~ 2023 (Asthmatic Kitty) – Stil: Indie Folk/Indie Rock/Electronica/Experimental ~
Die Arbeitsmoral von Sufjan Stevens ist schon bewundernswert. Bei all dem fast schon erdrückenden Lob, das auf den US-amerikanischen Songwriter nun schon seit vielen Jahren niederkommt, will er sich immer wieder neu beweisen, ob nun mit Ambient- und Electronic-Alben oder eben seiner Kernkompetenz, dem Indie Folk.
Im schwindelerregenden Katalog des gebürtigen Detroiters kommt ´Javelin´ nun seinen Grundwerten wieder sehr nahe, manchmal kunstvoll, manchmal schlicht, ist es wieder einmal die Art von herzerwärmendem, überaus ehrgeizigem Folk, für den er bekannt geworden ist und wofür er am meisten geschätzt wird.
Bemerkenswert ist allerdings auch, dass ihn in all den Jahren niemand überholt hat, denn trotz einiger, kleinerer Nachahmer liegt in diesem Sound und dieser Herangehensweise eine gewisse Magie, die kein anderer Künstler seiner Art auch nur annähernd erreichen kann.
´Goodbye Evergreen´ eröffnet das Album dann auch mit einem nachdenklichen Einatmen, bevor sich der Song zu etwas unglaublich Intimem entwickelt, denn sowohl Liebe, Träume als auch die anhaltende Präsenz des Todes werden hier von spiralförmigen Klaviertönen und von impressionistischen Chorarrangements untermalt, teils niederschmetternd, aber eben auch unendlich schön.
´A Running Start´ hingegen besteht aus Ukulele-Picking und vereinzelten Overdubs, ist zugleich sanft und intensiv, ein ungemein tiefgründiges Stück, das einen Hauch von Himmel vermittelt.
Die restlichen Songs bewegen sich in ähnlichen Gefilden, und Stevens schließt dann mit dem sternenklaren Wunder von ´There’s A World´ ab, und er scheint sich dabei an frühere herrliche Zeiten zu erinnern, während er uns gleichzeitig direkt in der Gegenwart verwurzelt.
Als Künstler, der nie so wirklich auf der Suche nach dem Erfolg gewesen ist, schien Sufjan Stevens` Werk stets seinen Preis zu haben, Fortschritt war mit Verlust verbunden oder Schönheit mit Trauer. ´Javelin´ ist jedenfalls ein weiteres herausragendes Album, technisch nahezu brillant und zugleich emotional bezaubernd. Es gibt da ein Zitat vom allmächtigen Bob Dylan, das so viel bedeutet wie „eine verdammt tolle Sache, solchen Schmerz zu genießen“. Hier trifft es zweifellos zu.
(8 Punkte)
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