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GARGANTUAN BLADE – Gargantuan Blade

~ 2022/2023 (Independent/Journey’s End) – Stil: Doom ~


Doommetal aus Finnland hat immer einen ganz eigenen Dreh. Eine eigene Schwere, eine eigene Atmosphäre, eine eigene morbide und zugleich hymnische Melodieführung.

Die unglaublichen Überhelden REVEREND BIZARRE und diverse kultige Kapellen über die Jahre haben es vorgemacht. Eine davon war THE WANDERING MIDGET. Bei eben jenen war auch der Sänger und Gitarrist Samuel Wormius tätig, welcher u. a. auch bei den Heavy Metal-Wildschweinen OUTLAW singt. Und nicht nur da. Finnische Musiker sind wohl oft in tausend Bands aktiv. Aber bei den vielen Kapellen bezogen auf die kleine Bevölkerung muss das wohl. Egal, vom Thema ab.

GARGANTUAN BLADE greifen da an, wo 2006 REVEREND BIZARRE die Doomwelt verließen. Slow und slower wühlt sich ein Lava artiger Mahlstrom aus knirschend massiven Riffs und monolithischen Harmonien aus den Boxen, kann auch mal etwas schwungvoller im Tempo sein, lässt jedoch wirkliche Geschwindigkeitsausbrüche an der bandeigenen Gemütlichkeit scheitern bzw. gar nicht erst entstehen. Mittelschnelle Headbangerparts mit tollen Gesangslinien sind aber auch ein feiner Kontrast zum überwältigenden Gekrieche. Die klassisch metallischen Soli finden eher im mittleren Geschwindigkeitssegment statt, was der Musik noch zusätzlich Schwung verleiht.

GARGANTUAN BLADE sind in ihrem Ausdruck so true und erhaben, wie eine Doomband nur sein kann, lehnen den letzten Schliff ab, der Ende der 80er bis in die 90er viele Bands eher wie verlangsamte Powermetalkapellen wirken ließ. Was ich natürlich auch begrüßt habe und immer noch begrüße. Aber das hier ist reiner, schmutziger und mehr auf Straße oder selbst gezimmerte Holzhütte im Wald getrimmt und wirft nicht mit so vielen edlen Gesten um sich.

GARGANTUAN BLADE stellen immer einen „kürzeren“ (unter zehn Minuten) und einen längeren Song nebeneinander. Im Grunde tun sie das auf dem 36 Minüter hier zweimal. Und die Rechnung geht auf. Auch die würzige Kürze des Albums, echte Doomfreaks nennen es wohl Single, chihihi, macht Sinn. Vier Songs, melodisch allerbestens bestückt, echte Hymnen mit Inbrunst geschmettert, dann das Verlangen des Hörenden nach mehr oder einem weiteren Durchgang.

´In The Rectory…´ von REVEREND BIZARRE war vor 20 Jahren etwas mehr als doppelt so lang. Das fordert heraus, auch wenn man sich so richtig in die Musik hineinlegen und davontragen lassen kann. Aber das geht halt auch bei der Hälfte mit emotional überwältigenden Songs wie denen auf ´Gargantuan Blade´.

Die Geschichte, welches das Album erzählt, fesselt und bewegt Dich, als hätte H.P. Lovecraft sie persönlich geschrieben. Der brodelnde Irrsinn, welcher hinter diesen Gitarrenwänden schlummert, zermartert Dich komplett. Ich finde es zudem spannend, wie in Timbre und Phrasierung Samuel Wormius und Albert Witchfinder von REV BIZ einander ähneln, als wären sie nicht nur Waffenbrüder im Doom, sondern auch demselben Mutterschoß entsprungen.

Da hier also für mein Empfinden Perfektion in absoluter Vollkommenheit betrieben und der Purist in mir total bedient wird, kann ich nur allen Doomfanatikern meine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen.

(10 Punkte)

 

PS: Zum 01.03.2023 hin sollte man diese Platte bei Journey’s End Records käuflich erwerben können.

https://gargantuanblade.bandcamp.com/album/gargantuan-blade
https://www.journeys-end.de/shop