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OVERHEAD – Telepathic Minds

~ 2023 (Independent) – Stil: Alternative/Heavy/Prog Rock ~


Das letzte Meisterwerk in solcher Größe und Art erschien vor zwölf Jahren mit ´The Octopus´ von den Briten AMPLIFIER. Die Finnen OVERHEAD legen ihr Opus Magnum 2023 mit dem 90-minütigen Doppel-Album ´Telepathic Minds´ vor. Es ist ihr sechstes Studioalbum, ihr erstes Doppel-Album und ihr erstes Album auf Vinyl.

Das 1999 ins Leben gerufene Quintett, bestehend aus Alex Keskitalo (Gesang, Flöte), Jaakko Kettunen (Gitarre), Ville Sjöblom (Drums) sowie den neuen Bandmitgliedern Janne Katalkin (Bass) und Jere Saarainen (Keyboards), knüpft wie auf dem fünf Jahre alten Vorgänger an die Vergangenheit des Siebzigerjahre Progressive Rock an, ohne diesen zu zitieren. OVERHEAD haben auch Heavy Rock, Psychedelic und Space Rock im Sinn, spielen ihre Kompositionen allerdings kraftvoll und intensiv im Hier und Jetzt.

Musikalisch ein Widerhall aus vergangenen Zeiten in gegenwärtigen Landschaften – PINK FLOYD und GENESIS, KING CRIMSON und TANGERINE DREAM, allein aufgrund der Flöte JETHRO TULL, sind ihnen ebenso geläufig wie der abermals überraschende Vergleich mit SYLVAN – spricht das lose Konzept lyrisch von den Gewittern und Orkanen, denen die Menschheit aktuell ausgesetzt ist. Dabei tönen diese Kompositionen einfach nur wunderbar, wenn diese angeraute Stimme von Alex Keskitalo die Leiter der himmlischsten Melodienketten, erschaffen von einem reichhaltigen Instrumentarium, hinaufschreitet.

Das achtminütige ´War To End All Wars´ entzückt zwischen Rock und Space mit einem Orgel- als auch Gitarrensolo, das zweigeteilte, zwölfminütige ´Ghosts From The Future´ mit seinen ekstatischen Zuckungen zur Flöte und seinem orientalischen Ansatz in den solistischen Überhängen. Regelrecht bewegt und freudig rockt ´Sail Across The Universe´ durch seine acht Minuten. Das neunminütige ´The Pilot’s Not Fit To Fly´ steigert sich sogar noch in diesem Rhythmusgeflecht, samt dem Übergang zum kurzen, fünfminütigen psychedelischen Gute-Nacht-Tanz ´Sleep Tight Sweetheart´.

Die märchenhafte Traumreise setzt sich mit dem mehrteiligen und siebzehnminütigen, äußerst vielfältigen Titelsong ´Telepathic Minds´ beeindruckend fort. Die Kraft der Percussions und der Flöte wachsen in ´Tuesday That Never Came´ und dem siebenminütigen ´Planet Of Disorder´ immer mehr in die Höhe, zuletzt mit Flöte und abermals orientalisch. Doch nicht erst das beinahe achtminütige ´Sheep Stay Silent´ eignet sich im Kaschmir-Pulli zum Lichterschwenken, selbst das punktgenau ebenso lange ´Almost Always Near The End´ schwebt ein letztes Mal durch die OVERHEAD’schen Landschaften.

(9 Punkte)

 

https://overheadband.bandcamp.com/album/telepathic-minds
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