwischendurch auftauchenden Gitarrenharmonien an, den Jungspunden nochmal zu zeigen, wo der Todesfrosch die Locken hat. Diese Leadharmonien sind infernalisch und packend auf die Riffs aufgeprägt. Dazwischen kommen kurze Breaks, eine Weile nur Bass und Schlagzeug und ein schön stumpf wogender Gitarrenlauf mit tosendem Schlagzeug darunter.

Auch der Titelsong ist dann rasant, furios und einprägsam. Auch wenn alles schon gehört worden sein mag, MASTER haben diesen Kultspirit, durch den ihre Songs bei aller Liebe zu den 80ern immer frisch wirken. Tolle Riffs und Soli hört man hier. Die Band wirkt hungrig. Insbesondere die kurzen Ausbrüche der Sologitarre sind fantastisch und schälen Dir mit ihrer gnadenlosen Wucht die Haut vom Gesicht.

´Minds Under Pressure´ ist ein weiterer straight donnernder Deathmetalripper. Die Riffs sind schön krank und düster, wie es sich für den Stil einfach gehört. Ein paar schwungvolle wogende Momente mit thrashigem Spirit und mystischer Melodie der Sologitarre lockern das Stück in der Mitte schön auf. ´Find Your Life´ bringt auch außerhalb des Mittelteils Tempowechsel ins Spiel. Von treibendem 4/4 hin zu gefährlich schwingenden Riffklingen. Die Gitarrenmelodie ist hier wieder sehr prägend. ´Marred And Diseased“ hat einen coolen crustigen Anfang mit Bass und Schlagzeug, einprägsame Songstrukturen, coole kranke Death’n’Roll Soli und bisher die am ehesten auf traditionellen Heavy Metal hinweisende Komposition. Der Gitarrist macht mich irre mit seinen übergeilen Soli und Leitmelodien.

Ich mache jetzt den Cut, weil sich über die Herangehensweise der Band bei allen weiteren Songs kaum was anderes sagen lassen würde und MASTER scheinen 1990 einfach den Cut gemacht zu haben, keine moderneren Elemente zuzulassen und sind sich wie ihrer Anhängerschaft treu. Auch wenn seither einzige Konstante der gute Paul ist. Ich weiss nicht, ob man alle Alben der Band braucht, aber ich weiss, daß mir diese neue hier gefällt, kaum eine seit der 91er ´On The Seventh Day God Created MASTER´. Und ich weiss, daß diese Songs hier viel Leidenschaft und Entschlossenheit in großartige Kompositionen gepackt mitbringen, man sie also wieder und wieder hören und genießen kann, sie aber trotzdem frisch bleiben.

Lasst die Jungs die „MOTÖRHEAD des Deathmetal“ sein, geile Songs, perfekter Stil, das passt schon. Also ja, kauf ich.

(8,5 Punkte)

 

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(VÖ: 19.01.2024)