PlattenkritikenPressfrisch

KULT KOMPASS Oktober 2023

Halli hallo,

da sind wir wieder. Und wir haben einiges an Musik mitgebracht, die Euch länger beschäftigen wird, falls Ihr Euch auf dieses vielfältige Angebot aus unseren Kurzreviews einlasst.

Habt Spaß! Habt Musik!

Peace, Freunde! Peace!

 

 

M o n a t s h e r r l i c h k e i t

 

 

 

Q u i c k – R e v i e w s

 

 

 


AMC TRIO – Following The Light
2023 (Jazzline) – Stil: Jazz

Seit 20 Jahren musiziert das AMC TRIO seinen zeitgenössischen Jazz unter Berücksichtigung seiner slowakischen Wurzeln.

Pianist Peter Adamkovic, Bassist Martin Marincák und Drummer Stanislav Cvanciger führen das Trio gleichberechtigt zu seinem organischen Kammerjazzsound, gönnen sich dabei hin und wieder auch Gäste wie Philip Catherine, Bill Evans, Mark Whitfield oder Ulf Wakenius. Auf ihrem siebten Studioalbum sind Randy Brecker und Ada Rovatti zugegen.

´Following The Light´ erzählt neue musikalische Geschichten in ihrem ganz eigenen Stil. Dieser einzigartige Sound ist erfüllt mit Spiritualität und gefühlvollen Melodien. Großartig.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/profile.php?id=100063716581295&locale=de_DE


ARTEFUCKT – Ethik
2023 (Metalville) – Stil: Rock

ARTEFUCKT spielen auch auf ´Ethik´ wieder ihren geliebten Deutschrock. Sie verpassen dem Hörer mit ´Der erste Schritt´, ´Lauf´ und ´Lasst uns´ sogleich einige Kinnhaken, doch die bösen Tiefschläge musste das Trio selbst einstecken. Während der Vorproduktion des neuen Albums starb Schlagzeuger Ulrich Cichy, dessen Verlust sie besonders in dem Lied ´Abendmahl´ betrauern. Gleichwohl versinkt das Werk nicht in Schwermut.

ARTEFUCKT haben im Anschluss die Kraft gefunden, das Album als geschlossene Mannschaftsleistung zu Ende zu bringen. Zudem haben sie die Energie für ihren Deutschrock im Studio voll ausgespielt, so dass am Ende der vierte Schuss ins Schwarze beklatscht werden kann. Denn das vierte Album von ARTEFUCKT rockt immens.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/profile.php?id=100050577580790


BAZOOKA TROOPAZ – Boms, Babes And Bazookas
2023 (Independent) – Stil: Thrash/Crossover Metal

Attacke. Mischt die Party auf! Das ist die Devise der drei Norweger mit ihrem thrashigen Crossover Sound der maßgeblich von den Achtzigern beeinflusst ist. Gut abgehangener, ausgiebig immer wieder aufgelegter Crossover mit den typischen Attributen. Man erinnere sich an Bands wie späte D.R.I., ATTITUDE ADJUSTMENT, ACID REIGN, LEEWAY etc., die sich mit neueren Bands wie MUNICIPAL WASTE oder TOXIK HOLOCAUST den Bolzplatz teilen. Rasiermesserscharfe Riffs, meist erhöhtes Tempo und rotzig-thrashiger Gesang mit passenden Titeln wie ´Sons Of Steel´, ´Cannibal Catering´ oder ´Beer Slam´- das sind BAZOOKA TROOPAZ. Rein-Raus-Fertig. Originell ist anders, aber man merkt den Jungs doch einen Spaßfaktor an. Wer auf sauber gemachten thrashigen Crossover mit Achtziger-Schlagseite steht, der darf hier zugreifen.

(7 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/bazookatroopaz/


BRENT SULLIVAN-SULLVATION – The Beginning Of The End
2023 (Xstroyers Records) – Stil: US/Heavy Metal

BRENT SULLIVAN? Wenn man kein Namensnerd ist, wird einem der Name nicht wirklich was sagen. Aber es soll ja Nerds geben, die in eine Competition mit Wikipedia gehen was Musikernamen angeht. Der in Chicago ansässige SULLIVAN ist mit Bands wie WINTERKILL oder noch besser mit SLAUTER XSTROYES in Verbindung zu bringen, wo er als Bassist und treibende Kraft aktiv war/ist.

Auf ´The Beginning Of The End´ hat SULLIVAN seine „Favorite local Musicians“ zusammengezogen um das Talent der Chicagoer Szene der Metalwelt näher zubringen. Zudem konnte er Tim “Ripper“ Owens und David Shankle überzeugen, ebenfalls einen Beitrag beizusteuern. Resultierend aus solch einer Men-Metalpower die sich hier zusammengefunden hat, ist dieses Album entstanden. Limitiert auf 500 Copien auf CD, gibt es das Teil für schlappe 10 Dollar auf SULLIVANs Bandcamp-Seite abzugreifen. Musikalisch bekommt man dafür ein variationsreiches Album, das die Spielarten vom Power Metal bis zum proggigen Heavy Metal abdeckt. Durch die verschiedenen Sänger wird zudem der Spannungsbogen erweitert. Grundsätzlich ein Album, das Fans von METAL CHURCH bis SLAUTER XSTROYES überzeugen sollte. Wie gesagt, die Basis dessen was hier geboten wird ist US Metal. Da sind schon ein paar echte Knallerstücke dabei. Hervorzuheben auf alle Fälle sind ´Invasion´, ´We Become´, ´What Do You Don`t Know´. Absolute Empfehlung für US Metal-Nerds.

(8 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://sullvation.bandcamp.com/album/the-beginning-of-the-end


CADÛ – Psychotic Parade
2023 (Stonefree Records) – Stil: Psychedelic Progressive Rock

In schwierigen Zeiten braucht es schwierige Musik. CADÛ versuchen diesem Umstand nachzukommen.

Für das zweite Album haben sich Clemens Hackmack (Gitarre) und Scharmien Zandi (Gesang) mit Max Mayer (Bass) und Timothy Luger (Schlagzeug) verstärkt, um ihr Klangspektrum zwischen Psychedelic Rock und Progressive Rock auszuloten.

Dabei haben sie einige experimentelle Angewohnheiten im Sinne, die bei einem Song wie ´Dead End´ schon Jams gleichkommen.

Daher sind CADÛ vielleicht sogar eine Entdeckung für alle Liebhaber der Sechziger- und Siebzigerjahre, als die Musik noch zu einem Duft in der Luft äußerst ausgefallen ihre Töne schwingen ließ.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/cadubandofficial


COLLAPSE UNDER THE EMPIRE – Recurring
2023 (Finaltune Records) – Stil: Post Rock/Electronic

COLLAPSE UNDER THE EMPIRE nutzen ihren sinfonischen Post Rock, um mit ihrem neuesten Album ´Recurring´ den Lebenskreislauf von Mutter Erde zu durchlaufen, von ihrer Besiedelung bis zur mutwilligen Zerstörung.

Dabei lassen sie in ihren traditionellen Post Rock einige Einflüsse zu, um ihn cineastisch zu einem Soundtrack hochzustilisieren. Shoegazing und Electronica waren ihnen bislang auch nicht fremd.

Obwohl der Handlungsstrang in seinem Verlauf eigentlich immer bedrohlicher und düsterer ausfallen müsste, lassen COLLAPSE UNDER THE EMPIRE auch hoffnungsvolle Töne miteinfliessen, um nicht in der vollkommenen Schwärze zu versinken.

(7,5 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/collapseundertheempire/


DOG EAT DOG – Free Radicals
2023 (Metalville) – Stil: Crossover

DOG EAT DOG feierten in den großen Zeiten des Crossover, in den Neunzigerjahren gute Erfolge. Ob die gern als Pioniere jener Tage angesehenen US-Amerikaner allerdings auch 2023 nochmal überraschen können, beantwortet die Comeback-Scheibe nach vielen Durchläufen.

Leider können die 14 Lieder jedoch nicht die Zeit zurückdrehen, schwer finden sie in den Groove und den Gesang jener Tage wieder hinein. Immerhin finden einige Kompositionen zu altem Glanz zurück, zeigen Spaß beim Musizieren und Druck sowie Action in der Komposition.

Immerhin sind DOG EAT DOG selbst positiv gestimmt, so dass sich die anstehende Tournee für Band als auch Zuschauer lohnen sollte. Dreht halt nochmal am Rad, dreht einfach die Zeit zurück, DOG EAT DOG.

(6 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/dogeatdog.official


EsRAP & GASMAC GILMORE – …Weil Sie Wien Nicht Kennen
2023 (Springstoff) – Stil: World / Balkan / Rap

Die Geschwister Esra und Enes Özmen stammen aus dem alten Wiener Arbeiterbezirk Ottakring und haben bereits auf zwei Studioalben mit deutsch-türkischen Texten den HipHop mit türkisch-orientalischen Anleihen und das Genre Arabeske mit modernen Trapbeats bereichert.

Seit 2019 arbeiten sie auch mit der 2002 in Wien gegründeten Band GASMAC GILMORE zusammen. Max und Elias Bern erweitern den Sound im gemeinsamen Projekt um fette Gitarren, wahnwitzige Polka und Balkan-Klänge.

Somit trifft Rock, Balkan und Klezmer auf Sprechgesang und Arabeske. Das Ergebnis nennt sich ´…Weil Sie Wien Nicht Kennen´ und führt den Hörer über neun Songs in eine echt vielfältige und waghalsige Welt, in die von EsRAP & GASMAC GILMORE. Sehr mutig.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/EsraPundGasmacGilmore/


GAME OVER – Hellframes
2023 (Scarlet Records) – Stil: Thrash Metal

Sechs Jahre nach ´Claiming Supremacy´ legt der italienische Vierer seinen fünften Longplayer vor und beweist erneut, dass Stillstand nicht wirklich sein Ding ist. Variationsreicher klang man bisher nicht und so distanziert man sich nicht unwesentlich von den gängigen Thrash Metal-Vorgaben. Hier und da dockt man an old-schoolige Songstrukturen an, beweist aber deutlich, dass man nicht hängengeblieben ist und liefert erfrischende Songs mit Einflüssen der jüngeren Zeit.

Gerade Aggressivität und Spielwitz sind eher der jüngeren Zeit zuzuordnen. Auch fällt auf, dass man nicht konstant im höchsten Gang durch die Gegend ballert, sondern auch gepflegte Mid-Tempo Bömbchen liefern kann. Das fast schon melodisch wirkende ´Count Your Breaths´ untermauert die Aussage. Dafür hämmert ´Synthetic Dreams´ und ´Call Of The Siren´ in schöner bekannter GAME OVER Manier einen an die Wand. Das Album lebt allerdings von eher Mid-Tempo-lastigen Stücken und wirkt in seiner Gesamtheit sehr abwechslungsreich und vielseitig. Man hält ganz klar nicht stur an den typischen Thrash Metal-Trademarks fest, sondern testet hier und da weitere Möglichkeiten aus. Ein gefälliges Album, das Fans der Vorgängeralben erst nach einigen Durchgängen überzeugen wird.

(7 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/GameOverThrashMetal/


THE GREAT MACHINE – Respect
2018/2023 (Noisolution) – Stil: Psychedelic, Sludge, Stoner Rock

Wer bereits bei ´Funrider´ von THE GREAT MACHINE aus dem April 2023 nach mehr Musik geschrien hat, wird recht kurzfristig mit einem Nachschlag befriedigt.

Die aus Israel stammende Formation hat ihr 2018 nur in der Heimat veröffentlichtes Werk von Charlie Paschen (COOGANS BLUFF, BROTHER GRIMM) neu mischen lassen und stellt es mit einem ebenfalls neuen Artwork nun auch hierzulande in die Läden.

Die Freude ist also groß, da auch ´Respect´ die Riffs in der Wüste brutzeln und so einige Stoner-Elemente hochgehen lässt. Hier noch ein Schuss Blues, dort ein Schuss Psychedelic, so gelingt eine abwechslungsreiche Scheibe, die den Bekanntheitsgrad von THE GREAT MACHINE in Europa noch kräftig steigern wird.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/tgm11band


GREYSHADOW – Unfulfilled Desires
2023 (Greyshadow Records) – Stil: Indie Pop / Synth-Pop

Gregor Wessely musiziert seit einigen Jahren unter dem Projektnamen GREYSHADOW, so dass die Wiener Independent-Szene bereits sehnsüchtig auf sein Debüt wartet. Dieses liegt jetzt endlich unter dem Titel ´Unfulfilled Desires´ vor.

Der österreichische Singer-Songwriter wandelt dabei zwischen Rock-Hymnen und Indie Pop-Nummern, die er funky als auch synthy durch die Boxen jagt. Die Lieder spiegeln zudem sein Seelenleben wider, das voller Träume und Fantasien, aber auch voller Ängste ist.

Seine Stimme führt ihn daher so manches Mal zu einem melancholischen Moment, aus dem er sich allerdings immer wieder befreien kann. Jetzt muss den Österreicher nur noch die Welt entdecken, damit die ´Unfulfilled Desires´ vielleicht doch bald in Erfüllung gehen.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/greyshadowmusic


HIDDEN ORCHESTRA – To Dream Is To Forget
2023 (Lone Figures) – Stil: Experimental

Joe Acheson hat sich mit Poppy Ackroyd (Geige), Jack McNeill (Klarinette), Rebecca Knight (Cello), Jamie Graham (Schlagzeug) und Tim Lane (Schlagzeug) als HIDDEN ORCHESTRA formiert.

In dieser Zusammensetzung ist es Joe Acheson gelungen, aus dem Traumzustand seines bisherigen Projektes auszubrechen. Er kann nunmehr seine jazzigen, neo-klassischen, elektronischen und akustischen Sounds zu einem turbulenten Aufbrausen striezen.

Auf ´To Dream Is To Forget´ werden alle Gefühlsebenen zwischen hoch emotionaler Feinfühligkeit und hämmernder Kühle durchlaufen.

(8 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/HiddenOrchestra/


CLAUDIA KURVER – Leichtmetall
2023 (OneVisionMusic) – Stil: Deutsch-Pop

Neue Frauen braucht das Land, dachte sich Claudia Kurver, und bringt sich selbst in Sachen Deutsch Rock/Pop in Position.

Bislang mit der Metal-Formation MENTAL DEFECT und gemeinsam mit Liss Eulenherz im dunklen Synth-Pop-Duo SONORUS 7 unterwegs, will es die Lady aus Halle/Saale jetzt unter eigenem Namen schaffen, die deutschen Herzen mit Rock und Hardrock zu erobern. Zur Seite steht ihr dabei eine Band, bestehend aus Gitarrist Jan David, Bassist Marco „Fox“ Grünwald, Gitarrist Daniel Korzin und Schlagzeuger Tom Zwinzscher, die den „Leichtmetall“ an Mann und Frau bringen soll.

Letztendlich wird hier Hardrock mit Pop gemischt und in deutscher Sprache vorgetragen. Nicht ungewöhnlich und keine Weltneuheit, dennoch für Freunde solcher Klänge empfehlenswert.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/ClaudiaKurver


LOLITA TERRORIST SOUNDS – St. Lola
2023 (Independent) – Stil: Avantgarde

Nicht Salto Mortale, sondern Maurizio Vitale gründete im freien Berlin das Avantgarde-Projekt LOLITA TERRORIST SOUNDS. Maurizio Vitale hat nicht nur mit den Kollegen der EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN, SWANS, FAUST, Iggy Pop, PJ Harvey und Andrea Schröder zusammengearbeitet, sondern live für Anna von Hausswolff eröffnet. Auf dem Song ´Prison Song´ spielt sogar Kristof Hahn (SWANS) Lap-Steel-Gitarre. Doch auch in den anderen Liedern kommt die Gitarre zum industriellen Schlagzeug nicht zu kurz.

Der Unterschied zu jeglicher Konkurrenz liegt bei den LOLITA TERRORIST SOUNDS allerdings im irren und äußerst theatralischen Auftreten. Die Musik ist finster, wild und überdreht. Vielleicht dringen die LOLITA TERRORIST SOUNDS sogar ohne Schranke bis in das Gehirn vor. Innovativer Wahnsinn aus Italien, nein, aus Berlin. Und nicht St. Vitus oder Lulu, sondern ´St. Lola´ heißt die Scheibe.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/profile.php?id=100063482614013  


MANU LOUIS – Club Copy
2023 (Igloo Records) – Stil: ArtPop/Moderne Electronica

Manu Louis tüftelt wie die alte Berliner Schule über seinen Sounds. Dabei lebt er genauso wie die Alten in Spanien als auch in Berlin.

Der Gedanke klingt schön, entspricht aber nicht den Gegebenheiten, denn ´Club Copy´ ist das Sammelsurium von Pop-Liedern, die mit ihren Gesängen und ihrem Gelaber in spanischer, französischer und englischer Sprache für die Hartgesottenen ein schaurig schönes Bild abgeben. Weibliche und männliche Stimmen machen sich im Kopierclub gemütlich, um sogar kammermusikalische und chansoneske Klänge in die Pop-Welt zu tragen.

Wer zu den echten Freaks gehören will, hört Manu Louis.

(5 Punkte – Michael Haifl)

 


MEZZROW – Keep It True…Live
2023 (Fireflash Records) – Stil: Thrash Metal

Mit einem fulminanten Comeback-Album ´Summon Thy Demons´ meldeten sich die Schweden 33 Jahre nach ihrem einzigen Album ´Then Came The Killing´ zurück. Fast Parallel zum Release fand der Auftritt beim KIT statt. Den hat man clevererweise mitgeschnitten und nun in Form einer sehr limitierten Vinyl-Version (300 Copies) veröffentlicht. Acht Songs, jeweils vier vom neuen Album sowie vier vom über 30 Jahre alten Debüt werden geliefert. Und vom ersten Ton an blasen die Schweden den Dreck von den Wänden. Wuchtig, enorm massiv und technisch sauber liefert man die Tracks. Sänger Uffe Pettersson klingt verdammt gut und lässt die 30 Jahre Auszeit umgehend vergessen. Der Sound ist voluminös und drückt energisch durch die Boxen. So macht Thrash Metal Spaß. Ein souveräner Siegeszug der Schweden, die es hoffentlich für eine kleine Clubtour mal nach Deutschland verschlägt, wo sie dieses Thrash Metal Massaker erneut präsentieren können. Sehr geil.

 

(ohne Wertung – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/mezzrowsweden/


CONNY OCHS – Wahn und Sinn
2023 (Exile On Mainstream) – Stil: German Folk Noir

Vor wenigen Jahren wurde Conny Ochs wieder seiner Sammlung an Texten in Notizbüchern gewahr. Erst wollte er sie als reine Gedichtsammlung „Wahn und Sinn“ veröffentlichen, doch während weiterer Ausarbeitungen entwickelte er bereits Melodien im Kopf.

In Abkehr von seinen bisherigen Erzeugnissen als Singer-Songwriter übergab der gebürtige Hallenser seine Gesangsaufnahmen an Tobias Vethake aka Sicker Man von TRIALOGOS, mit denen der in Deutschland und Italien lebende Künstler schon zusammengearbeitet hatte, damit dieser den experimentellen Ansatz des Projektes umsetzen konnte. Einen weiteren Part übernahm Hannes Scheffler, der zudem für Produktion, Mix und Mastering zuständig war.

An Conny Ochs‘ zwei Scheiben mit Scott “Wino” Weinrich sollte die Musik allerdings auch nicht erinnern. Daher folgt der erstmalig deutschsprachige und dunkle Folk eher der Tradition einiger Poeten des Artrock und der wenigen des gehaltvollen Deutschrock. Einfach als ´Doom Folk´, so wie Conny Ochs‘ letztes Album hieß, sollte diese finstere Poesie-Scheibe allerdings auch nicht umschrieben werden.

(8,5 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/conny.ochs


PAULINCHEN BRENNT – Mache
2023 (Krakenduft Records) – Stil: Noise

Lust auf einen flotten Dreier? Es kann dabei sogar ein kräftiges Feuer entfacht werden. Denn das 2013 von Christian Örtel (Gitarre), Daniel Schmitt (Bass, Gesang) und Richard Seifahrt (Schlagzeug) gegründete Trio nennt sich PAULINCHEN BRENNT.

Mittlerweile über die Republik in Leipzig, Nürnberg und Schweinfurt verteilt, lebt sich das Trio feurig zwischen Noise und Post-Hardcore aus. In 24 Minuten haben sie ihr Feuerwerk aus acht Kompositionen auch schon abgefackelt. Von nichts anbrennen lassen, war bei PAULINCHEN BRENNT, bekannt aus dem „Struwwelpeter“ („Paulinchen war allein zu Haus…“), niemals die Rede. Gleichwohl setzen die Männer auf Abwechselung und zündeln nicht fortwährend.

Wer also das Spiel mit dem Feuer in dieser Spielart liebt, ist bei Christian, Daniel und Richard an der richtigen Adresse.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/paulinchenbrennt


PERSECUTOR – Vendetta
2023 (Persecutor A7S) – Stil: Thrash Metal

Das zweite Album der Dänen PERSECUTOR wirkt wie eine kräftige Ohrfeige mit einem scharfen Nachziehen. Die Songs haben durchweg einen leicht modernen Ansatz in ihrem grundsätzlich dennoch klassischen Thrash Metal-Stil. Beeindruckend die fetten Gitarren und die wuchtige Produktion, die für ein wirkungsvolles Thrash Metal-Brett stehen. Der Gesang ist hart, geht in kurzen Passagen immer mal wieder in leicht deathige Gefilde.

Neun Songs ohne einen wirklichen Ausfall. Nicht dass die Herren den Thrash Metal neu erfinden, aber das was sie liefern hat Eier, richtig dicke Eier. Man suhlt sich nicht in endlosen Loops an Taktwiederholungen, man drängt stürmisch nach vorne, was die Stücke dann sehr kurzweilig macht. Trotz wenig melodischen Ansätzen merkt man das Gespür für gutes Songwriting. Die Arrangements sind sauber durchdacht, die Soli gut platziert und darüber thront die mörderische Axt-Attacke. Während ´Legacy´ mit seinen überraschend melodischen Soli fast schon sanftmütig wirkt, reißt einem ´One Final Victim´ den Kopf weg. ´Narcissmus´ überfährt einen förmlich und zeigt die Stärken der Dänen beeindruckend auf. Kurzum, ´Vendetta´ ist ein sehr ordentlicher Abriss für den verwöhnten Thrash Metal-Maniac. Auf CD und Vinyl abzugreifen direkt bei der Band. Aber leider, leider kein billiger Spaß.

(8 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/PersecutorDK


RECEIVER – Whispers Of Lore
2023 (Gates Of Hell Records/Soulfood) – Stil: Epic Metal

Aus Zypern stammen RECEIVER und widmen sich stilistisch dem Epic Metal mit leichten Einflüssen der NWoBHM und einigen wenigen Folk-Einlagen. ´Whispers Of Lore´ ist das Debüt der Band um Sängerin Nikoletta Kyprianou, die mit einer kräftigen, aber auch eigenwilligen Stimme gesegnet ist und dem teils kauzigen Material etwas mehr Eigenwilligkeit aufdrückt. Denn so gesehen bewegt sich das Quintett im Windschatten der typischen Epic Metal-Szenen-Leader. Man findet in den Songs wenig Neues, sondern viel Austauschbares.

Gefällig sind eher die schnelleren Stücke wie ´Trespasser´ oder ´Starcaser´. Das an WARLORD erinnernde ´Wilderness´ ist wohl eine Coverversion eines Songs von einem Videospiel namens „Golden Axe“ (bin zu alt für den Videogame Mist). Zum Teil sind die Refrains so aufgebaut, dass man auch nach dem zehnten Bier noch lautstark mitbrüllen kann. Die Produktion ist etwas schräg und erinnert an die frühen Tage der NWoBHM. Kurzum, für ein Erstlingswerk nicht schlecht. Die Band ist hoch ambitioniert, allerdings fehlt es noch hier und da an songwriterischem Geschick um wirklich nachhaltige Songs zu präsentieren. Für Fans mit Kauz-Metal-Neigung nicht ganz uninteressant, auch wenn sich wenig Neues entdecken lässt.

(7 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://receiverofficial.bandcamp.com/album/whispers-of-lore


ROCKY`S PRIDE AND JOY – All The Colours Of Darkness
2023 (Electric Valley Records) – Stil: Doom Metal

Das Trio, zwei Dudes und eine Madame, aus Adelaide, Südaustralien, mit dem eher ungewöhnlichen Bandnamen ROCKY`S PRIDE AND JOY, liefern auf ihrem ersten Album die komplette Doom Metal-Breitseite. Textlich suhlt man sich eher im Genre des okkulten, während die Songs sehr Riffbestimmt ausgefallen sind. Megaschwere Riffs dominieren die Tracks, die in Sachen Geschwindigkeit unüberhörbar variieren. Wobei man jedoch keinerlei Versuche unternimmt, sich von den entsprechenden Doom Vorlagen zu lösen, sondern auf eine sturköpfige Art den schmalen Korridor des Genres nutzt. Vieles wirkt dadurch bekannt, allerdings offenbart das Album seinen Reiz nach ein paar Durchgängen, wo es nach und nach seinen ersten simplen Eindruck verliert.

Dass sich in manchen Passagen oder Songs fuzzige Riffs festsetzen, ist sicher erwähnungswürdig im Strudel der Doom-Riffs. ´Tunnel Vision´ ist dafür ein gutes Beispiel. Dafür donnert der Gott des puren Doom mit ´Your Hell´ durch die Gehörgänge. Ich gestehe, ein Doomjünger werde ich nie werden, aber es gibt immer mal wieder Doom-Scheiben, die selbst mich packen. ´All The Colours Of Darkness´ ist so ein Schnapper. Zumal auch der Sound fett und enorm transparent knallt.

(7,77 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://rockysprideandjoy.bandcamp.com/album/all-the-colours-of-darkness


DANIEL SCHOLZ – Château Les Clos
2023 (Broken Silence Records) – Stil: Jazz / Soul-Jazz

Der deutsche Produzent und Schlagzeuger Daniel Scholz tourt bereits seit bald einer Dekade mit seiner eigenen Band höchst erfolgreich in aller Herren Länder, spielt aber auch in WOLVESPIRIT oder für Michael Wagener. Er fördert zudem mit seinem Jazz-Label DS Records junge und aufstrebende Künstler.

Zusammen mit der Jazz-Legende Tony Lakatos mietete er sich erst kürzlich ein altes Jagdschlösschen in Frankreich, um in diesem Ambiente zwölf Kompositionen zu kreieren.

´Château Les Clos´ lädt somit ganz beschwingt alle Zuhörer zu einem Südfrankreich-Urlaub ein. Dabei können sogar echte Traumlandschaften und Traumbegegnungen vor dem geistigen Auge entstehen.

Daniel Scholz und Tony Lakatos haben mit ´Château Les Clos´ tatsächlich ein echtes französisches Jazz-Album erschaffen.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/DaSchDrums


SHOCKER – Fractured Visions Of The Mind
2023 (Independent Release) – Stil: Heavy Metal

Hinter SHOCKER stehen diverse ex-Musiker von belgischen Metal Bands wie AFTER ALL, PHOENIX REBELLION, GEA BOLGA etc, die somit Einflüsse aus verschiedenen Genres zu SHOCKER mitbringen. So klingt dann auch der erste Longplayer ´Fractured Visions Of The Mind´ vielseitig, überraschend sowie spannend, aber nicht überfordernd. Die Haupteinflüsse kommen aus dem US-Power Metal, dicht gefolgt von Genres wie Thrash und Progressive Metal, sowie hier und da auch dezente Siebziger Hard Rock-Passagen.

Während eine Nummer wie ´Survive The Night´ in der ersten Hälfte an frühe HELSTAR erinnert, wird in der zweiten Hälfte experimentieller progressiver aufgespielt, was dann wiederum an spätere HELSTAR erinnert. Ganz anders dagegen ´Stranded On The Borderline´, das eher hardrockiger mit Seventies Einfluss daherkommt, aber auch leichte Prog Metal-Einflüsse erkennen lässt. Gesanglich ist man mit Sammy Peleman (ex-AFTER ALL) perfekt aufgestellt. Er agiert variationsreich und deckt Power Metal-Nummern ebenso großartig ab wie deutlich verproggte Nummern. In seiner Gesamtheit ist  ´Fractured Visions Of The Mind´ ein enorm anspruchsvolles, recht vielseitiges und eigenständiges Album. Die hohe Musikalität wird gekonnt mit knackigen Riffs und einer potentiell hohen Progressivität gekoppelt. SHOCKER klingen verdammt amerikanisch und können ohne Probleme Fans von SANCTUARY/NEVERMORE etc. ansprechen.

(8,5 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/Shockertheband/ 


HENRY SPENCER – The Defector
2023 (AMP Music & Records) – Stil: Jazz

Der Jazztrompeter Henry Spencer, Studium an der Guildhall School of Music and Drama in London, spielte bereits mit dem NATIONAL YOUTH ORCHESTRA und dem LONDON JAZZ ORCHESTRA. Seine eigene Formation HENRY SPENCER & JUNCTURE rief er ebenfalls ins Leben und räumte 2011 den „Best Newcomer Award“ beim „Marlborough Jazz Festival“ und 2014 den „Emerging Excellence Award“ von „Help Musicians UK“ ab.

In großer Bandbesetzung nahm er sein neues Album ´The Defector´ auf. Dabei arbeitete er mit dem renommierten Komponisten George Stevenson des „London Symphony Orchestra“ zusammen. Gemeinsam entwarfen sie einen cineastischen und kraftvollen Sound, der die Töne wie Worte ins Gehör tragen sollte.

Mit Co-Produzent Paul Whalley und Mixing Engineer Jon Kelly abgeschlossen, ist ´The Defector´ ein Erlebnis aus Jazz, Rock und Minimalismus.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/Henryspencermusic


TRAITOR – Teutonic Slaughter
2023 (Independent Release) – Stil: Thrash Metal

Das Balinger Abrißkommando TRAITOR legt mit ´Teutonic Slaughter´ sein zweites Live-Album vor und zeigt dabei beeindruckend, dass die Jungs sich als Band enorm weiterentwickelt haben. Der Liveklopper wurde 2022 beim Schlichtenfest mitgeschnitten und umfasst zehn Songs, die mit einem wirklich druckvollen Sound auftrumpfen. TRAITOR liefern puren, unverfälschten Thrash Metal, sprich rasende Riffs, volles Double-Bass-Programm und durchweg eine hohe Rasanz gepaart mit einer bissigen Note.

Dass man bei zehn Songs eines 45-Minuten Auftritts nicht alle gewünschten Songs unterbringen kann, ist klar. Aber die Jungs machen das Beste daraus. Liefern drei Tracks vom aktuellen Studioalbum ´Exiled To The Surface´ und mischen diese mit älteren Thrash-Bomben gut durch. Die Wucht der Stücke ist beeindruckend, ebenso die Intensität mit der man die Songs live raushaut. Ein absolut gepflegter Abriss. Wer sich die CD bei der Band direkt bestellt, was finanziell am besten für die Band ist, wird sich über einen QR-Code freuen, mit dem man sich den Auftritt auf Video reinziehen kann! Das ist doch mal originell. In diesem Sinne, support your local Thrash Metal-Band. Sie haben es mehr als verdient.

(ohne Wertung – Jürgen Tschamler) – https://traitorthrash.bandcamp.com/album/teutonic-slaughter


WERCKMEISTER – Maruschka
2023 (Erdgleich) – Stil: Indie / Singer-Songwriter / Gothic

Von Beginn an wurde Sänger David Howald mit der DOORS-Legende Jim Morrison verglichen. Doch seine vor wenigen Jahren mit Florian Hümmer und Bernhard Weiss ins Leben gerufene Bandformation WERCKMEISTER hat weitaus mehr zu bieten.

Das Trio nimmt den Post Punk als dunkle Grundlage für musikalische Ausflüge mit der Leichtigkeit des Pop und des Ambient. Dabei entstehen Klanglandschaften, die sich längst von den Vergleichen mit THE DOORS und THE VELVET UNDERGROUND gelöst haben.

Seine Stimme trägt David Howald durch solch interessante Singer-Songwriter-Welten, die die Liebe in vielen Ausprägungen beinhalten, dass Liebhaber des Post Punk, Gothic Rock und Dark Wave hier genüsslich zubeißen können.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/werckmeisterband

 

 

Bis zum nächsten Klick.
Euer
Michael und das gesamte SaitenKult-Team

 


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