
PRIMTITIVE MAN – Observance
2025 (Relapse) - Stil: Sludge Metal/Doom/Experimental
Fünf Jahre nach ihrem letzten Longplayer melden sich PRIMITIVE MAN mit ´Observance´ zurück – einem Werk, das einmal mehr beweist, warum die Band zu den kompromisslosesten Stimmen des modernen Doom gehört.
Das Trio aus Denver – Ethan Lee McCarthy, Jon Campos und Joe Linden – liefert ein Album ab, das tief in Verzweiflung, Zorn und existenzielle Erschöpfung eintaucht, ohne dabei in Selbstparodie zu verfallen.

Musikalisch bleibt alles beim Alten – und das ist positiv gemeint. ´Observance´ ist schwer, verzerrt und beklemmend, zugleich aber erstaunlich dynamisch. Zwischen den schleppenden, fast körperlich spürbaren Doom-Passagen entstehen kurze Momente von Groove und Struktur, die das Chaos greifbarer machen.
Songs wie ´Seer´ oder ´Social Contract´ zeigen, dass PRIMITIVE MAN trotz ihrer gnadenlosen Härte ein feines Gespür für Atmosphäre besitzen. Die Gitarren sind gewaltige Klangmauern, das Schlagzeug von Linden wirkt erdend und präzise, während McCarthys Stimme wie ein Sturm über allem tobt.
Inhaltlich reflektiert ´Observance´ eine Welt im Zerfall – politisch, gesellschaftlich, emotional. Die Musik bleibt ein Spiegel dieser Trostlosigkeit, aber sie trägt auch einen Hauch von Widerstand in sich.
McCarthy beschreibt das Album als das bisher „hoffnungsvollste“ der Band, und tatsächlich blitzt zwischen all der Dunkelheit manchmal so etwas wie Beharrlichkeit auf. Das Artwork – ein Mensch, umschlungen von einer Schlange – symbolisiert dieses Spannungsverhältnis aus Kontrolle und Selbstzerstörung eindrucksvoll.
Observance ist kein leichtes Album, aber ein ehrliches und intensives. Es verlangt Geduld und Bereitschaft, sich der Dunkelheit zu stellen und belohnt mit einem eindrucksvollen, erschütternden Hörerlebnis. Keine Neuerfindung, aber eine solide, kraftvolle Weiterführung des PRIMITIVE MAN-Kosmos.
(8 Punkte)
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Pic: Press Photo “Relapse”



