Livehaftig

DESERTFEST Berlin 2023

~ Top-Notch-Party in der Hauptstadt ~


Als ich im Mai letzten Jahres meinen finalen Rückweg von der tollen „Arena“ an der Berliner Spree über den Kreuzberger Kiez antrat, war mir klar, dass es davon definitiv eine Wiederholung geben würde. Sowohl atmosphärisch als auch in Sachen Organisation gehörte das gerade erlebte „Desertfest Berlin“ zu meinen absoluten Festival-Highlights. Etwas verwundert war ich schließlich, als für dieses Jahr die „Columbiahalle“ im Stadtteil Tempelhof angekündigt wurde. An der Grenze zu Kreuzberg gelegen, bietet die Location für rund 3.500 Zuschauer Platz und war kurioserweise nach Kriegsende die Sporthalle für die in Berlin stationierten U.S.-Soldaten. Nach deren Abzug 1994 wurde der Gebäudekomplex geschlossen und nach Umbau 1998 wiedereröffnet, und seither finden dort eben auch regelmäßig kulturelle Veranstaltungen statt.

 

 

Ich kann dazu nur sagen: eine wirklich ausgezeichnete Wahl, da die Atmosphäre in der weit kleineren, familiärer wirkenden Haupthalle für die gebotene Musik einfach wesentlich passender ist. Auch beim Sound sehe ich ganz deutliche Fortschritte, er wirkte bei fast allen Bands jedenfalls deutlich klarer und druckvoller als noch im Jahr zuvor, worunter bekanntlich vor allem YOB bitter zu leiden hatten. Die Lightshow und die Leinwandprojektionen waren auch dieses Jahr auf gewohntem Top-Notch-Niveau, das Catering-Angebot ordentlich, und auch das Outdoor-Terrain bot genügend Gelegenheit, sowohl zum Feiern als auch zum Chillen.

 

 

Was mir darüber hinaus noch wirklich gut gefiel, war die Publikumsnähe der teilnehmenden Musiker. Scott „Wino“ Weinrich etwa ließ sich schon am späten Nachmittag auf dem Gelände blicken, verteilte Autogramme und hielt den einen oder anderen netten Chat. Im Presse-/VIP-Raum und auf dem Balkon während den Konzerten, gaben sich auch Bandmitglieder von MANTAR, C.O.C. oder CHURCH OF MISERY die Ehre und ließen es teilweise auch richtig knallen.

Ich liebe einfach das Flair auf solchen Festivals. Bereits nach fünf Minuten umgarnen einen die verschiedensten Cannabis-Düfte, auch Punk-Girls in den schrägsten Outfits finden sich dort galore. Aber was natürlich auch von diesem Jahr am deutlichsten nachwirkte waren die zahlreichen grandiosen Shows, ein Gesamtpackage, wie es für mich eigentlich gar nicht hätte besser sein können, mit gleich mehreren, heißbegehrten Acts.

 

CHURCH OF MISERY

CHURCH OF MISERY aus Japan waren dann schließlich mein Festivaleistieg am späten Freitagabend. Ich hatte ja schon von jeher ein gewisses Faible für Bands aus Nippon, für mich irgendwie schräg und exotisch zugleich, und gerade aus dem extremen Musikbereich gab es in den letzten rund 30 Jahren immer wieder sagenhaft gute Acts, wie etwa ZENI GEVA oder MELT-BANANA, die eben den Unterschied machten. CHURCH OF MISERY aus Shinjuku hingegen sind vor allem bekannt für ihre ultraschweren, stark von BLACK SABBATH beeinflussten Riffs, und ihre Songtexte, die sich teilweise mit Serienmörder-Ikonen befassen. Der unverwechselbare Sound des Quartetts war von Anfang an geradezu gruselig, als würde man sich gerade einen B-Horrorfilm aus den Siebzigern anschauen, mit Vibrationen, die Knochen zertrümmern könnten.

 

 

Bassist Tatsu Mikami, übrigens das einzige verbliebene Originalmitglied der Band, passte sich dem mit seinen charakteristischen Schlaghosen auch optisch perfekt an, und er bearbeitete seinen Bass derart tief, beinahe als würde er dabei auf dem Boden sitzen. Wenn man dann noch all die flackernden Haare hinzufügt, verstärkte das nur den mühelos coolen Look der Band, und sie sendeten Frequenzen aus, die niedriger und atonaler nicht hätten sein können.

 

 

Sänger Hiroyuki Takano spielte jeden Zentimeter seines Playgrounds aus und rannte konsequent von einem Ende der Bühne zum anderen, und er sorgte mit seinen wilden Posen und der grimmigen Mine stets dafür, dass alle auf den Beinen waren und eine gute Zeit hatten. Songs wie ´Born To Raise Hell´ oder ´Brother Bishop bescherten uns jedenfalls ein ohrenbetäubendes doomiges Erlebnis, und besser hätte mein Einstand eigentlich gar nicht sein können.

 

KING BUFFALO

Für etwas später am Abend hatte ich dann KING BUFFALO aus Rochester, N.Y. auf meiner To-do-Liste. Aktuell gibt es zweifellos kaum eine andere Band die Psychedlic und Stoner Rock auf eine derart raffinierte Weise miteinander verwebt, und speziell ihre Alben ´Dead Star´ und ´The Burden Of Restlessness´ drehen auf meinem Turntable immer häufiger ihre Runden.

 

 

Mit Leichtigkeit machten sie sich dann auch auf den Weg zu ihrem mitreißenden Set, und als der Opener ´Silverfish´ erklingt, ist der Ort bereits erobert. Die markanten Gitarrenklänge zwingen die Menge unmittelbar, zu jedem Takt zu schwanken und zu tanzen, und die Freude an den verzerrten, einfachen, aber äußerst wirkungsvollen Riffs geht weder Sänger/Gitarrist Sean McVay noch dem Publikum verloren, es entsteht dabei eine Magie wie man sie zwischen Band und Zuschauern sicherlich nur selten erlebt.

Schlagzeuger Scott Donaldson eröffnet schließlich das folgende ´Hebetation´, und das liebenswerte Drum-Intro führt hin zu weiteren schwelgerischen Gitarrenriffs, begleitet von der cleveren Bassarbeit von Dan Reynolds.

 

 

Neben den Highlights ihrer früheren Alben werden schließlich auch ´Mammoth´ und ´Firmement´ von ihrem aktuellen Longplayer ´Regenerator´ präsentiert, das beeindruckende Set fließt jedenfalls reibungslos und enthält die richtigen Gitarrenposen zum richtigen Zeitpunkt, während das Publikum ebenfalls perfekt zur Atmosphäre beiträgt. Ein denkwürdiger Gig, der zweifellos noch lange bei mir nachwirken wird und eines der verzauberndsten Live-Erlebnisse der vergangenen Jahre!

 

THE OBSESSED

Aber auch THE OBSESSEED erreichten absolute Größe! Verdammt noch mal, diese Riffs, es gibt kaum etwas Besseres als Wino, und niemand schreibt seine Songs so wie er, irgendwie gleichzeitig genauso organisch wie extradimensional. Die Band zeichnet sich ja schon von jeher vor allem durch ihre Einfachheit aus, Punkrock und Blues sind hier sicherlich entscheidende Elemente, die den kreisenden Rhythmus im Stoner-Gewand erst so richtig zum Fließen bringen.

 

 

THE OBSESSED rollen auch heute Abend mit Klassikern wie ´Streetside´ und ´Freedom´ ihre psychedelischen Exkursionen und innerpunkigen Wendungen immer wieder aus und dehnen sie dabei in alle möglichen Richtungen.

 

 

Das mittelschnelle, knallharte ´To Protect And To Serve´, fällt schließlich fast ein wenig aus dem Rahmen, und der Groove, Winos charakteristischer Gesang und die traditionelle Doom-Metal-Gitarrenverzerrung stechen hier einmal mehr besonders hervor.

 

 

Aber großartiger Doom Metal kann schließlich auf der Bühne nicht viel bewirken, wenn die Besetzung nicht über die entsprechende Kraft und das nötige Groove-Gefühl hinter dem Schlagzeug verfügt – und ja, Brain Costantino hat mehr als nur das transportiert, und es war großartig, zumindest anfangs während des Fotoshootings, so nah an der Bühne zu sein und die Kraft des Schlagzeugs direkt auf der Brust zu spüren.

THE OBSESSED boten hier jedenfalls eine wahre Meisterleistung an Perfektion und Professionalität, die nicht nur die zahlenden Zuschauer zu begeistern wusste.

 

CORROSION OF CONFORMITY

„Habt ihr gestern auch THE OBSESSED gesehen? Mann, war das eine geile Show!“ schwärmte am Tag darauf nämlich Pepper Keenan von CORROSION OF CONFORMITY mitten im Set, er war ganz offensichtlich immer noch völlig fasziniert von dem, was da erlebt hatte. Mit einer Karriere von fast vier Jahrzehnten und der beharrlichen Einstellung, bei ihrem bluesigen Stoner keine Kompromisse einzugehen, ist aber auch seine eigene Band mittlerweile ein Veteran und liefert weiterhin Auftritte ab, die genau dieser Einstellung gerecht werden.

 

 

Mit reichlich Groove durchsetzte Riffs überschwemmen schließlich das Publikum, während Keenan und Woody Weatherman das Tempo hochhalten und Bassist Mike Dean über die Bühne streift. Keenans Gesangsdarbietungen sind hier in tadelloser Form und verleihen ihrem Sound eine zusätzliche Portion Überzeugungskraft, wobei beispielsweise ´Vote With A Bullet´ live noch stärker klingt als auf der Platte.

Manchmal wirken sie mir allerdings auch ein wenig zu formelhaft und die Songs beginnen mitten im Set zu verschwimmen, aber an diesem Punkt ihrer Karriere müssen sich CORROSION OF CONFORMITY keine Sorgen machen, dass sie sich neu erfinden müssen, um im heutigen Metal-Klima relevant zu bleiben – was heute Abend beweist, ist, dass Einfachheit sehr effektiv sein kann – und dafür liefern sie in Hülle und Fülle!

 

 

´Paranoid Opioid´ etwa drängt die Leute jedenfalls schon sehr früh an der Spitze, während der punkigere Song eine gewaltige Energie ausstrahlt, und auch bei ´Shake Like You´ kommt es zu lauteren Aktionen der Menge.

Zum Abschluss eines alles in allem befriedigenden Abends liefern C.O.C. noch zwei ihrer Klassiker, nämlich ´Albatros´ sowie ´Clean My Wounds´. Solide, aber nicht gerade umwerfend.

 

CROWBAR

Gleiches trifft auf die Sludge-Spezialisten von CROWBAR zu. Mag aber auch daran liegen, dass ich sie in den letzten Jahren ganz einfach viel zu häufig gesehen hatte. Ihre In-Its-Entirety-Präsentation des Meisterwerks ´Odd Fellows Rest´ beim „Roadburn“ vor einigen Jahren war ein unumstrittener Höhepunkt, und auch ihre Show beim „Desertfest Antwerpen“ wusste mich vollends zu begeistern. Vielleicht lag es aber auch an dem schwachen aktuellen Album, meine Erwartungen waren jedenfalls nicht allzu groß.

 

 

Getreu dem Wort stürzt sich Frontmann Kirk Windstein schließlich in das mitreißende ´Self-Inflicted´ aus dem selbstbetitelten zweiten Album, und der Eröffnungsgesang „I’ll never lose the scars you done…“ unterstreicht bereits, wie kraftvoll und beeindruckend Windsteins Stimme geblieben ist nach so vielen Jahren im Spiel.

 

 

Mit ´Fixation´ wird dann ein weiterer Klassiker aus dem Jahr 1993 serviert, bevor sich der ikonische Frontmann der NOLA-Crew einen Moment Zeit für seine Zuschauer lässt, und der größte Ausdruck seiner Liebe zu den anwesenden Fans zeigte sich im Material aus eben dem monolithischen ´Odd Fellows Rest´ aus dem Jahr 1998, wobei die wahre Sludge-Hymne ´Planets Collide´ einen Anstieg der Moshpit-Beteiligung verzeichnete. Einige herausragende Stück gab es durchaus, wobei jedoch vor allem die Songs von ´Zero And Below´ das Setlist-Niveau zu sehr verwässerten.

 

MONOLORD

Den Auftritt der Schweden MONOLORD konnte ich hingegen kaum erwarten! Vorschusslorbeeren für deren intensive Live-Auftritte gab es ja zuhauf, aber vor allem ihre beiden letzten Studioalben hatten es mir angetan, wobei der aktuelle Longplayer sogar aus ihrem gesamten Backkatalog eindeutig herausragt. Es war jedenfalls eine stetige Flut an Low-End-Frequenzen zu erwarten, und das Trio eröffnete schließlich mit ´The Weary´ von ´Your Time To Shine´, ein Opener wie man ihn besser kaum wählen kann, und anstatt bloßen Kopfnickens forderte der hämmernde Sound vom Publikum heftige Ganzkörperbewegungen, dem es dann auch artig nachkam.

 

 

Bassist Mika Häkkis nachdrückliche Gesten und Schwingungen seines Instruments betonten zudem mit visueller Unterstützung die Laut-Leise-Dynamik, während Sänger/Gitarrist Thomas Jäger eher zurückhaltend mit seinen charakteristischen Gesangseffekten intonierte, die wie das Ergebnis aus verschwommener Melodie und Refrain-Verzögerung wirken.

Jäger und Häkki verwenden massive Pedalboards, um ihre gewünschten Effekte zu erzielen, wobei jedes Pedal bewusst ausgewählt und mit Fingerspitzengefühl und Fachwissen in ihrer Kette eingesetzt wird.

 

 

MONOLORDs ebenfalls ausgezeichnetes Album ´Rust´ wurde ebenfalls mit zwei Stücken gewürdigt, dem aufgewühlten und zugleich unheimlich klingenden ´Where Death Meets The Sea´ und dem psychedelischen Titelsong. Letzterer begann mit Jägers halltrunkenem Gesang und einer kirchenähnlichen Orgel, bevor ein vernichtendes Riff die Menge erschütterte.

Das Set stellte jedenfalls eindeutig MONOLORDs Fähigkeit unter Beweis, ein Genre, das hinsichtlich neuer Ideen scheinbar in einer Sackgasse steckt, auf eine ungemein frische und authentische Art und Weise zu präsentieren. Für mich einer der ganz klaren Sieger dieses Festivals!

 

MANTAR

MANTAR hatte ich hingegen schon ein paar Male gesehen, Premiere war ausgerechnet beim „Psycho Las Vegas“ Festival 2016, wo sie meines Wissens auch als einzige deutsche Band aufgetreten waren. Jedenfalls hatte ich noch nie eine Show erlebt, wo dermaßen große Soundprobleme herrschten, manch einer sprach danach sogar von Sabotage. Ein paar durchgeknallte Mexikaner im Publikum schrien zudem andauernd „Lutschen meine Schwanz!“, das war jedenfalls der mit Abstand abgefuckteste Gig, den ich jemals gesehen hatte!

 

 

Heute sind MANTAR Headliner – und in Deutschland. Gut so! Hanno Klänhardts hagerer Körper beugt sich schließlich über seine Gitarre, und er dreht sich mit seinen qualvollen, von Wut erfüllten Schreien und bösartig harten Riffs, während Erinç Sakarya da sitzt und die härtesten Beats des Festivals einhämmert. Der schiere Lärmpegel, den hier gerade mal zwei Leute erzeugen können, ist schon erstaunlich.

 

 

Es strömt eine Spannung und Atmosphäre durch die beiden, als sie sich da gegenüberstehen, als würden sie gleich umkippen, sobald sie die Dämonen von sich befreit haben – dabei handelt es sich allerdings nicht etwa um eine visuelle, von Flammen erfüllte Ebene der Hölle, die sie da erschaffen, sondern eher um eine dunkle, grüblerische, weit psychologischere Ebene.

Die Synergie, die Klänhardt und Sakarya teilen, wird jedenfalls niemals gefährdet sein, und ihre gegenseitige Auseinandersetzung und gegenseitige Befruchtung sorgen dafür, dass Stücke wie ´Era Borealis´ von ´Ode to the Flame´ fast noch tighter klingen als jemals zuvor. Wieder einmal eine faszinierende Show!

 

MONO

Das japanische Post-Rock-Quartett MONO hatte ich hingegen anfangs nicht auf dem Schirm. Ob nun cineastisch, elegisch, ätherisch oder eisig – es ist schwer, die typische Sprache zu vermeiden, die mit Post Rock verbunden ist, wenn man den Auftritt eines dermaßen kraftvollen Instrumentalquartetts zu beschreiben hat.

MONO lassen sich jedenfalls nahezu von allen Bereichen des riesigen Shoegaze/Post Rock-Kosmos inspirieren – vom verzerrten Gitarrenlärm von MY BLOODY VALENTINE, der halligen Melancholie von THE CURE bis hin zur leisen/lauten Dynamik von MOGWAI. Das Quartett ist aktuell in jeder Hinsicht eine gut geölte Maschine, die mit ihren gefeierten Sound-Performances schon Trommelfelle auf der ganzen Welt zertrümmert hat.

 

 

Die Gitarristen Takaakira „Taka“ Goto und Hideki „Yoda“ Suematsu saßen rechts und links auf den Hockern auf der Bühne, ihre Gesichter waren von einem schwarzen Haarschopf verdeckt, und zu ihren Füßen lag ein Arsenal an Effektpedalen. Bassistin/Keyboarderin Tamaki „Maki“ Kunishi stand mitten auf der Bühne und schwankte im Takt zur Musik, ganz und gar die Eiskönigin der tiefen Frequenzen, während Schlagzeuger Dahm Majuri Cipolla das Schiff mit Kraft, Präzision und Geschick aus dem Hinterhalt steuerte.

 

 

Besonders die epische Version des Songs ´Nowhere, Now Here´ vom gleichnamigen Album konnte schwer beeindrucken, das waren zehn herrliche Minuten, in denen das Stück seine volle Größe und Intensität erreichte. Bei MONO dreht sich eben alles um langsame Aufbauten und epische Höhepunkte, und nur wenige Bands können das so effektiv oder mit mehr Dramatik und Kraft erschaffen.

Der monumentale Closer für das reguläre Set, ´Ashes In The Snow´ vom Album ´Hymn To The Immortal Snow´ fasste dann noch mal alle herausragenden Momente der Show zusammen. MONO stapeln hier einfach den Lärm und die Wildheit, bis alles, was übrigbleibt, einem überwältigenden White-Noise-Angriff gleicht. Für mich die ganz große Überraschung in der Columbiahalle!

 

UNCLE ACID & THE DEAD BEATS

Die Briten UNCLE ACID & THE DEAD BEATS hatte ich, mir damals noch unbekannt, 2013 als Vorband von BLACK SABBATH auf deren ´13´-Tournee in der Frankfurter Festhalle erlebt. Einen wirklich bleibenden Eindruck hatten sie damals bei mir nicht hinterlassen, aber ihre beiden Alben ´Blood Lust´ und ´Mind Control´ gehören zweifelsohne mit zum Besten, das in den letzten rund 20 Jahren aus dem Doom/Psychedelic Rock-Genre hervorgegangen ist.

Ihre Live-Shows hingegen bringen Farben zum Vorschein, die die Alben nicht so deutlich zu zeichnen wissen: es gibt Rock, Psychedelic, punkige Blastbeats, funkige Basslinien, Stoner, schmuddeligen Sludge und umwerfenden Doom, und ihr Sound beschwört ein geradezu dystopisches Gefühl von verlassenen Ebenen herauf, die mit dem Horizont verschmelzen.

 

 

Die Bühne wurde schließlich in dunklem Purpur erleuchtet, das zu einer gesampleten Übertragung lud, die sogar etwas von einem Stanley Kubrick-Film ausstrahlte, seltsame Pieptöne wirbelten über einer Ambient-Dissonanz, als der Vierer ganz aus heiterem Himmel mit ´Mt. Abraxas´ einsetzte.

Auf Anhieb waren die Töne großartig, die Leadgitarre von K.R. Starrs folgte dicht hinter seiner klagenden, leicht leisen Stimme, begleitet von Yotan Rubingers Backing-Gesang und Rhythmusgitarre, Thomas Mowforths Schlagzeugspiel und Dean Millars Bass-Gitarre.

 

 

Das groovige ´Shockwave City´ bestach schließlich vor allem durch seine dunklen, schwungvollen Riffs und die unerbittlichen Drum-Grooves, und etwas später verwandelte ´Crystal Spiders´ das Set langsam in eine verschwommene Verzerrungsübung und fügte Elemente hinzu, die klar an Stoner Rock erinnerten. Dieselbe Energie fand sich etwa auch in ´Pusher Man´, einer langsameren, schlammigen Nummer, mit jenseitigen Gitarrenharmonien und Vocals umhüllt.

Beim Publikumsliebling ´I’ll Cut You Down´ klapperte Starrs‘ punkige Gitarre fast wie ein altes Dieselauto, bevor sie den Gang wechselte und dem Song seinen galoppierenden Drive entlockte. Der Klassiker ´No Return´ kündigte schließlich einen knallharten Schluss an, und mit Millars schwungvollen, herzergreifenden Basslinien und Mowforths rasanten Clockwork-Rhythmen überwältigte das Stück die Menge phänomenal. Die vier Engländer waren jedenfalls mehr als ein würdiger Headliner dieses Festivals, das ich hiermit auch gerne in meine „Top 10 of all Time“ aufnehme.

 

https://www.facebook.com/DesertfestBerlin