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OCEANS OF SLUMBER – Starlight And Ash

~ 2022 (Century Media) – Stil: Rock ~


Ist ´Starlight And Ash´ nur ein einmaliges Abenteuer? Ist das fünfte Studioalbum von OCEANS OF SLUMBER die endgültige Abkehr ihres bisherigen musikalischen Pfades? Ist es für die Gruppe aus Houston, Texas, der Übergang in ein neues Zeitalter? Ist es ihr Versuch, in alternativen Weiten des Rock Fuß zu fassen? Wird es ihr Durchbruch beim Poprock-Publikum und ein Millionenseller? All diese Fragen stellt sich der Hörer, wenn er nunmehr Cammie Gilbert und ihren Mannen lauscht.

Mit ´Starlight And Ash´ haben sich OCEANS OF SLUMBER lobenswerterweise auf ein Experiment eingelassen, da der Doom, der Prog sowie der Melodic Metal von einst verschwunden sind und die gesamten Arrangements der Kompositionen straffer konzipiert sowie entschlackt wurden, ohne ein Pop-Album zu produzieren. Allerdings landet das Sextett ohne Heavy Metal in melancholischeren Dimensionen. Denn der Ton bleibt bedrohlich und dunkel, wendet sich allerdings, ohne sich endgültig festzulegen, dem Alternative und Gothic Rock zu.

Auch wenn ihre Mitmusiker, Jessie Santos und Alexander Lucian (Gitarren), Semir Ozerkan (Bass), Mat Aleman (Keyboards) und Dobber Beverly (Schlagzeug), nicht zu Statisten degradiert sind, im Mittelpunkt steht eindeutig die herausragende Stimme von Cammie Gilbert. Mit ihren Emotionen steht und fällt jede Komposition. Doch von diesen schenkt sie reichlich aus.

Mit dem frischen Opener ´The Waters Rising´ wären OCEANS OF SLUMBER unzweifelhaft in jeder Rock-Disco der Neunzigerjahre gut aufgehoben gewesen, obwohl sie insgesamt mit einer größeren Schwere als die 4 NON BLONDES und THE CRANBERRIES agieren. Doch bereits im abgehackten ´Hearts Of Stone´ zeigen sich erste Americana-Anklänge, das Besondere ist jedoch der klitzekleine Tupfer Elektronik im Refrain. Die soulige Stimme bestimmt gleichwohl auch den Americana von ´The Lighthouse´ oder den Pop von ´The Hanging Tree´. Selbst ein zu Beginn kraftloses ´Red Forest Roads´ erwacht urplötzlich doch noch zu einer unaufhaltsamen Energieentladung.

Die letzte, leicht hypnotische Gefangennahme erfolgt in aller Langsamkeit jedoch in ´Salvation´. Hernach wirken OCEANS OF SLUMBER, etwa in ´Star Altar´, in gewissem Maße von ihren Kräften beraubt. Ein instrumentales Klavierspiel namens ´The Spring Of 21´ sowie ´Just A Day´ schließen sich dementsprechend an. Letzteres Lied anfangs ebenso den Spuren von Tori Amos & Co. folgend, dröhnt es anschließend massiv und harsch. Sogar die Neuinterpretation von ´House Of The Rising Sun´ passt sich der schwülen Atmosphäre an, samt Violine von Carla Kihlstedt und Cello von Philip Sheegog. Letzten Endes versucht ´The Shipbuilders Son´ eine hypnotische Wirkung zu entfachen, ist indes nicht vollumfänglich erfolgreich.

Ist ´Starlight And Ash´ ein echtes Studioalbum von OCEANS OF SLUMBER. Ja, ein gewagtes.

(7 Punkte)

 

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