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HAMMERS RULE – Show No Mercy

~ 1984/2022 (Golden Core) – Stil: US Pomp Power Metal ~


HAMMERS RULE hatten der Legende nach bereits eine sagenumwobene Bühnenshow bevor sie den anvisierten, aber niemals erhaltenen Major-Deal in der Tasche hatten. Konsequenterweise veröffentlichte das Quartett sein Debüt unter dem Label „Tangent Records“ auf eigene Faust. Tragischerweise nannten sie jedoch ihre Scheibe ´Show No Mercy´, denn unter diesem Titel konnten sie selbstverständlich nicht die Erwartungen erfüllen, die der selbe Titel bei SLAYER wenige Monate zuvor auslöste.

HAMMERS RULE spielten vielmehr einen pompösen Heavy Metal, der mit seiner fidelen Rhythmusabteilung beinahe in den progressiven Weiten landete. Doch trotz aller rhythmischer Verspieltheit fabrizierten sie in diesen Tagen tödlicher Weise keinen Speed und Thrash Metal. Ihre Musik musste dem Power Metal-Anhänger munden, der sich für das außergewöhnliche Songwriting, aber nicht für die exquisiteste Combo begeistern konnte.

 

 

Paradoxerweise betreffen die musikalischen Ausführungen nur die ehemalige A-Seite des Debüts, denn die B-Seite hat mit dem Ritt von ´If You Only Knew´ und dem schlichten Rocker ´She’s A Rocker´ von Song zu Song immer banalere Lieder anzubieten. ´Set Me Free´ ist einfach nur schmuckloser Sleaze-Metal und der Abschluss ´Little Girls´ der Höhepunkt der Banalität – sofern der Hörer noch die A-Seite im Ohr hat.

Der Übergang von Seite A zu Seite B ist selbst mit der Entwicklung von ´Hittman´ (1988) zu ´Vivas Machina´ (1993) von HITTMAN nicht zu vergleichen, vom qualitativen Niveau ganz zu schweigen. Die Kompositionen auf ´Show No Mercy´ folgen zwar insgesamt gesehen nicht dem Schema F, sind allerdings auch nicht völlig unvorhersehbar.

Die aktuelle Wiederveröffentlichung legt sogar noch die beiden Non-Album-Tracks der 1985er ´After The Bomb´-EP bei. Gleichwohl können diese ebenfalls nicht an das Album-A-Seiten-Niveau heranreichen.

Denn wahrhaftig anders ist tatsächlich die einstige A-Seite von ´Show No Mercy´. HAMMERS RULE zitieren im Intro John F. Kennedy („Mankind must put an end to war, or war will put an end to mankind.“) und warnen vor der Apokalypse eines Nuklearschlages. US und Power Metal-Liebhaber gehen daher bei ´After The Bomb´ und seinem pumpenden Bass schon leicht steil. Sänger Blade Duncan ist zwar nicht der größte Power-Barde des Universums, hält dennoch einige kieksende Schreie bereit. Der nächste Höhepunkt nennt sich ´Pool Of Piranhas´ und ist sowohl melancholisch als auch etwas funky im Metal unterwegs. In ´Castle Walls´ wird die bluesige Gelassenheit samt ihrem finalen Ausbruch in den Heavy Metal übertragen, während ´Hammers Rule´ nochmals eine drückende Warrior-Nummer mit „Show No Mercy“-Schreien abgibt.

Aus HAMMERS RULE hätte eine herausragende Musikformation werden können, wenn sie sich im Anschluss für die richtige Seite der Medaille entschieden hätten.

(Knapp 7 Punkte)

 

HAMMERS RULE:

Blade Duncan – Gesang
Ron „Spunki“ Mechlinski († 2001) – Gitarre
Shaun Henley – Bass
Chuck Hohn – Drums

 


(VÖ: 8.07.2022)