MeilensteineOnly Jazz Is Real

SONNY ROLLINS – Saxophone Colossus

~ 1956/2012 (Prestige Records/WaxTime) – Stil: Jazz/Hard Bop ~


Der US-amerikanische Jazz-Tenorsaxophonist Sonny Rollins, geboren in New York City als Walter Theodore Rollins und Sohn seiner von den Jungferninseln stammenden Eltern, ist einer der bedeutendsten Jazzmusiker. Er revolutionierte mit seinen Hard Bop-Kollegen die Musik des 20. Jahrhunderts und brachte dem Jazz nicht nur seine Härte, sondern seine lebhafte Improvisation bei. Doch bis heute ist Sonny Rollins immer noch auf der Suche nach dieser einen Note, diesem einzigartigen Ton Gottes.

Allerdings ist dem Jazzsaxophonisten bereits mit seinem sechsten Studioalbum ein alle Zeiten überdauerndes Meisterstück gelungen. Gemeinsam mit dem Produzenten Bob Weinstock und dem Engineer Rudy Van Gelder nahm er es am 22. Juni 1956 in den Studios von Van Gelder in Hackensack, New Jersey, auf. Zu Sonny Rollins‘ Quartett gehörten der Pianist Tommy Flanagan, der Bassist Doug Watkins und der Schlagzeuger Max Roach.

Sensationell ist bereits die erste Komposition ´St. Thomas´ mit ihrer vom Calypso inspirierten Melodie. Obwohl diese einem Standard entnommen ist, wurde der Song durch Sonny Rollins zu einem definitiven Jazzstandard. Der Songtitel selbst ist nach der Insel Saint Thomas der Amerikanischen Jungferninseln in der Karibik benannt.

Bereits hier stellen Schlagzeuger Max Roach und Pianist Tommy Flanagan unter Beweis, dass sie zu den größten ihrer Zunft gehören. Sonny Rollins‘ Ton und seine Art und Weise des Spielens bleiben indes trotz der allzeit möglichen Improvisationskunst stets zugänglich. Daher ist er bei hochnäsigen Traditionalisten und auch Schönklang-Jazz-Hörern beliebt.

Danach zelebrieren sie regelrecht eine der mächtigsten Jazzballaden mit dem Titel ´You Don’t Know What Love Is´. Obwohl im Original von Gene de Paul und Don Raye, ist die Bearbeitung durch Sonny Rollins äußerst trübe und sucht ihresgleichen. Dagegen ist die Hard Bop-Nummer ´Strode Rode´, benannt nach dem „Strode Hotel“ in Chicago, in dem Trompeter Freddie Webster 1947 starb, temperamentvoll und mitreißend.

Noch mehr swingt der in jenen Tagen sehr populäre Standard aus Bertolt Brechts und Kurt Weills Dreigroschenoper, in aller Herren Länder unter dem Moritat von Mackie Messer geläufig. Das ´Moritat´ von Sonny Rollins ist düsterer, und ebenso wie das nachfolgende Lied in b-Moll gehalten, strahlt aber gleichwohl über seine zehn Minuten eine echte Lebensfreude aus. Über elf Minuten feiern Sonny Rollins und seine Mannen das finale ´Blue 7´, ein experimentelles und progressives Blues-Stück.

´Saxophone Colossus´ ist eine der besten und unverzichtbaren Scheiben aus jenen Tagen des Hard Bop und ist mit seinen fünf magisch erfüllten Melodien bis heute nicht gealtert. An manchen Tagen ist ´Saxophone Colossus´ für den Jazzer sogar eine der wenigen Inselplatten, eine Top-5-Jazz-Platte aller Epochen.

 

(Klassiker)

 

Aktuell empfiehlt sich von den gewohnt vielen Vinyl-Pressungen, neben der in hiesigen Graden beinahe unerschwinglichen Version der berühmten „Analogue Productions“ aus dem Jahre 2022, die von „WaxTime“ aus dem Jahre 2012 noch erhältliche 180g-Pressung, die ohne Rauschen mit einem dynamischen Sound ausgestattet ist. Ihr wunderbarer Klang kostet zudem nicht allzu horrende Taler.  

 

 

Sonny Rollins – Tenor Saxophone
Tommy Flanagan – Piano
Doug Watkins – Bass
Max Roach – Drums

https://www.facebook.com/officialsonnyrollins