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BIG JOHN PATTON – Let ´Em Roll

~ 1966/2023 (Blue Note) – Stil: Jazz ~


Der US-amerikanische Jazz-, Blues- und R&B-Pianist/-Organist „Big“ John Patton war in den Sechzigerjahren der Orgel-König unter den Beherrschern der Hammond B-3. Diese mächtige Orgel war für ihn von Beginn an ein Faszinosum, seit er sie bei Live-Auftritten in einigen Clubs erlebt hatte.

1959 startete er sein erstes Hammond-Orgel-Trio und verfolgte weitere Besetzungen mit dem Gitarristen Grant Green. Er war zudem Sideman für Lou Donaldson, Jimmy Ponder und später bei John Zorn. Neben ´Blue John´ (1963) und ´Got A Good Thing Goin’´ (1966) ist insbesondere ´Let ´Em Roll´ (1966) als sein künstlerisches Meisterwerk anzusehen. Gemeinsam mit Gitarrist Grant Green, Schlagzeuger Otis Finch und Vibraphonist Bobby Hutcherson nahm er letzteres am 11. Dezember 1965 in den „Van Gelder Studios“, Englewood Cliffs, New Jersey, auf.

 

 

Die überraschende Klangverbindung aus elektrischer Orgel und Vibraphon schlägt den Hörer seit den Sechzigerjahren in ihren Bann. Big John Patton präsentiert eine Soul-Jazz-Platte, die mit viel Groove Funk und Blues mit einbezieht. Nur ein eingespieltes Quartett kann solch einen Groove erzeugen. Während Bobby Hutcherson mit seinem Vibraphon Vorstöße in die Tiefe und Schwere unternimmt, ist Big John Patton an seiner Orgel für die Komplexität als auch die Harmonie zuständig.

Der heißeste Orgel-Shit des Jahres 1966 heißt ´Let ´Em Roll´.

Während sich die A-Seite gerne im Groove verfängt, lebt sich die B-Seite weitaus mehr in beschwingtem Frohsinn aus.

Der Eröffnungsfeger ´Let ´Em Roll´ bereitet den Hörer auf die kommenden vierzig Minuten im Namen des Rock ’n‘ Roll vor. Eine bluesige Gitarre und ein sanfter Orgelklang schweben in einer völlig anderen Welt, in der die bluesigen Züge angeschoben werden und die Glöckchen des Himmels erklingen.

In gänzlich anderen Sphären lacht sich die Sonne ins Fäustchen, wenn die unwiderstehlichen Latin-Rhythmen von ´Latona´ erklingen und Grant Green zu einem großen Solo ansetzt. Daher könnte nicht nur die Johnny Mandel-Ballade ´The Shadow Of Your Smile´, weltbekannt aus dem US-amerikanischen Filmdrama „The Sandpiper“ des Regisseurs Vincente Minnelli, mit Bossa-Nova-Flair über die Straßen von Südfrankreich bis nach Rio flanieren.

Zur Musik der B-Seite stehen längst keine Gliedmaßen mehr still. Die supercoole Nummer ´The Turnaround´ von Hank Mobley lädt zum flotten Bewegungstanz ein. Ein Höhepunkt nach dem anderen strömt unterdessen aus den beiden Vinylrillen heraus. Denn noch fröhlicher und beschwingter groovt tatsächlich ´Jakey´ und noch funkiger ´One Step Ahead´ im 5/4-Takt.

Let ´em Roll, Baby, mit dem keinesfalls körperlich großen, sondern musikalisch großen „Big“ John Patton.

(Klassiker)

 

 

´Let ´Em Roll´ erscheint in der „Tone Poet Vinyl“-Reihe, in einer schwer zu übertreffenden Neuauflage und Pressung, d.h. audiophiles, rein analoges Mastering von den Original-Analogbändern, eine flache und extrem leise 180g-Vinyl-Pressung und ein mega-dickes, glänzendes Gatefold-Cover.

 

 

Big John Patton – Orgel
Grant Green – Gitarre
Bobby Hutcherson – vibes
Otis Finch – Drums