
AQUILLA – Sentinels Of New Dawn
2025 (High Roller Records) - Stil: Heavy Metal
Wenn sich fünf Space-Warrior aus Warschau zusammentun, um den alten Heavy Metal in die Umlaufbahn zu katapultieren, muss man Helm und Raumanzug bereithalten. AQUILLA melden sich zurück. Drei Jahre nach ihrem Debüt ´Mankind’s Odyssey´ erhebt sich das polnische Flaggschiff des Heavy-Speed- und Space-Metal erneut aus den kosmischen Nebeln. Mit ´Sentinels Of New Dawn´ schwingen Captain Paradox, Jaspar De Phaser, Kris Invader, Hippie Banzai und Pete Slammer den Laser, als wäre es 1983 und die Menschheit hätte gerade wieder Bock auf echten Stahl.
Schon das Intro ´The Chronicles´ malt den Sternenhimmel sphärisch und fast filmisch. Direkt danach zündet ´Creed Of Fire´ alle Motoren. Doppelbass, rasiermesserscharfe Riffs, die Gitarre heult wie ein Triebwerksalarm. Captain Paradox schneidet mit seiner Stimme durch die Atmosphäre, eine Mischung aus Bruce Dickinson auf Koffein und Kai Hansen mit Raketenrucksack, roh und wild. Hier lodert die Flamme des alten Metal, ehrlich, kraftvoll und frei von jedem Plastikglanz.
Mit ´Plunder & Steel´ huldigen AQUILLA dem Geist der Ur-Piraten, aber mit futuristischem Anstrich. Wenn Captain Paradox hier die Piratenflagge über Yvad’déra hisst, möchte man sofort ein Langschiff starten. Der Chorus wird gebrüllt, das Solo fräst sich durch Raum und Zeit, metallischer Wahnsinn mit Stil und Schmackes.
´Mountains Of Black Sleep´ zeigt dann die epische Seite der Band. Der Bass von Hippie Banzai pumpt, Pete Slammer trommelt wie ein echter Krieger, und die Gitarren malen eine Landschaft aus Feuer. Zwischendurch bremsen AQUILLA ab und bauen Spannung auf, nur um mit doppeltem Schub wieder durchzustarten. Hier spürt man den Geist der alten Schule.
Mit ´Battalion 31´ marschieren die Space-Soldaten auf, hymnisch, kraftvoll, mit erzählerischem Tiefgang. Das Stück könnte glatt auf einer futuristischen Version der alten Jungfrauen stehen. In der letzten Minute zeigt Captain Paradox sogar eine fast erzählerische, melancholische Seite, die Menschlichkeit hinter dem Stahlhelm. Großes Kino.
´The Curse Of Mercurion´ ist pure Raserei. Wahnsinns-Vocals, gnadenlose Drums und eine peitschende Produktion. Hier schlagen die Herzen der Speed Metal-Jünger höher. Das ist der Spirit, den man sich von jungen Bands wünscht.
Und dann ´Technocrats’ Tyranny´. Der Name ist Programm. Maschinenmetall durchzogen von wütenden Gitarren und donnernden Rhythmen. Zwischen den Zeilen hört man den Geist von JUDAS PRIEST, den Wahnsinn von HELSTAR und den Weltraumschmutz von VECTOM. ´Bound To Be King´ geht klassischer zu Werke, stampfend, griffig, mit einem Refrain, der in die Faust fährt.
Dann kommt ´The Prophet´. Zehn Minuten, in denen AQUILLA zeigen, dass sie mehr können als Speed. Atmosphäre, Technik und epische Dramaturgie, ein Song, der wächst, sich windet und explodiert. Wenn die Gitarre am Ende in Licht zerbirst, hat man das Gefühl, Zeuge eines neuen Kapitels zu sein. ´Sentinels Of New Dawn´ schließlich schließt das Album wie ein kosmisches Requiem, die letzten Töne verglühen im All, der Kreis schließt sich.
AQUILLA haben es geschafft. ´Sentinels Of New Dawn´ ist kein lauer Nachfolger. Hier wird Heavy Metal mit Verstand, mit Mut zum Pathos und zur heroischen Pose gespielt. Wer auch immer die Fackel von MAIDEN, PRIEST, ANGEL WITCH oder HEAVY LOAD weitertragen will, hier sind die neuen Anwärter. AQUILLA stehen als Erben und Wächter in der Morgendämmerung bereit.
(8,88 Punkte)
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(VÖ: 31.10.2025)