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SLEEPYTIME GORILLA MUSEUM – Of The Last Human Being

~ 2024 (Avant Night) – Stil: Avantgarde ~


Welch triumphale Rückkehr. Der Weltuntergangskult zelebriert seine Wiederauferstehung nach dreizehn langen Jahren des Darbens und nicht bereits nach drei Tagen und Nächten. Mit dem Album ´Of The Last Human Being´ und dreizehn neuen Kompositionen feiert das messianisch verehrte Kollektiv seine glorreiche Rückkehr.

Das SLEEPYTIME GORILLA MUSEUM ist der wahre Klangtempel aus unterschiedlicher Herkunft und Stilistik. Mühelos bejubeln Prog, Folk, Rock, Metal und Kabarett als Gegenpol zur gewöhnlichen Rockmusik ihr avantgardistisches Leben. Früher hieß es Rock in Opposition, heute Rock against Rock. Die Übergänge zwischen Humor und Ernst, Musik und Kultur sind dabei fließend.

Der Untergangskult ist unorthodox und konkurrenzlos. Er ist immer noch ambitioniert, obwohl die Dämonen heutzutage nicht mehr ganz so exzessiv ihre Orgien feiern. Er ist jederzeit magisch und mystisch, samt seinen kryptischen sowie esoterischen oder auch klischeehaften Textversen. Denn das SLEEPYTIME GORILLA MUSEUM feierte bereits in seinen legendären drei Werken der Nullerjahre die Apokalypse, wahnsinnig und unheimlich. Der Menschheit steht sie indes noch bevor.

Heute lauschen Strickjacken- und Nietenarmbandträger vereint den atypischen Hymnen und feiern siebzehn Jahre nach dem letzten Studioalbum die Rückkehr von Nils Frykdahl (Gitarre, Gesang), Carla Kihlstedt (Violine, Gitarre, Harmonica, Gesang), Michael Iago Mellender (Gitarre, Xylophon, Trompete, Gesang), Dan Rathbun (Bass, Dulcimer, Gesang) und Matthias Bossi (Schlagzeug, Glockenspiel, Xylophon, Piano, Gesang), die wieder einiges an selbstgebasteltem (Slide-Piano Log, Electric Pancreas, Pedal-Action Wiggler) und ungewöhnlichem (Bass-Mundharmonika, Nyckelharpa, Marxophon) Instrumentarium mitgebracht haben.

Die lebendige Kakophonie beginnt mit ´Salamander In Two Worlds´ und den bewährten, hartnäckigen Beschwörungsformeln, rhythmisiert und mehrstimmig mit zusätzlicher Flöte, Violine, Trompete sowie Xylophon. Dagegen ist ´El Evil´ wilder und böser, mit Growls, Violine und Glocken, wird immer schneller, immer hektischer und verfällt dabei sogar kurz ins Spanische. Die Glocken dröhnen jedoch bereits im kurzen Zwischenstück ´Bells For Kith And Kin´ in Ruhe aus, wobei die Nadel des Vinyls an dieser Stelle, am Ende der A-Seite in Dauerschleife läutend hängenbleibt.

Weitaus mystischer und düsterer wird es zu Beginn der B-Seite zum Gesang von Carla Kihlstedt mit Dulcimer und Violine im Ambient von ´Silverfish´. Hektik kommt erst wieder mit der überwältigenden Vertonung des THIS HEAT-Classic ´S.P.Q.R.´ auf, Kabarett- oder Broadway-Frohsinn hingegen anschließend im stimmungsvollen, mehrstimmigen und mehrheitsfähigen ´We Must Know More´.

Teuflisch beschwörend, mit hektischen Growls, aber auch lieblichen Gesängen gibt sich nochmals ´The Gift´ auf der C-Seite des Werkes, ehe Carla Kihlstedt im sphärischen und Bass betonten ´Hush, Hush´ den Lead-Gesang übernimmt. Der flammende, rhythmische Ausbruch fällt dabei jedoch kontrolliert aus. In Groove und Break der Avantgarde früherer Jahre zeigt sich allein ´Save It!´ ganz unverblümt. Selbst auf der Auslaufrille wird noch in Dauerschleife „Save It!“ skandiert.

Die D-Seite nutzt Nils Frykdahl, um nochmals zu schweren Bombardements in ´Burn Into Light´ seine magische Kunst auszuloten sowie im ergreifenden und äußerst bewegten ´Old Grey Heron´ einen noch nicht vergessenen Helden zu ehren. Da sind selbst die letzten Worte („We love you, please stay with us one more day.“) mächtig aufwühlend, bevor das instrumentale ´Rose-Colored Song´ diese dadaistische Wiedererweckung vollendet und die kultähnliche Anhängerschaft allein in dieser pre-apokalyptischen Welt zurücklässt: „Utopian cyber-hippie this is your world now.“

(9,5 Punkte)

 

 

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