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SONNY CLARK – Sonny Clark Trio

~ 1958/2023 (Blue Note) – Stil: Jazz ~


Der östlich von Pittsburgh aufgewachsene US-amerikanische Jazzpianist und Komponist Conrad Yeatis „Sonny“ Clark verbrachte seine ersten musikalischen Gehversuche an der Westküste, ehe er nach einigen Jahren, im Alter von 26 Jahren an die Ostküste zog. Dort wurde er schnell zum gefragten Sideman und zum Hausmusiker für „Blue Note Records“.

Er spielte mit John Coltrane, Charles Mingus, Sonny Rollins, Dexter Gordon, Kenny Burrell, Donald Byrd, Grant Green, Jackie McLean, Hank Mobley und Art Taylor. Als Bandleader konnte er zudem ab Mitte der Fünfzigerjahre eigene Scheiben aufnehmen, die ihren Höhepunkt im Mai 1958 mit ´Sonny Clark Trio´ und im August 1958 mit ´Cool Struttin’´ fanden.

 

 

Trotz des großartigen Materials auf dem 1958er Vorzeigewerk ´Sonny Clark Trio´, das Pianist Sonny Clark am 13. Oktober 1957 mit seinen äußerst talentierten Mitmusikern vom ersten MILES DAVIS QUINTET, Bassist Paul Chambers und Schlagzeuger Philly Joe Jones, in den „Van Gelder Studios“, Hackensack, New Jersey, aufnahm und sich in dieser Trio-Besetzung von seinen vorherigen Sextett-Sessions verabschiedete, findet der einflussreiche Pianist selten unter den weltbekannten Jazz-Größen eine Erwähnung. Vielleicht auch weil er nur fünf Jahre später, nach einem kurzen Musikerdasein, als weiteres Heroin-Opfer des Jazz bereits mit 31 Jahren das irdische Leben hinter sich ließ.

Seine technische und musikalische Brillanz kann er dennoch auf  ´Sonny Clark Trio´ in sechs Kompositionen inklusive einiger Standards belegen. Obwohl sich das Trio auf bewährte Lieder aus der Bebop-Ära sowie klassische Broadway-Erfolge verlässt, zählt das Sonny Clark Trio seither zu den wegweisenden Paradebesetzungen eines Klavier-Trios.

Das als Eröffnung der Seite A im Sauseschritt vorgetragene ´Be-Bop´, im Original von Dizzy Gillespie, ist bereits der fast nicht mehr zu übertreffende Höhepunkt des Werkes. Der extrem genaue Groove wird nicht nur von den flinken Fingern, sondern ebenso von Kontrabass und Schlagzeug extrem kurze zehn Minuten lang getragen, ein echter Hochgeschwindigkeits-Marathon samt Schlagzeugsolo. Fingerschnippen ist hier nur in extremer und übertriebener Hast möglich.

Die gewisse Leichtigkeit strahlt anschließend ´Didn’t Know What Time It Was´ durchgehend aus, im Original von Richard Rodgers/Lorenz Hart aus dem Jahr 1939 und dem Musical „Too Many Girls“. Fingerschnippen ist hier ohne Unterlass auf hohen Touren möglich.

Ein echtes Paradestück für Schlagzeuger Philly Joe Jones als auch für die Fingerfertigkeiten an den Tasten ist die Dizzy Gillespie-Komposition ´Two Bass Hit´. Fingerschnippen ist hier mit einem extremen Taktgefühl möglich.

Die B-Seite eröffnet ein Stück von Tadd Dameron aus dem Jahre 1947 namens ´Tadd’s Delight´, das schon das MILES DAVIS QUINTET aufgenommen hatte. Fingerschnippen ist hier bei allen eingesetzten Synkopen möglich.

Es folgt der Jazz-Standard ´Softly, As In A Morning Sunrise´, im Original von Sigmund Romberg und Oscar Hammerstein II aus der 1928er Operette „The New Moon“, dessen wundervolle Melodie auch von Sonny Rollins bearbeitet wurde. Fingerschnippen ist hier scheinbar unumgänglich.

Den Abschluss bildet das erlesene Klavierstück ´I’ll Remember April´, im Original 1941 von Gene DePaul, Patricia Johnston und Don Raye, das Sonny Clark in eine herzerwärmende Ballade verwandelt und vollkommen verführerisch die Melodie zelebriert. Diese Darbietung ist eine wahrhaftige Anmut des Frühlings, ohne die Notwendigkeit jegliches Fingerschnippens.

Für echte Feinschmecker.

(9 Punkte)

 

 

´Sonny Clark Trio´ erscheint in der „Tone Poet Vinyl“-Reihe, in einer schwer zu übertreffenden Neuauflage und Pressung, d.h. audiophiles, rein analoges Mastering von den Original-Analogbändern, eine flache und extrem leise 180g-Vinyl-Pressung und ein mega-dickes, glänzendes Gatefold-Cover.

 

 

Sonny Clark – Piano
Paul Chambers – Bass
Philly Joe Jones – Drums

 

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