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KULT KOMPASS Januar 2023 – 2/2

Einen wunderschönen guten Tag allerseits.

Nicht länger als nötig, wollen wir uns heute an diesem Vorwort aufhalten, denn wir haben im Anschluss an die MONATSHERRLICHKEIT wieder ein stattliches Programm zusammengestellt, das sich aufgrund seiner Qualität zu lesen lohnt. Hinsichtlich der Güte der besprochenen Scheiben natürlich.

Also viel Spaß und …

Peace!

   

M o n a t s h e r r l i c h k e i t

 

 

Q u i c k – R e v i e w s

 


ANIMALIZE – Tapes From The Crypt
2020/2023 (Dying Victim) – Stil: Heavy Metal

Warum sollen Songs, die Qualität haben, auf Demo-Tapes und EPs in Miniauflagen ihr Dasein fristen, wo sie keiner hören kann? Wenn solche Teile ausgegraben werden, und neuen Fans zugänglich gemacht, dann erst können sie ihrer Bestimmung folgen. Musik will, soll, muss gehört werden. Egal ob 40 Jahre alt oder nur drei. Darum halte ich es für eine gute Idee, dass „Dying Victim“ aus dem schönen Ruhrgebiet den Lyonern ANIMALIZE die Gelegenheit geben, die Debüt-EP noch einmal unters Volk zu werfen. Zumal das letztjährige Album ´Meat We’re Made Of´ doch ziemlich eingeschlagen hat.

Die fünf Songs, die auf ´Tapes From The Crypt´ zu finden sind, sind eine wunderbare Ergänzung in der Sammlung. Eben, weil diese fünf Lieder mächtig rocken. ANIMALIZE waren 2020 schon auf dem richtigen Weg. Sie haben genau das zusammengefügt, was wir (oder unsere Eltern) seit 40 Jahren lieben. Flotte treibende Songs, mitreißende Melodien. Und Texte, die vor Klischees triefen. Sie triefen vor blutigen Klischees. Dass der Aasfresser in ´Sous L’Oeil Du Charognard´ dann auch noch geile Gitarrensoli kann, ist das Tüpfelchen auf dem I. Allerdings darf der geneigte Fan keine Scheu haben vor französischen Lyrics, denn die Jungs von der Rhône hauen gern mal einen in ihrer Muttersprache raus.

(8 Punkte – Mario Wolski) – https://www.facebook.com/animalizeband/


ANZILLU – Ex Nihilo
2023 (M-Theory Audio) – Stil: Thrash Metal

Mit einem altsumerischen Bandnamen kommen ANZILLU angerollt. Die von Songwriter Jesse Kämäräinen initiierte Gruppe bietet nunmehr die Fortsetzung seiner kompositorischen Hinterlassenschaft, die sich bei ihm seit dem Ableben von INKVISITOR angesammelt hatte.

2021 ging es daher mit neuen Mitstreitern als ANZILLU frisch ans Werk, ein Studioalbum in den „Sonic Pump Studios“ einzuspielen. Das Ergebnis schimpft sich ´Ex Nihilo´ und sorgt mit schrillem Gesang zu spritzigem Thrash Metal für rote Ohren.

Da ANZILLU das Schneller-, Härter, Weiter-Spiel nicht mitmachen, haben sie einen schönen Vorrat an melodischen und schnellen Thrashern mitgebracht, der sich über die gesamte Distanz selten abnutzt.

(7 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/anzillufi


APE SHIFTER – Monkey Business
2023 (Brainstorm Records) – Stil: Instrumental Power Heavy Rock

´Monkey Business´ ist schon das dritte Album der deutsch-amerikanischen Zusammenarbeit, bestehend aus Gitarrist Jeff Aug (hat u. a. schon mit und für GREG HOWE, SOFT MACHINE, ALBER LEE, etc. gespielt) sowie LESS Basser Florian Walter und ROTTING CARCASS Drummer Kurty Münch. Zwölf Songs legen sie auf diesem Album vor, die wuchtig, aggressiv und auch ziemlich geradlinig einschlagen.

Instrumentalalben sind ja grundlegend nicht jedermanns Sache, aber die Gewalt und die rabiate Spielweise, die das Trio an den Tag legt, reißt einen doch förmlich mit. Leicht verproggte Elemente finden sich ebenso in den Stücken wie gnadenlose Riffattacken, die vor Power und Wut in den Gehörgängen explodieren. Nummern wie ´Mind Of You´, ´Ahab´, ´Shitkicker´ oder ´MPU´ zeigen prägnant, dass Instrumental-Stücke alles andere als langweilig und eintönig sein können, insofern man sie nicht in die Länge zieht und somit die Aussage „in der Kürze liegt die Würze“ untermauern. Da das Trio im April in Deutschland auf Tour ist, sollte man sich das Instrumental Inferno nicht entgehen lassen.

(7,5 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://apeshifter.bandcamp.com/


ATSUKO CHIBA – Water, It Feels Like It’s Growing
2023 (Mothland) – Stil: Experimental Rock

Wer mehr als Progressive Rock will, wer mehr als Post und Kraut Rock auf einem Sender erleben will, muss sich an ATSUKO CHIBA aus Montreal wenden. Denn diese schöpfen gerne aus dem Vollen und präsentieren bei sechs Songs gleich mehrere Langstrecken-Kompositionen über sieben und acht Minuten.

Folgerichtig werden ATSUKO CHIBA erst einmal in das Auffangbecken des Experimental Rock geworfen. Aus diesem wenden sie sich mit Psychedelic und Indie Rock, mit Post, Prog und Krautrock an alle Hörer, die sich in diesen experimentellen und sinfonischen Bahnen wiederfinden. Ganz gleich, ob dabei der Bart oder die Zimmerpflanze wachsen, das Wasser fließt und es wird zum gegebenen Zeitpunkt den Hörer mitreißen.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/atsukochibamusichttps://atsukochiba.bandcamp.com/album/water-it-feels-like-its-growing


CONDENADOS – El Camino De La Serpiente
2020/2023 (Evil Confrontation Records) – Stil: Stoner/Doom

Doomig psychedelische Musik aus dem spanischsprachigen Teil Amerikas kam zuletzt bei mir immer gut an. Dadurch angefixt kam dies chilenische Duo in meine Playlist. Aber leider nur kurz. Der bekiffte Doom mit Versatzstücken aus 70er Heavy Rock und Proto Metal ist gut gespielt und vor allem richtig gut produziert. Am Klang liegt es also nicht, dass ich nach dem zweiten Durchgang gezwungen war aufzugeben. Aber im Gegensatz zu Kollegen aus Chile, Mexiko oder Argentinien, die in den beiden letzten Jahren mein Gehör erfreuten, CONDENADOS vermögen mich nicht zu überraschen. Der Weg der Schlange, so die Übersetzung des Albumtitels, ist zu sehr geradeaus.

Zu selten also, dass wie beim „Gang“ einer Schlange oder dem Lauf eines Flusses, ein abrupter Richtungswechsel überrascht, eine Finte in die Irre führt oder oder. Die größte Überraschung ist, dass man hier ein Intro findet, das noch uninspirierter und unnötiger erscheint als so ziemlich alle Intros in den letzten Jahren. Das kostet Punkte in der B-Note. Dafür ist das Cover sehr gelungen und hätte ein spannenderes Album verdient.

(6 Punkte – Mario Wolski) – https://www.facebook.com/condenadosdoom


DREIVIERTELBLUT – Plie
2022 (Millaphon Records) – Stil: Liedermacher / Bayerische Mundart

Wenn du zu Mundart-Liedgut bayrischen Humor mitbringst, dann brauchst du nur noch ein paar wilde Geschichten in petto haben und schon ist die Welt morgens um sieben Uhr noch in Ordnung. Dann kommen die Räuber und trinken Blut, Räuber trinken es literweise.

Die Geschichten von DREIVIERTELBLUT erzählen Sebastian Horn und Gerd Baumann, die seit über zehn Jahren mit dieser folklorefreien Stimmungsmusik unterwegs sind. Zwölf Songs hat das Münchner Septett auf seinem vierten Studioalbum untergebracht. Leidenschaft in Musik und Text, mit Gitarren, Bläsern, Akkordeon, Schlagzeug sowie mehrstimmigem Gesang vorgetragen, mit herzensgutem, mit äußerst menschlichem, mit bayrischem Humor. Schwer zu übertreffen.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/dreiviertelblut


FREEDOM TO GLIDE – The Chronicle Of Stolen Souls
2023 (F2G/Just For Kicks Music) – Stil: Neo Prog

FREEDOM TO GLIDE haben in den vergangenen Jahren mit ´Rain´, ´Fall´ und ´Seed´ ihre Trilogie abgeschlossen, doch längst nicht die Freude am Musizieren verloren. Die einstige PINK FLOYD-Coverband wandert weiter durch neo-proggige Klänge, die gerne die Klangwelten von eben diesen PINK FLOYD streifen. Und auch für ´The Chronicle Of Stolen Souls´ spielen sie ihre Möglichkeiten aus, Nein zu Kriegstreibern und Kriegsverbrechern zu sagen. FREEDOM TO GLIDE erschaffen im Kontext ihres neuen Werkes ein großes Anti-Kriegsdrama, das sie musikalisch ebenso dramatisch ausschmücken. Sie nehmen dabei die Songs, die sie in den vergangenen Jahren immer an Weihnachten veröffentlicht hatten und fügen sie mit neuen Liedern zu ´The Chronicle Of Stolen Souls´ zusammen. Dass jede Seele, die durch einen von Wahnsinnigen verursachten Krieg ums Leben kommt, eine zu viel war und ist, sollte jedem schnellstmöglich bewusst werden.

(8 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/FreedomToGlide/https://justforkicks.de/shop/progressive/13748/the-chronicle-of-stolen-souls


JEFFK – TAR
2023 (Golden Antenna Records) – Stil: Post Rock

Nach dem 2018er Album ´Inadequate Shelter´ und ausgiebigen Tourneen durch Europa sind JEFFK in das Berliner „Hidden Planet Studio“ zurückgekehrt, um den heiß ersehnten Nachfolger einzuspielen.

Das Trio hat sein zweites Studioalbum ´TAR´ getauft und sich wieder in den weiten Landschaften des Post Rock verloren, mit viel Groove und Beherztheit.

Auch in visueller Hinsicht durchstreifen sie die Natur, die von Menschenhand verschandelt ist. In diesem Sinne betören JEFFK mit einer dystopischen Atmosphäre, um dem Hörer mit elektronischen Mitteln, samt Loops und Synthesizern, Angst und Bange zu machen.

(7 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/this.is.jeffk/https://jeffk.bandcamp.com/album/tar


LEDFOOT – Coffin Nails
2022 (TBC Records) – Stil: Rock / Blues / Americana

Neue Mörderballaden aus dem Hause LEDFOOT.

Tim Scott Mcconnell aka Ledfoot folgt mit seinen neuesten Kompositionen in Sachen Rock und Americana, Gothic-Folk-Blues und Singer-Songwriter-Attitüde gnadenlos seinen Werken ´White Crow´ und ´Black Valley´.

In nur zwei Tagen nahm er weitere dunkle Geschichten über die Abgründe menschlicher Existenz auf, diesmal gnadenlos ungeschönt eingespielt und dargeboten.

´Coffin Nails´ ist ein schwarzes Vermächtnis, das dunkle Seelen nicht ungehört in einer Ecke einstauben lassen sollten.

(Michael Haifl)


MARAUDER – Metal Constructions VII
2023 (Pitch Black Records) – Stil: Heavy Metal

Die griechische Variante von MARAUDER liefert mit ´Metal Constructions VII´ sein siebtes Album. Die in den frühen Neunzigern gegründete Band musste sich mit unzähligen Line Up Veränderungen rumschlagen, musikalisch blieb man allerdings immer seiner Linie treu. Der Kern der Band, Andreas Tsaoussis und George Sofronas, sind die Garanten dafür, dass MARAUDER klassischen Heavy Metal liefern, der durch einprägsame Melodiepassagen abgerundet wird. So finden sich auf dem siebten Langplayer zwölf Songs, die mich irgendwie an GOTHIC KNIGHTS, WARRIOR PATH, AXEHAMMER und ONWARD erinnern.

Sauber arrangiert und solide eingespielt, ist das klassisches Futter für Fans von traditionellem Heavy Metal. Dass man sich markant aus dem Überangebot an Releases abhebt, kann man nicht wirklich behaupten, dafür fehlen dann doch einige wirkliche Alleinstellungsmerkmale. Dennoch ist das Album für die Zielgruppe interessant, da allein aufgrund der trockenen Produktion die Songs etwas rauer wirken. Das Songmaterial bewegt sich weitgehend auf einem Niveau, so dass man nicht wirklich einen Track besonders hervorheben kann. Mir persönlich gefallen ´The Son Of God´, ´Strick Back Again´, ´Under The Spell´ sowie ´Erase´ am besten, gerade weil hier das Tempo deutlich flotter ist. Saubere Kiste für Fans des klassischen Metal Genres.

(7,6 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://pitchblackrecords.bandcamp.com/album/metal-constructions-vii


MARYAKA – grow/try (Doppel 7″)
2023 (Grand Hotel van Cleef) – Stil: Songwriter Rock

Mit ´grow/try´ veröffentlicht die Sängerin Maryaka eine Doppelsingle, die es in limitierter Auflage von 300 Stück auf Vinyl 7″ gibt. Allerdings werden die meisten über die Konzerte verkauft, so dass man bei Interesse schnell sein sollte.

Sollte man Interesse haben? Nun, die 25jährige Kölner Musikerin singt, spielt Gitarre und Klavier und schreibt ihre eigenen Songs. Das ist ihre erste Single. So viel erst einmal zu den Fakten. Maryaka ist also am Anfang ihrer musikalischen Karriere, aber keine Anfängerin. ´Grow´ ist ein schöner, ruhiger Song. Ihre Stimme ist gekennzeichnet von Kraft und einer melancholischen Klarheit. Der Song wird von einer schönen melodischen Gitarre begleitet, die die Stimmung, die vom Gesang von Maryaka ausgeht, sehr gut unterstützt.

Der zweite Song ´Try´ ist noch ruhiger gehalten, eine klassische Klavierballade, mit gedoppelter Stimme und defensivem Schlagwerk. Der Song ist langsam fließend, gewinnt aber bei mehrmaligem Hören noch an Tiefe. Nichts für den schnellen Konsum, sondern Musik mit Qualität. Auch hier kann Maryaka sowohl instrumental, als auch von ihrer doch schon sehr reif klingenden Stimme überzeugen. Ein hoffnungsvoller Beginn einer talentierten Sängerin und Songschreiberin.

(7,5 Punkte – Harald Pfeiffer) – https://www.facebook.com/maryakaclara/


JOHANNES MOTSCHMANN – AION 2
2022 (Springstoff) – Stil: Neoklassik / Ambient / Electronica

Sieht so die Zukunft aus? Wollen wir Musik so hören? ´AION 2´ enthält Kompositionen, die allesamt durch künstliche Intelligenz komponiert und erst dann von Menschenhand instrumentiert und eingespielt wurden. Der in Berlin lebende Johannes Motschmann, studiert in Komposition, Klavier, elektronischer Musik und Musiktheorie, und bereits für algorithmische Kompositionen bekannt, entwarf mit dem Musikinformatiker Thomas Hummel im Experimentalstudio des SWR eine künstliche Intelligenz. Diese sollte Musik erschaffen, die auch Emotionen vermitteln kann. Auf ´AION 2´ sind diese zu hören, für das Ensemble Modern geschrieben und in der Alten Oper in Frankfurt am Main unter der Leitung von Peter Tilling uraufgeführt. Von den Live-Aufnahmen wurde Teile genutzt, neu arrangiert und mit Passagen von Motschmanns elektroakustischem Trio vereint. Ein hochinteressantes Werk. Aber wollen wir diese Zukunft? Wollen wir uns am Ende auch noch die Musik von einer künstlichen Intelligenz vorspielen lassen?

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/johannes.motschmann/


OBLIVION THRONE – Voidgazer EP
2023 (Independent Release) – Stil: Speed Metal

Das aus North Carolina kommende Trio OBLIVION THRONE sieht sich von Bands wie BATHORY, CELTIC FROST sowie early VOI VOD beeinflusst und hämmert dementsprechend geradlinig in deren Windschatten. Die Stücke sind eher simpel gehalten, haben aber teilweise gute Riffstrukturen. Der Sound der EP müsste im Bassbereich etwas nachgearbeitet werden. Ansonsten hält man sich schon an den leicht schrägen Sound früherer Veröffentlichungen genannter Bands.

Allerdings klingt die Band deutlich gereift im Vergleich zu ihrem 2022er Debüt ´Marauder´, das markant holpriger rüber kam. Bester Song der EP nennt sich ´Souls Ensnared´, weil hier die Gitarre deutlich massiver agiert und auch das gesamte Songkonstrukt über dem Niveau der beiden anderen Songs liegt. Zwar finden sich vier Titel auf der Trackliste, aber einer davon ist nur ein Intro. Also gibt es letztendlich nur drei neue Stücke. Die Gitarre sägt konstant, während die Drums den typischen Uffta-Uffta-Takt vermittelt. Im Mittelteil des Titeltracks zieht man das recht hohe Tempo noch einmal an, was schon leicht grindige Tendenzen aufweist. Kurzum, ´Voidgazer´ liefert rumpeligen Speed Metal mit klarem Bekenntnis zu BATHERY und Co., was den Abschädelfreund freuen wird.

(7 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://oblivionthrone.bandcamp.com/album/voidgazer


DIE PHONAUTEN – Keine Arbeit
2023 (PHONA) – Stil: Fun

Jörg „Spike“ Hamers und Marc „Mary“ Leymann sind längst keine Laien mehr und haben sich ihre Sporen bereits verdient. Als frisches Traumduo namens DIE PHONAUTEN sind sie jetzt die immer noch lustige Variante zwischen DIE ÄRZTE und DIE DOOFEN, sehr speziell, sehr amüsant.

DIE PHONAUTEN singen dabei natürlich auf Deutsch und lassen kein Auge trocken. Dennoch sind sie keine dieser Spaßtruppen in bunten und grellen Farben. Wer also nicht erst zum Zahnarzt fährt, um Spaß und Freude im Leben zu haben, ist bei diesem Duo an der richtigen Stelle gelandet. ´Tanz das Saxofon´ mit der ´Mexikanerin´ ist noch die leichteste Aufforderung, um sich und seine Umgebung von den PHONAUTEN flashen zu lassen.

(ohne Zähne – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/DiePhonauten/


PRAETOR – Praetor
2023 (Metal East Prod./Barhill/Cargo) – Stil: Thrash Metal

Erst 2019 gegründet, liefert die Band PRAETOR, bestehend aus Mitgliedern von LAZY HOLLOW (FR), KRYZEES (FR) sowie LOST IN PAIN (LUX), ein ordentliches Pfund klassisch-melodischen Thrash Metal mit dezenten Einflüssen von Hardcore Bands wie D.R.I., die Ende der Achtziger mit dem Metal kopulierten. Dazu docken sie auch oft am Metier des wuchtigen Power Metal an, so dass die Thrash Metal-Komponente nicht zu einseitig ausfällt. Die Mucke klingt frisch und spritzig, offeriert zwar nur wenig Neues, aber dafür liefern sie mit Schmackes und ordentlich Druck.

Spielwitz und eine ausgeprägte Heavyness machen die zehn knackig produzierten Songs zu einer kurzweiligen Angelegenheit. Gesanglich erinnert Hugo Centeno immer wieder mal an einen jungen Gerre von TANKARD. Mit Noémie Bourgois haben sie eine präzise liefernde Gitarristin, die ihre Riffs locker aus der Hüfte schießt. Nummern wie ´Screens´, das zackige ´Move On´, das brachiale ´Pitch Black´ oder das fetzig galoppierende ´Distant Road´ überzeugen umgehend. Man merkt deutlich, dass man es hier mit erfahrenen Musikern zu tun hat, die PRAETOR zu einer stählernen Waffe werden lassen. Sehr gefällig und auch überzeugend, trotz wenig Eigenständigkeit.

(fette 7,5 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/praetorthrash


ROBESPIERRE – Sandclocks Of Eternity
2023 (Red Boxx Studios) – Stil: Classic Rock / Progressive / Celtic Folk

Wer ebenfalls wie Franz Mang von den Sagen des alten Englands und Deutschlands geradezu magisch angezogen wird – erinnert sich noch jemand an sein 1980er Debütalbum ´Hard Blood´? – darf sich an seinem neuesten Werk erfreuen.

´Sandclocks Of Eternity´ ist nicht nur von Franz Mangs siebenjährigen Erfahrungen im Kloster, von Religion, Geschichten und Philosophien beeinflusst worden, sondern auch von musikalischen Inhalten, die dem Prog Rock, Classic Rock und Celtic Folk sehr nahe stehen.

Dass zur Verwirklichung der neuesten Scheibe von ROBESPIERRE auch einstige Mitglieder von JETHRO TULL zugegen waren, Florian Opahle und John O´Hara, aber auch Simon Michael von SUBWAY TO SALLY, überrascht nicht bei Mastermind Franz Mangs Erfahrung als Dozent, als Radiomoderator und Organisator des Robespierre Woodrock Festival.

(7 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/mang.neuried.de/


RULAMAN – To Serve The Dune
2023 (Tonzonen Records/Soulfood) – Stil: Psychedelic Rock

2020 änderten sie den Bandnamen von THE HACE zu RULAMAN und verkleinerten das Line up vom Quartett zum Trio. Mit der kurz darauf veröffentlichten EP,  schlicht ´Rulaman´ betitelt,  verfolgten sie ebenfalls neue musikalische Ziele.

„Tonzonen Records“ (u.a. THE SPACELORDS) haben das Potential erkannt und zugegriffen. ´To Serve The Dune´ ist ein ordentliches Album mit vielen kleinen Eigenheiten, was Sound und Ideen betrifft. Keine typische Space-/Psychedelic Rock-Band, sondern eine, die sich dort Zutaten holt und diese mit viel Kreativität ausschmückt. Hervorzuheben ist sicher das Instrumental ´Creatures´, das mit seiner Vielseitigkeit aufzeigt, dass „Psychedelic Rock“ nicht unbedingt das perfekt zugeordnete Genre für das Trio darstellt. Cool auch der treibende Opener ´Bitkin´, welcher teilweise sogar metallische Riffs aufweist. Das melancholische ´Mantra´ ist der krasse Gegenentwurf zum Opener und zeigt deutlich die Vielseitigkeit der Band, die eigenwillig und hochkreativ auf diesem Album vorgeht. Leckeres Teil für Fans mit einem weiten musikalischen Horizont und dem Drang, neue Bands mit interessanten Songs aufzuspüren.

(7 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://rulaman.bandcamp.com/music


SABU – Banshee
2023 (Frontiers Music/Soulfood) – Stil: Melodic Metal/ Hard Rock

PAUL SABU ist ein Schwergewicht in der AOR bzw. Melodic Metal Szene. Ob als PAUL SABU oder schlicht SABU, er hat als Producer, Songwriter, Engineer oder schlicht als Musiker eine eindrucksvolle Karriere hinter sich. Umso überraschender ist nun die Veröffentlichung eines neuen SABU Albums, das erste seit der ’98er Scheibe ´Between The Lights´.

In Zusammenarbeit mit Barry Sparks (u.a. DOKKEN, MALMSTEEN, TED NIUGENT etc.) haben die beiden alle Instrumente auf diesem Album eingespielt. ´Banshee´ ist ein ambitioniertes, feines Hard Rock-Scheibchen mit deutlichen AOR-Ambitionen. PAUL SABUs Stimme ist eindrucksvoll gealtert und dementsprechend mit einem rockigen Flair ausgestattet und weit weg von der hohen Vocals Range der frühen Tage. Was allerdings gut zu den neuen Songs passt, die nicht ganz so glatt geschmirgelt wurden und die trotz seiner raueren Stimme mit starken Melodien und markanten Refrains ausgestattet sind. Gute-Laune-Mucke mit leichten Kanten und einem überzeugenden Rockfeeling. Anspieltipps: ´Kandi´, ´Dirty Money´, ´Rock´ oder ´Midnight Road To Madness´. Sehr gefällig. Gute Arbeit, Herr SABU.

(7 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://paulsabu.com/news/


Marc Urselli’s STEPPENDOOM – SteppenDoom
2022 (Magnetic Eye Records) – Stil: Kehlkopfgesang trifft auf Doom

Ein sehr interessanter Clash of Cultures, und wenn man’s dann hört, auch deutlich naheliegender als zuerst erwartet, diese Kombination aus folkloristischem Throat Singing und richtig heavy Doom Metal. Marc Urselli ist Toningenieur und Produzent im Eastside Sound-Studio New York, aber auch Komponist und Multiinstrumentalist und hat mit der Crème des Rock, Jazz (u.a. John Zorn; Mike Patton…) und angrenzender Genres gearbeitet und sich damit drei Grammys verdient.
Für sein Projekt SteppenDoom konnte er zum einen die bekanntesten Kehlkopfsänger und Ensembles (u.a. Alash Ensemble und HUUN-HUUR-TU) gewinnen, was den zeitgenössischen Doom betrifft jedoch tatsächlich alle grossen Namen: Matt Pike (SLEEP, HIGH ON FIRE), Aaron Aedy (PARADISE LOST), Steve Von Till (NEUROSIS), Christopher Juul (HEILUNG), Dave Chandler (SAINT VITUS), Lori S. (ACID KING) und Scott „Wino“ Weinrich (THE OBSESSED)… und alle legen sich aber so richtig ins Zeug! Zuerst kommt sie einem vielleicht etwas künstlich vor, diese Kombination, doch dann inspirieren sich die jeweils miteinander verpaarten Künstler gegenseitig und schaukeln sich zu wahren psychedlischen und transzendenten, aber stets sehr bodenständigen, oft extrem sludgig-noisigen, in der Form sehr freien Trips voller Reverb und Zerrung hoch, die deutlich machen, wieso man die Steppe auch Grasland nennt… rauchen braucht man hier eigentlich gar nix mehr, vielleicht findet man noch irgendwo ein paar Pilze. Ein sehr abgefahrenes Projekt, das zeigt wozu gerade niederfrequente Musik in der Lage ist. Nicht nur für Spezialisten!

(Ohne Wertung – U.Violet)  – www.facebook.com/marcurselliwww.instagram.com/marcurselli


TENSION RISING –The Last Judgement
2023 (Independent Release) – Stil: Prog Metal/Modern

Die Truppe aus New York ist ein Wanderer zwischen musikalischen Welten. Auf der einen Seite verproggt, auf der anderen Seite modern, teilweise Metalcore-lastig. Oder schlicht gesagt, TENSION RISING sind ein Bolide aus DREAM THEATER und HATEBREED. Harter Tobak sozusagen, aber nicht uninteressant. Gesanglich ist man ganz klar mehr auf der HATEBREED Seite, während man vertrackte Riffs, Übergänge und Ideen überwiegend aus der Prog-Szene liefert, wobei sicher DREAM THEATER Platten der letzten 15 Jahre Pate standen.

Die sechs Tracks sind keine leichte Kost, das steht alleine schon wegen der musikalischen Konstellation fest, aber im Gesamtkontext funktioniert das ganz ordentlich. Bei einer Nummer wie ´Death´ kommen sogar klassische Heavy Metal-Einflüsse mit Orchester Unterlegung zum Zuge. Klingt aber nervig, muss ich gestehen. Da überzeugen brettharte Nummern wie ´Apocalypse´ oder ´Conquest´ deutlich mehr. Kein Album für simpel gestrickte Hörer, eher für Fans, die auf untypische Konstellationen stehen.

(7 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://tensionrising.bandcamp.com/


W.A.S.P. – Raw Covers
2022 (Metal No More) – Stil: Heavy Metal

Prinzipiell bin ich kein Bootleg Fan und gehe den Dingern soweit es geht aus dem Weg, auch wenn es manchmal sehr in den Fingern juckt, diesen überteuerten Kram (speziell Vinyl) doch zu kaufen. Klar habe ich auch ein paar Boots hier rumstehen, aber die kann man an einer Hand abzählen.

Im Falle W.A.S.P. ´Raw Covers´, musste ich dann allerdings zuschlagen. Zum einen weil ich schon immer ein W.A.S.P.-Begeisterter bin und zum anderen die Idee dieser Veröffentlichung Standing Ovations verdient. Wenn Labels, Record Industry und selbst die Band zu doof sind, das Potential solch einer Veröffentlichung zu erkennen, dann nehmen das eben Bootleger in die Hand. ´Raw Covers´ ist ein nett aufgemachtes Digipak, das zwölf Cover-Versionen von W.A.S.P. vereint. Da die allermeisten Coverversionen von W.A.S.P. meist als B-Seiten von 7inches, Maxis, EPs oder eben spezielle Länderreleases waren, ist so eine Zusammenstellung eigentlich eine sinnvolle Veröffentlichung. Die meisten Songs kannte ich, aber z.B. ´Locomotive Breath´(JETHRO TULL) oder ´When The Leeves Breaks´(LED ZEPPELIN) nicht. Auf alle Fälle habe ich einen Höllenspaß mit der CD und die W.A.S.P.’chen Interpretationen echter Klassiker am Stück zu hören. Das Ding ist auf 300 CDs limitiert und vom Sound (ab und an von Song zu Song kleine Lautstärken Schwankungen) und Aufmachung sein Geld wert. Nicht weitersagen 😉

(ohne Wertung – Jürgen Tschamler)


 
 
Bis zum nächsten Klick. Euer Michael und das gesamte SaitenKult-Team

 


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