MeilensteineVergessene Juwelen

THE FRONT – The Front

~ 1989 (Columbia) ~


Diese Band und dieses Album sind so großartig, dass es mir schwerfällt, nicht durch überschwängliche Lobeshymnen und eine Aneinanderreihung von Superlativen sofort der Unglaubwürdigkeit anheimzufallen. Versuchen wir es deshalb einmal relativ nüchtern: ´The Front´, das Debüt der gleichnamigen Band, ist ein absolutes Juwel, das leider nie die Aufmerksamkeit bekommen hat, die es verdient hätte. Eine Band mit absolut großartigen Songwriting-Fähigkeiten, einer hohen Dosis Charisma und hoher, hoher Musikalität.

Schon 1984 in Kansas gegründet, waren eigentlich die symbolisch so oft genannten Weichen auf Erfolg gestellt: Mit „Columbia“ ein großes Label, mit McGhee Entertainment eine Management-Firma mit viel Erfolg (BON JOVI, MÖTLEY CRÜE, SCORPIONS), mit Andy Wallace einen damals renommierten und schicken Produzenten und auch optisch kam die Band cool rüber. Mit der ersten Single ´Fire´ konnte man auch auf Anhieb auf Platz 29 der US-Charts vorstoßen. Bands wie Alice Cooper durfte man im Vorprogramm begleiten. In Europa Lenny Kravitz und bei „Monsters Of Rock“ WHITESNAKE und AEROSMITH. Dann aber war die Zusammenarbeit 1992 auf Wunsch von „Columbia“ irgendwie vorbei.

 

 

Kommen wir zum eigentlichen musikalischen „Produkt“: Schon der genannte, erste Song ´Fire´ steht für die großartige Mischung aus Leidenschaft und Kraft. Das unglaubliche ´Pain´ ist das Paradebeispiel für diese dynamische Verbindung. Kluge Songstrukturen und großartige Melodien, einfach klassischer (Hard-)Rock mit Ohrwurmqualitäten. Kein einziger schwacher Song. ´Sin´ ist ein weiterer potenzieller Klassiker und das lange ´Ritual´ erreicht den Tiefgang von unsterblichen Songs von Schwergewichten der Rockgeschichte wie THE DOORS. Das Cover ist natürlich am ersten THE DOORS-Cover angelehnt, nur deutlich bunter (ein Jahr später hat Glenn Danzig eine weitere düstere Variante des DOORS-Covers für sein zweites wegweisendes Album gewählt).

Soweit meine objektive Beschreibung. Was ist noch hinzuzufügen? Dass Michael Franano ein ausdrucksstarker Sänger ist, der dich emotional absolut packt? Dass andere – weit weniger talentierte – Bands wie THE CULT großen Erfolg erzielten (ich mag übrigens THE CULT sehr gerne und habe Alben in meiner Sammlung), der THE FRONT locker zugestanden hätte? Dass das Album obwohl schon 1989 veröffentlicht von der unerbittlichen Grunge-Welle niedergewalzt worden ist (ich habe übrigens nichts gegen diese Musikrichtung)?

Als BAKERS PINK (die neue Plattenfirma „Epic“ bestand auf einer Namensänderung) gab es 1993 ein zweites, fast genauso großartiges Lebenszeichen (mit einem nur schwer verkaufbaren coolen Coverartwork). Leider mit (noch) weit weniger Resonanz und mangelhafter Unterstützung der Plattenfirma. Für dieses Album drohe ich schon jetzt eine weitere sachliche Besprechung an. Als Michael Moon war Michael Franano weiter aktiv, durfte mit seiner Band im Woody Allen-Film „Celebrity – Schön. Reich. Berühmt“ auftreten. Hier ein ausführliches Interview mit Michael Franano. Das Album wird einem als CD und Platte übrigens oft zum Ramschpreis angeboten (eine Schande!).