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RASCAL – Lost Beyond Reason

~ 2023 (Ossuary Records) – Stil: Speed Metal ~


Ja, das waren noch Zeiten, als Bands wie SAVAGE GRACE oder ABATTOIR das Gaspedal durchgetreten haben. Speed Metal nannte sich das Genre, das sehr hohe Anerkennung von meiner Seite bekam. Leider – aus meiner Sicht – driftete das Genre ziemlich schnell in die Richtung Melodic Speed Metal ab. Eingängige Melodien wurden auf Kosten der Geschwindigkeit integriert und das Genre wurde von den neuen Harten, die auf Thrash oder noch düstere Spielarten setzten, mit rasender Geschwindigkeit überholt.

RASCAL aus Polen haben nach Single und EP nun ihr erstes vollständiges Album vorgelegt. Und nach dem Intro wird das Gaspedal ordentlich durchgedrückt. ´Trapped Within The Lightning´ erinnert nicht nur vom Namen an zwei METALLICA-Songs des zweiten Albums. Nein, die Band spielt wirklich sehr echten Speed Metal. Mit eher hohen Vocals, auch das wurde früher gerne so gemacht. Auch wenn Songs wie ´The Faster The Better´ oder ´Running Out Of Air´ auch melodischer kommen, bleibt man dem wahren Speed Metal treu. ´Born To Kill´ nach erneutem Intro ist dann ziemlich technisch und breaklastig und erinnert an die legendären REALM und ihr legendäres Debüt ´Endless War´.

Sänger Kacper Pedziszewski zeigt beim Titelsong, dass er auch tiefere Tonlagen durchaus beherrscht und dass auch sehr gelungen vom speedigen Pfad abgewichen werden kann, auch wenn der Drummer immer noch die Double Bass Drums malträtiert. Da bleibt dann auch der eine oder andere melodische Sprengsel sofort im Gehirn hängen, auch die Riffs haben einen gewissen Wiedererkennungswert. Bei ´Conquest´ wird dann sogar leicht „gegrowlt“, auch wenn der Song wieder reinrassiger Speed Metal ist. Aber gut so, das bringt noch mehr Abwechslung in die Platte. ´Slow Burner´, einer der Plattenhöhepunkte, verbindet den ganz schön schnellen Speed mit Power Metal-Einflüssen.

Nach elf Songs ist Schluss und nicht nur wegen der immens hohen Geschwindigkeit sind die knapp 45 Minuten sehr schnell vergangen. Langeweile kommt nicht auf, auch wenn die Band in manchen komplexen Stellen nicht sofort immer zu erfassen ist. Schön und lobenswert, dass es auch noch Speed-Jünger gibt, die sich nicht so sehr an den kommerziell erfolgreichen teutonischen Vertretern als an den US-amerikanischen Vorbildern orientieren. Das klingt nicht nur frisch und jung, die Band ist auch noch nicht im Vorruhestandsalter, sondern eher im Bereich „erwachsene Nachwuchsmetaller“. Wer es schnell mag, schnell antesten.

(7,75 Punkte)

 

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