PlattenkritikenPressfrisch

ERJA LYYTINEN – Waiting For The Daylight

~ 2022 (Tuohi Records) – Stil: Americana/Bluesrock ~


Erja Lyytinen hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren eine umfangreiche Diskografie erarbeitet. Die finnische Sängerin und mit dem europäischen Blues Award ausgezeichnete Gitarristin konnte sich daher maßlos Zeit lassen, um über zwei Jahre lang an frischen Songs zu tüfteln. Vor allem hat „The Queen of the Slide Guitar“ ein echtes Bandalbum aufgenommen und mit Schlagzeuger Iiro Laitinen und Bassist Tatu Back sowie ihrem langjährigen Keyboarder Harri Taittonen dieses vor den Aufnahmen ausgiebig eingeübt. Derart eingespielt nahm Erja Lyytinen ihr neuntes Werk mit Bravour auf.

´Waiting For The Daylight´ bezeugt von Anfang an, dass es kein reines und gewöhnliches Blues-Album ist, es ist ein Rock-Album, das seine Roots ebenso in den Siebzigerjahren hat, bei LED ZEPPELIN, DEEP PURPLE sowie URIAH HEAP, und zudem beim gerne endlosen Solieren an die Gitarren-Shredder der jüngeren Vergangenheit anknüpft.

Als Opener besitzt ´Bad Seed´ nicht nur den Groove und das Gespür für freizusetzende Emotionen, sondern lässt sogleich die Gitarren qualmen, eine normale und eine Slide in dampfender Unterhaltung. Zu ´Last Girl´ singt sich die Finnin in himmlisch sanfte Höhen, während sich die Gitarre zwirbelnd melodisch über den Hörer ergießt.

Noch melodischer zeigt sich ´Run Away´ und würde ohne die Gitarreneinlagen und das röhrende Slide-Gitarrensolo glatt im Poprock landen. Wird es heavy wie bei BLACK SABBATH, stachelt das mitreißende ´You Talk Dirty´ geradewegs zum Mitsingen an.

In ´Waiting For The Daylight´ verarbeitet die 46-jährige mit schweren 70s-Riffs den schmerzhaften Verlust von Freunden nach langer Krankheit und setzt diesen mit einem mächtigen Gitarrensolo und wachsenden Gitarrenharmonien ein kleines Denkmal. Sie muss ihre Geschichten nicht erzählen, sie kann sie auch von ihren Saiten singen lassen.

Eine herzzerreißende, bluesige Ballade tritt mit ´Never Really Had You´ ins Scheinwerferlicht, mächtig viel Blues mit Slide-Gitarre in ´Diamonds On The Road´. Doch mit dem live eingespielten Südstaaten-Rocker ´The End Of The Music´ singt und spielt sich die Lady, die mit 14 Jahren begann, Gitarre zu spielen, zum Abschluss nochmals in einen Rausch der Hoffnung, in Vorfreude auf Live-Auftritte oder die große Liebe.

(Jaulende und jubelnde 8 Punkte)

https://www.facebook.com/erjalyytinen

https://continentalrecordservices.bandcamp.com/album/waiting-for-the-daylight


Pic: Antti Karppinen