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IRIS – Iris

~ 1981/2023 (Golden Core/ZYX) – Stil: Hardrock ~


Eigentlich genau mein Ding. Deutschsprachiger Hardrock mit einem Schuss Artrock. Die Musik kommt fernerhin noch aus den Siebzigerjahren und kennt trotz 1981 die Neue Deutsche Welle nicht. Das ist früher Deutsch Rock, gerne auch mit Heavy Rock und Progressive Rock angereichert. Dennoch ist der siebenköpfigen Band aus dem Raum Stuttgart/Esslingen dereinst kein großer Wurf gelungen.

Ottmar Fuhrbach (Percussion), Siggi Hendel (Saxophon/Gesang), Eberhard Köder (Drums), Peter Schade (Bass/Gesang), Harald Seeger (Lead-Gitarre), Jörg Vogt (Keyboards) und Eddy Zinnöcker (Rhytm.-Gitarre/Lead-Gesang) hießen die Herren und ihre Gruppe IRIS. Aufgenommen haben sie ihr einziges Album im September 1981 für das kleine Label „Peak“ in dem Kirchheimer „Tonstudio Spygel“, das später von SINNER, STORMWITCH, GRAVESTONE oder TYRANT frequentiert wurde.

Ihre Musik konnte weder dem Krautrock noch dem Deutschrock vollständig zugesprochen, ebenso eine Verwandtschaft zu GROBSCHNITT oder den deutschen OPUS ausgesprochen werden. Selbst die zeitgleich agierenden LACRIMA oder ihre ostdeutschen Kollegen von KARAT tanzten nicht auf derselben Hochzeit.

IRIS konnten in einem Song wie ´Vorurteil´ auch schlicht US-amerikanisch klingen oder in ´Lutz´ wie Soft-/Artrock der Marke SUPERTRAMP. Gleichwohl boten sie in der Regel keine großen Hooks auf, sondern ließen wie in ´Kernphysik´ die Gitarren schön schwingen. Weit mehr im Mittelpunkt stand jedoch das sehr oft solistisch eingreifende Saxofon.

Wie so oft bei deutschsprachigen Akteuren müssen diese im Vergleich zu den internationalen Kollegen jedoch mit starken Worten in ihren Texten die Kastanien aus dem Feuer holen. Wenn etwa der Schmutz-´Lutz´ vom Verfassungsschutz wie die Stasi agiert („Ich weiß von jedem was er denkt, ich hab mich an jeden rangehängt und scheue mich nicht, meine kleinen Wanzen, zwischen Euren Cannabis zu pflanzen.“) oder in ´Kernphysik´ die Zwetschgen-Zermahlung mit einem Zwetschgen-Entkerner sogar als Sinnbild für die Politik herhalten muss („auch da gehts um Spaltung.“).

Dass es mit Deutschland abwärts geht, wussten IRIS schon im Jahre 1981, indem sie für ihren Text des Songs ´Die Weber´ Heinrich Heine bemühten und somit Gott, das Vaterland („Deutschland, wir weben Dein Leichentuch“) und die Regenten („der den letzten Groschen von uns erpresst.“) anprangerten. Selbst die Hauptstadt von Baden-Württemberg bekommt noch vor „Stuttgart 21“ ihr Fett in dem glorreichen Song ´Stuttgart´ weg.

Fast genau mein Ding, das es nach vielen Jahren jetzt erstmals wieder zu hören gibt, natürlich auch auf Vinyl.

(8 Punkte)

 

 

„Dü-Düü-Düüü… Kein Lied mehr auf dieser Platte.“

 


(VÖ: 28.07.2023)