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MOUNTAIN THRONE – The Silver Light

~ 2024 (Journey’s End Records) – Stil: Epic Metal ~


Noch vor der genialen BLISSFUL STREAM-LP haben „Journey’s End“ diese ebenso geniale LP der Süddeutschen MOUNTAIN THRONE auf den überfluteten und stets weiter schwindenden Markt für physische Tonträger im Heavy Metal-Bereich geschleudert. Möge es dem noch alten Werten und Tugenden fröhnenden Gesindel wohl bekommen.

Und jener Schlag Menschenbrut erfreut sich lauthals johlend an dem Klanggebräu der Württemberger. An einem alle Sinne erst betörenden und dann mit diebischer Freude raubenden Gemenge aus treibendem Heavy Metal und wogendem bis dahinschlurfendem Doom. Die Fists of Steel können worshippend gen Walhall gereckt werden, die Necks beim Headbangen breaken und die Ärsche werden mit Lederboots durchgetreten.

Die Leadstimme ist herrlich, hell, dabei aber kratzig und schmutzig frech. Eigenwillig und daher herausragend. Aber man muss sich mit ihr anfreunden wollen. Instrumental sind die Boys dazu echte Hexer mit aber Recht gezügeltem Ego. Soliert wird, teilweise sogar ohne Riff Back Up. Dann brennt und dampft der jeweilige Song richtig. Aber die Darbietungen stehen immer im Sinne des Songs an sich.

Wenn sie dann vom Heavy Metal den Turn zum reinen epischen Doommetal wagen, sieht man vor dem geistigen Auge so richtig die Walküren über dem Schlachtfeld reiten. Wenn sie dann eine kleine Passage mit melodischem Basslauf und umhertänzelndem Schlagzeug einwerfen, bringt das zwar den andächtig vor den Boxen knienden Warrior of Steel komplett aus dem Konzept, zeigt aber, wie kreativ diese Kapelle zuwerke geht. Ist ja nun auch nicht ihr erstes Album.

MOUNTAIN THRONE sind keine Innovatoren, aber sie haben diesen Dreh raus, wie man bedeutsame Genussmusik erschafft, die genügend Kraft und Grimm mit sich trägt, um tiefe Emotionen auszulösen. Ihre NWoBHM und UK Hardrock Einflüsse sind sehr direkt erkennbar. Ihr eigenes Gesicht prägen sie all dem erlernten jedoch zu jeder Sekunde auf.

Was mir besonders gut reingeht, ist die schön stramme, gerade Ausrichtung, auch wenn sich die Passagen gern innerhalb der Songs abwechseln. Alles fließt, die Melodien erfüllen die Seele, hier lebt der Heavy Rock auch mal alle Klischees des hymnischen Heldenmetal aus und dabei entstehen eternale Epen, die einem das Herz in Flammen aufgehen lassen.

´Man The Rampart´ ist ein solcher Song von unglaublicher Größe, achteinhalb Minuten langsames Aufdrehen der Intensität bis zum machtvollen und positiv kitschigen Ende. Auch folkige Momente voller pastoraler Anmut sind da an anderer Stelle zu vernehmen. Auf Rockinstrumentierung gespielt, aber vollkommen aus Zeit und Raum gefallen wirkend.

Vor Rührung weinen muss ich noch nicht, auch wenn manch epischer Part mich schon triggert. Aber Herz und Seele brennen mir. MOUNTAIN THRONE offenbaren selbst im bodenständigsten Heavy Metal-Moment eine ihrem Namen nur zu gerecht werdende Größe. Einige der Refrains sind schierer Irrsinn.

2023 waren die Amis DANAVA meine Underground Heavy Metal-Helden in perfekter Formvollendung. 2024 geht da der Preis an diese Teutonen.

Ich könnte jetzt UFO, TRESPASS, IRON MAIDEN, DAMASCUS, QUARTZ, JUDAS PRIEST und andere Briten als Namen aufrufen, die mir in den Sinn kommen, wenn die LP bei mir rotiert. Aber das ist nur trügerischer Schein. MOUNTAIN THRONE sind ihre Kinder oder fast Enkel, die DNA ist gegeben. Aber der Weg der Entwicklung ist neu.

Für eine Band, die eigentlich altbackene Musik spielt, sind die Jungs von MOUNTAIN THRONE so erfrischend und mitreißend, als hätten wir gerade 1981 und sie müssten auf ´Iron Maiden´, ´Strong Arm Of The Law´, ´British Steel´ und ´Heaven And Hell´ mal so richtig einen draufsetzen.

Volle Punktzahl kann ich nicht vergeben, weil da letztendlich nur ein traditionelles Rezept nachgekocht wird. Aber mit 9 Punkten sollten MOUNTAIN THRONE gut bedient sein und die Fans von Doom, NWoBHM und klassischem Heavy Metal dürften wissen, worin sie ihre Kohle investieren.

 

https://mountainthrone.bandcamp.com/album/the-silver-light
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