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STABBING WESTWARD – Chasing Ghosts

~ 2022 (COP) – Stil: Industrial Rock/Metal ~


´Chasing Ghosts´ hätte auch mit ´Stabbing Westward´ betitelt werden können, denn STABBING WESTWARD präsentieren 2022 den perfekten Industrial-Sound der Gegenwart und sich selber weder retro-gewandt noch gewollt modern ambitioniert.

Die einstigen MTV-Lieblinge hatten allerdings bereits ihr letztes Werk im Jahre 2001 selbstbetitelt auf den Markt geworfen und ein Jahr später erst einmal das Handtuch.

Dass sich die Gruppe um die beiden letzten verbliebenen Recken, Christopher Hall (Gesang, Gitarren, Keyboards) und Walter Flakus (Keyboards, Programming), im Verbund mit ihren beiden neuen Mitstreitern, Carlton Bost (Bass) und Bobby Amaro (Schlagzeug), sechs Jahre nach dem offiziellen Comeback in einer derartigen Hochform und obendrein mit einem wunderbar surrealen Cover-Artwork zeigen würde, konnte nur die täglich betende Die-Hard-Anhängerschar erwarten.

Selbst in der Blütezeit des Industrial Rock, in der Mitte der Neunzigerjahre, schienen STABBING WESTWARD ihrer Zeit voraus, die Gruppe aus Illinois war von Beginn an unvergleichlich, wie es die Alben ´Ungod´ (1993) und ´Wither Blister Burn & Peel´ (1996) bezeugten …

… und 2022 schwitzen sie wieder im vollen Saft der Elektrizität und des siedenden Öls, die Sounds und die Stimme von Christopher Hall sind wieder da, und das durchgehend auf allen zehn Kompositionen.

Die geheimnisvolle Atmosphäre des Openers ´I Am Nothing´ lässt auch niemanden flüchten. Hier sind ohne Frage die klassischen STABBING WESTWARD in absoluter Hochform zu hören. Erst becircen die Beats und lassen niemanden kalt, dann bricht das Gitarrengewitter herein. Natürlich müssen STABBING WESTWARD laut gehört werden, denn dann explodiert nicht nur das spannend pulsierende ´Damaged Goods´ mächtig in den Ohrmuscheln und lässt die Melodie durch diese von links nach rechts ziehen. Diese Matrix kann niemand verlassen.

Dagegen ist der lässige Industrial-Rocker ´Cold´ zum einen von einer der Vorgänger-EPs bekannt und strahlt zum anderen auch diese gewisse Melancholie aus, während ein ebensolches ´Wasteland´ mehr die frühe Historie beackert. Selbst die nicht verträumte Ballade ´Push´ zeigt sich in düsteren oder ´Crawl´ in anderen als zuvor bekannten Klangwelten. Den Kosmos der Stadien können STABBING WESTWARD jedoch leicht mit ´CTRL Z´ und dem marschierenden ´Dead And Gone´ erobern, neue und alte Anhänger zudem mit dem elektronischen als auch massiven Gitarrensound von ´Ghost´. Geradezu versöhnlich und leiser endet das Werk schließlich mit ´The End´.

Selten hat sich wie im Falle von STABBING WESTWARD das Hoffen und Bangen auf ein Comeback gelohnt. ´Chasing Ghosts´ ist schlichtweg das herbeigesehnte neue Meisterwerk von STABBING WESTWARD.

(9 Punkte)

https://www.facebook.com/stabbingwestwrd