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HANK MOBLEY – A Caddy For Daddy

~ 1967/2023 (Blue Note) – Stil: Jazz ~


Da Henry „Hank“ Mobleys Tenorsaxophon-Spiel eher den melodischen Bereichen zugeneigt war, wird sein Vermächtnis zumeist völlig unterschätzt.

Bereits mit 19 Jahren spielte er mit Dizzy Gillespie sowie Max Roach und ab Mitte Zwanzig auf unzähligen Alben mit Donald Byrd, Herbie Hancock, Sonny Clark, Art Farmer oder Jackie McLean. Seine ersten Fußstapfen als Bandleader hinterließ er unter den Firmierungen HANK MOBLEY AND HIS ALL STARS sowie HANK MOBLEY QUINTET. Von seinem 28. Lebensjahr an spielte er schließlich einige wegweisende Meilensteine wie ´Peckin‘ Time´ (1958), ´Soul Station´ (1960) , ´Roll Call´ (1960) und ´Workout´ (1961) ein.

Am 18. Dezember 1965 nahm Hank Mobley für sein langjähriges Label „Blue Note“ ein weiteres Werk auf: ´A Caddy For Daddy´. Eingespielt an nur einem Tag in den „Van Gelder Studios“ mit Trompeter Lee Morgan und Posaunist Curtis Fuller, mit denen er schon bei Art Blakeys THE JAZZ MESSENGERS musiziert hatte, sowie mit Pianist McCoy Tyner, Bassist Bob Cranshaw und Schlagzeuger Billy Higgins, wurde das Album allerdings erst 1967 veröffentlicht.

Doch bei diesem Werk lohnte sich jegliches Warten. Es ist ein weiterer Beweis dafür, Hank Mobley als einen der größten Tenorsaxophonisten seiner Zeit und zugleich als einen der besten Komponisten anzusehen. Denn er demonstriert im Zusammenspiel mit einem herausragenden Lee Morgan an der Trompete und einem McCoy Tyner am Klavier, dass er im Gegensatz zum Gros seiner Kollegen auf eigenes Songmaterial zurückgreifen kann und sich nicht auf Standards verlassen muss.

Für die Unsterblichkeit seiner Werke sorgt bereits der neunminütige Evergreen ´A Caddy For Daddy´ zum Auftakt der A-Seite, in dem das Saxofon und die Posaune wundervoll nonchalant zum unvergesslichen Groove aufspielen. Überhaupt fühlt sich der Hörer von allen Kompositionen in einer dunklen Nacht mit Sonnenbrille zum Tanze aufgefordert.

Eine ganze Breitseite an Melancholie fängt nämlich das mächtige ´The Morning After´ in Moll ein und bläst sie dementsprechend in die Welt hinaus. Das Tastenspiel trägt sein Scherflein zum Gelingen innerhalb der beinahe zehn Minuten ebenfalls restlich unentbehrlich neben dem großen Rhythmusspiel von Bob Cranshaw und Billy Higgins bei.

Selbst die einzige Fremdkomposition, Wayne Shorters ´Venus Di Mildew´, swingt zur Eröffnung der B-Seite hart und lässt die Bläser zur Hauptmelodie die Luft immer schön in die Spitze hochreißen. Dagegen schließt die von der Bläsern vorgetragene Melodielinie des Post Bop eines ´Ace Deuce Trey´ immerzu das Klavier bekräftigend ab. In aller swingenden Fröhlichkeit vollendet letztlich ´3rd Time Around´ dieses famose Ausnahmewerk.

In der gehobenen „Tone Poet“-Reihe erscheint ´A Caddy For Daddy´ aktuell komplett analog durch Kevin Gray von den Originalbändern gemastert, als RTI-Pressung, Stereo, auf einem völlig rillengeräuschlosen 180g-Vinyl in einem stabilen und glänzenden Tip-on Jacket mit wattierter Innenhülle.

(Klassiker)

 

 

 

Musiker:

Hank Mobley — Tenorsaxophon
Curtis Fuller — Posaune
Lee Morgan — Trompete
McCoy Tyner — Piano
Bob Cranshaw — Bass
Billy Higgins — Drums

 

https://www.facebook.com/hankmobleymusic/