
STYX – Circling From Above
2025 (Alpha Dog 2T/Universal Music) - Stil: Rock
53 Jahre nach ihrer Gründung präsentieren STYX ihr inzwischen 18. Studioalbum. Die Band, die in den Siebzigerjahren mit Klassikern wie ´The Grand Illusion´ (1977) und ´Pieces Of Eight´ (1978) zu einer der führenden Kräfte des amerikanischen Arena-Rock heranwuchs, beweist mit ´Circling From Above´ erneut ihre Fähigkeiten der musikalischen Erneuerung.
Denn seit ihrem selbstbetitelten Debüt aus dem Jahre 1972 hat sich die Band aus Chicago immerzu fortentwickelt. Werke wie das Synthie-Konzeptalbum ´Kilroy Was Here´ (1983), das härtere ´Edge Of The Century´ (1990) oder das retrospektive Comeback ´The Mission´ (2017) zeugen von einem steten Wandel bei stilistischer Offenheit. Selbst das zuletzt im Jahr 2021 veröffentlichte ´Crash Of The Crown´ stellte diesen Anspruch unter Beweis.
´Circling From Above´ knüpft erwartungsgemäß inhaltlich wie musikalisch an seine beiden Vorgänger an. Die 13 neuen Kompositionen in einer knappen Dreiviertelstunde wurden unter der Regie von Will Evankovich produziert, der seit 2022 offiziell als Vollmitglied der Band agiert. Im konzeptionellen Fokus steht bei alledem abermals das Spannungsfeld zwischen Technologie, Mensch und Natur.
Der kurz einführende Opener ´Circling From Above´ entfaltet eine spacige Atmosphäre, getragen von flächigen Synthesizer-Sounds, schwebenden Gitarrenlinien und dem charakteristischen Harmoniegesang von Lawrence Gowan und Tommy Shaw. Der Übergang zur Single ´Build And Destroy´ gelingt nahtlos, beinahe nach ELOY-Art. Dabei verbindet der Song eine hymnische Melodieführung mit leichtem SUPERTRAMP-Flair. Mit ´Michigan´ folgt ein herausstechendes Midtempo-Stück mit folkloristischer Note, akustisch geprägt, aber dank der markanten Stimmen und Lawrence Gowans Tastenarbeit unverkennbar STYX.
´King Of Love´, mit James Young am Mikrofon, bringt mit Handclaps, einem treibenden elektronisch anmutenden Beat und funkigem Basslauf rhythmische Vielfalt. ´It’s Clear´ ist von einem sanften Groove und mehrstimmigen Gesängen getragen, die des Öfteren an die VON HERTZEN BROTHER erinnern. ´Forgive´ wirkt jedoch wie ein bewusst gesetzter Ruhepol, akustisch und mit deutlichem BEATLES-Einschlag.
Die zweite Hälfte des Werkes eröffnen STYX mit ´Everyone Raise A Glass´ – ein exzentrisch inszeniertes Stück, irgendwo zwischen Cabaret, ELO und QUEEN. Das folgende ´Blue Eyed Raven´ überrascht mit Mandoline, Fiddle und einem südländisch angehauchten Gitarrensolo, ein beinahe gypsy-folkiger Ausflug, der sich erstaunlich homogen in das Album einfügt.
´She Knows´ bringt die Band wieder zurück zu ihrem bewährten Harmonie-Rock mit Piano-Fundament, während ´Ease Your Mind´ als kurzes Intermezzo fungiert, ein 45-sekündiges Klangbild. ´The Things That You Said´ ist anschließend eine Prog-Pop-Schönheit. Bassist Terry Gowan und Drummer Todd Sucherman liefern hier eine rhythmische Grundlage, die Erinnerungen an Alan Parsons, Jeff Lynne und sogar frühe YES weckt.
Mit ´We Lost The Wheel Again´ folgt ein fast unerwarteter Bruch. Will Evankovich übernimmt den Leadgesang und erinnert stimmlich an Roger Daltrey. Das riffbetonte Arrangement liegt dabei stilistisch zwischen Billy Squier und THE WHO, ein wahrhaft energetischer Moment. Den Abschluss bildet das verträumte ´Only You Can Decide´, natürlich getragen von Harmonien, Hallgitarren und progressiver Zurückhaltung.
Nach Lage der Dinge gelingt STYX mit ´Circling From Above´ ein weiteres überzeugendes Statement. Anhänger von ´The Mission´ und ´Crash Of The Crown´ werden eine konsequente Weiterentwicklung vorfinden. Somit beweisen STYX auch 2025, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören.
(8,25 Punkte)
https://www.facebook.com/styxtheband
(VÖ: 18.07.2025)