
HAREM SCAREM – Chasing Euphoria
2025 (Frontiers Music s.r.l.) - Stil: Melodic Rock
Wenn eine Band nach über 30 Jahren immer noch so eingängige Melodien zu schreiben vermag, dass man fast von einem Wunder sprechen könnte, dann sind das wohl HAREM SCAREM.
Die kanadische Melodic Rock-Truppe um Harry Hess und Pete Lesperance hat schon 16 Alben rausgebracht. Darunter waren echte Kracher wie ihr Debüt ´Harem Scarem´ (1991), das legendäre ´Mood Swings´ (1993) und das gelungene Comeback ´Weight Of The World´ (2002) oder ´Change The World´ (2020).
Aber ´Chasing Euphoria´ beweist im Jahre 2025, dass die beiden noch lange nicht zum alten Eisen gehören. HAREM SCAREM klingen immer noch so eingängig wie früher, und die erstklassige Produktion besorgt den Rest. Auf den zehn Songs lassen sie weiterhin erkennen, dass sie die Regenten des guten AOR und Melodic Rock sind.
Schon der erste Song, ´Chasing Euphoria´, hat diesen warmen Sound, für den die Kanadier bekannt sind. Der hymnische Refrain geht direkt ins Ohr und wird von einer klaren Gitarre und Harry Hess’ leicht rauchiger Stimme getragen. Das ganze Album ist positiv, voller Energie und besitzt erstklassige Melodien.
Der nächste Song, ´Better The Devil You Know´, begeistert mit seinem Arrangement und seinen Harmonien, seinem episch langen Refrain und einem Gitarrensolo von Pete Lesperance – und bewegt sich mehr in Richtung AOR. Doch diese Mischung aus melodischem Hardrock, Melodic Rock und AOR macht ´Chasing Euphoria´ so besonders.
Mit ´Slow Burn´ wird es hardrockiger als auch fröhlicher, mit ´Gotta Keep Your Head Up´ wird es stampfender. Nicht nur der fette, hymnenhafte Refrain wird bei letztgenanntem Lied ausnahmsweise von ihrem regulären Schlagzeuger Darren Smith gesungen, sondern der gesamte Song mit seinem raueren Touch in der Stimme veredelt. Daneben ist Pete Lesperances Gitarrenspiel einfach unverkennbar. Ohne Spielereien gibt er Melodien zum Besten, die man fast schon aufschreiben möchte.
Der emotionale Moment zum Abschluss der A-Seite heißt ´World On Fire´ und ist eine traurige, aber großartige Ballade mit Harry Hess’ gefühlvoller Stimme. Mit dem leicht düsteren, hardrockigen ´Bad Way´ eröffnet die B-Seite ihren Reigen, bevor das ebenfalls herausstechende ´Reliving History´ an die klassischen, alten Bandzeiten erinnert, mit Brendan Waters an den Keyboards und Pete Newdeck im Backgroundgesang.
´A Falling Knife´ ist zwar urplötzlich energiegeladener Hardrock und mit einem fetten Riff sowie viel Rhythmus ausgestattet, kann jedoch selbstverständlich auch mit einem bandtypisch großen Refrain glänzen. ´Understand It All´ besitzt hernach leichte Blues-Elemente und einen sanften Refrain, der Bass läuft geschmeidig und das Solo ist unglaublich cool. Der letzte Song, ´Wasted Years´, temporeich wie Hardrock, hookreich wie AOR, ist in Sachen Melodie, Gefühl und Klasse nochmals ein Paradebeispiel und ein phantastischer Abschluss.
Mit 37 Minuten ist ´Chasing Euphoria´ angenehm kurz. Jeder Song ist gut durchdacht und einprägsam, kein Ton zu viel und keine Sekunde verschwendet. HAREM SCAREM sind zurück, um zu zeigen, dass Melodic Rock immer noch eine Zukunft hat. ´Chasing Euphoria´ ist überraschend vielfältig und mehr als nur ein gutes Album, es ist einfach großartig.
(9 Punkte)
https://www.facebook.com/harem.scarem.band/
Line Up:
Harry Hess – Lead & Backing Vocals, Keyboards
Pete Lesperance – Guitars and Bass
Creighton Doane – Drums
Darren Smith – Lead and Backing Vocals
Band-Pic: Al Piazza