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MELANIE MAU & MARTIN SCHNELLA – Invoke The Ghosts

~ 2022 (Independent) – Stil: Acoustic Folk/ Progressive Folk ~


Melanie Mau & Martin Schnella sind mittlerweile für ihre äußerst beachtenswerten akustischen Coverversionen weltberühmt. Daneben waren oder sind Melanie Mau (FLAMING ROW, FREQUENCY DRIFT) und Martin Schnella (FLAMING ROW, SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR) auch gemeinsam in anderen Formationen tätig. In trauter Zweisamkeit leben sie allerdings nicht nur ihre Vorliebe für die Neuvertonung von Fremdkompositionen aus, sondern komponieren in ihrem akustisch geprägten Stil ebenfalls eigene Lieder.

Fünf Jahre nach ´The Oblivion Tales´ ist ihr großes Talent abermals in zehn neuen Songs zu bestaunen. Gemeinsam mit Lars Lehmann (Bass), Simon Schröder (CRYPTEX; Percussion, Drums, Gesang) und Mathias Ruck (Gesang) präsentieren Melanie Mau (Lead & Backing Vocals) und Martin Schnella (Gitarren, Gesang) in völliger Eigenregie das selbst aufgenommene, abgemischte und gemasterte ´Invoke The Ghosts´.

Der akustische Rock von MELANIE MAU & MARTIN SCHNELLA bricht 2022 gleichwohl zu neuen Ufern auf. Einerseits sind die Kompositionen aufgrund ihrer wohldurchdachten Vortragsweise bisweilen dem Progressive Folk zuzurechnen, andererseits nähert sich der überwiegende Teil der Lieder dem Celtic Folk, mit dem Einsatz von Uilleann Pipes, Low Whistle und Tin Whistle, so dass sich ´Invoke The Ghosts´ als immense Steigerung gegenüber ´The Oblivion Tales´ erweist.

Das auf Deutsch gesungene Eröffnungslied ´Nur Ein Spiel´, basierend auf dem Horrofilm „Der Babadook“, schwankt sogar zwischen Folkrock und Mittelalterrock, überrascht jedoch mit einem einführenden A-cappella-Gesang, bei dem Melanie, Martin und Simon wie zu besten GENTLE GIANT-Zeiten im Versatz singen. Auf dem nachfolgenden, wie die Mehrzahl auf Englisch gesungenen Lied ´The Beast Is Lurking´ wird die kraftvolle Spielweise der Musiker noch deutlicher erkennbar, denn die Percussions werden entschieden bearbeitet und die Gitarrensaiten rasant angerissen.

Der keltische Einfluss beginnt sich mit ´Soulmate´ endgültig über dem Album auszubreiten. Der Gastbeitrag von Steve Unruh und seiner Violine, neben Uilleann Pipes, Low Whistle und Tin Whistle von Jens Kommnick, lässt nicht nur den Folkrock aufblühen, er legt gleichzeitig kleine Verweise zu KANSAS offen. Ein ´Where’s My Name´ hält sich zudem von üblicher Liebeslyrik fern, sondern wendet sich in seiner instrumentalen Solo-Darbietung musikalisch dem Mittleren Osten zu und inhaltlich der dort herrschenden Unterdrückung von Frauen.

Diese Glanznummer wird sogleich von einer weiteren abgelöst. Das beinahe zehnminütige ´Of Witches And A Pure Heart´ hätte sich auch auf den Veröffentlichungen von Martin Schnellas anderen Formationen prächtig geschlagen. Bei ´Red Beard´ und im Speziellen ´Calypso´ zeigt sich hernach abermals das kraftvolle und intensive Akustikgitarrenspiel, ehe mit dem Achtminüter ´Ein Stummer Schrei´ Krieg und Flucht sowie mit dem Neunminüter ´Das Goldene Königreich (The Virgin Queen)´ die Epoche von Elisabeth I. auf Deutsch besungen wird. Genauso überraschend wie das Werk begonnen hat, endet es mit dem reinen A-cappella-Stück ´Wholeheartedly´. Angeführt von Melanie Mau singen mit ihr Martin, Simon und Mathias ohne jegliche Instrumentierung. Weit mehr als nur beachtenswert.

(8,5 Punkte)

 

https://melaniemaumartinschnella.bandcamp.com/album/invoke-the-ghosts

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