~ 2022 (Secretly Canadian) – Stil: Indie Folk/Alternative Country ~
Die beiden letzten Alben von Everybody`s Indie-Darling FAYE WEBSTER hatten gewissermaßen noch eine DIY-Qualität – der Country & Folk-Sound wirkte darauf eher geradlinig und zurückhaltend, wobei Websters unverkennbare Stimme und ihr ausgezeichnetes Songwriting eindeutig dominierten.
Insofern überrascht nun die üppige Produktion ihrer neuen EP ´Car Therapy Sessions´, womit die Singer-Songwriterin insgesamt vier Songs ihrer letzten beiden Longplayer mit einem 24-köpfigen Orchester überarbeitet hat, der Titeltrack hingegen ist völlig neu und findet hierauf seine Premiere.
Der markante Gesang, der in Atlanta, Georgia beheimateten Chanteuse wirkt hierauf noch viel lebhafter, sie harmoniert jedenfalls ganz prächtig mit den zahlreichen Instrumenten oder lässt sie ganz alleine das Geschehen schmücken, etwa wenn ein Piano-Arpeggio oder ein trällerndes Flötensolo im Mittelpunkt stehen.
Die von Trey Pollard geschaffenen und zugleich von ihm dirigierten Orchesterarrangements klingen phasenweise sogar wie Liebesbriefe an die goldene Ära Hollywoods, die überarbeiteten Songs wirken weitaus besser kontrolliert, teilweise gar ein gutes Stück gebeugt, um ihnen eine neue Dramatik zu verleihen.
Die Instrumentierung ist streng klassisch, und Drew Vandenbergs Produktion ist reich und schimmernd, wobei die Südstaatlerin der Situation stets gewachsen ist und sogar einige ihrer bisher besten Gesangsdarbietungen abliefert, wie die wunderbar anheimelnde Wiederholung des Refrains bei ´Kind Of (Type Of Way)´ beispielsweise.
Webster, die mit Blick auf das Orchester live aufgenommen hat, hat jedenfalls ganz offensichtlich ungeheuren Spaß an ihrer Arbeit und der neuen Herangehensweise, aber es ist auch offensichtlich, dass sie von den großartigen Interpretationen ihrer Songs ebenso sehr bewegt ist.
Der neue Song ´Car Therapy´ etwa assoziiert in seiner wilden Buntheit klangliche Schmetterlinge und Regenbögen, weite Himmel und beeindruckende Panoramen, und die Überarbeitung von ´Cheers (To You & Me)´ macht den Wert dieser Transformationen am deutlichsten, wobei die eingesetzten Celli ein beharrliches, schlingerndes Gefühl erzeugen, wenn sie die verzerrte Gitarre imitieren – das abschließende Gitarrensolo, transponiert zur Violine, beendet die EP schließlich auf einem triumphalen Höhepunkt.
(8 Punkte)
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Pic: Pooneh Ghana
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