PlattenkritikenPressfrisch

MARIO SCHÖNWÄLDER – The Eye Of The Chameleon

~ 1989/2023 (MiG Music) – Stil: Elektronische Musik ~


Natürlich erlebte die „Berliner Schule“ ihre Hochphase in den Siebzigerjahren, als TANGERINE DREAM, ASH RA TEMPEL, HARMONIA und natürlich Klaus Schulze die elektronische Welt bestimmten. Genauso einflussreich war natürlich auch die „Düsseldorfer Schule“.

Doch in den Neunzigerjahren mussten sich neue Musiker auf den Weg machen, um eigene Lorbeeren unter dem Stil der „New Berlin School“ einzuheimsen, darunter u. a. Bernd Kistenmacher, Mirko Lüthge, Frank Klare und auch Mario Schönwälder.

Letzterer war von Synthesizern derart angetan, dass die Elektronische Musik fortan sein Leben bestimmte. Bereits in den Achtzigerjahren studierte er die Erzeugung elektronischer Klänge und war 1988 auf einer Kassetten-Kompilation zu hören. Schließlich entschied er sich, mit seinem Atari-Computer an einer eigenen CD zu arbeiten.

Im Sommer 1989 beendete er die Aufnahmen und konnte die fertig gepressten Silberlinge gerade noch in letzter Sekunde vor einem Festival im belgischen Antwerpen abholen. Im Winter 1989/1990 saß er bereits an den Arbeiten für seine zweite CD. Mario Schönwälder war endgültig der elektronischen Musik verfallen. 1992 gründete er sogar sein eigenes Label „Manikin Records“.

Doch in seinem Herzen und in den Herzen seiner Anhängerschaft steht bis heute seine Veröffentlichung aus dem Jahre 1989 ganz weit vorne: ´The Eye Of The Chameleon´, eine Scheibe ganz im Sinne der „Berliner Schule“, obwohl die Stimmung, dem Zeitgeist angemessen, nicht ganz so federleicht ausfiel.

Wenngleich auf diesem Werk die Musik von Mario Schönwälder noch sehr von Klaus Schulze geprägt scheint, sind die fünf langen und repetitiven Epen jenseits der Zehn-Minuten-Marke jeweils ein echter Genuss. Es ist ein ausgesprochener Traum, ihrer langsamen Entwicklung und Veränderung gewahr zu werden.

Nach dem exzessiven Konsum von ´The Eye Of The Chameleon´ wird jeder Liebhaber elektronischer Klänge gleichfalls nach ´Hypnotic Beats´ (1990) und ´Close By My Distance´ (1992) Ausschau halten müssen. Zumindest ist ´The Eye Of The Chameleon´ durch „MiG Music“ frisch aufgelegt worden und leicht ausfindig zu machen.

(Berliner Schulnote: 8 Punkte mit Sternchen)