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UDO DIRKSCHNEIDER – My Way

~ 2022 (Atomic Fire Records) – Stil: Gemischte Platte ~


UDO DIRKSCHNEIDER, sein Lebenswerk, seine musikalische Bedeutung muss man hier ja wohl nicht mehr diskutieren. Vor wenigen Tagen feierte er seinen siebzigsten Geburtstag. In dem Alter, als ich erstmals ACCEPT gehört habe, war das wohl fast ein biblisches Alter, heute ist es nicht mehr sooo weit weg. Andere sind dann schon lang in Rente, aber UDO haut noch ein paar raus. Da sind die ganzen Alben von U.D.O., auch unter Begleitung militärischer Orchester, aber eben auch die ganz regulären, zuletzt ´Game Over´. Dazu haut er noch DIRKSCHNEIDER & THE OLD GANG raus. Trotz dieser Aktivitäten fand er noch die Zeit, sich zu diesem Anlass diese gemischte Platte zu schenken, eine Platte mit Liedern die in beeinflussten, die ihm den Weg wiesen.

Vor ein paar Wochen ist mir der Clip zu ´We Will Rock You´ untergekommen. Auf der einen Seite, man sieht, der Interpret nimmt sich selber nicht so bierernst. Musikalisch aber war ich nicht wirklich überzeugt. Dennoch beschloss ich, da mal genauer zu schauen. Ich muss gestehen, auch mehrmaliger Genuss sorgt nicht für einen besseren Eindruck. Auch ein ´Fire´ sorgt für  Zwiespalt. Nach der starke Version von CIRITH UNGOL  hätte es noch eine Fassung eher nicht gebraucht. Auch ´The Stroke´ wird nicht zum echten Hit. Sich mit Ronnie zu messen in ´Man On The Silver Mountain´ grenzt fast an ein Sakrileg.

Auf der anderen Seite passt Udos Reibeisen perfekt zu LED ZEPPELINs ´Rock And Roll´. ´No Class´ hat reichlich Klasse und findet sich auf der Haben-Seite. In ´Hell Bent For Leather´ erwartet man, dass gleich Rob Halford zum Duett antritt. Wirklich gelungen finde ich ´Nutbush City Limits´. Hier spürt man das Herzblut. Hier spürt man den Song, der schon in den Anfängen von ACCEPT im Probenraum gezockt wurde.

Folgendes dürfte jeder hier kennen. Man liest einen Songtitel. Die Synapsen verbinden sich. Schalter legen sich um. Ohrwurmalarm. Die Tracklist von ´My Way´ ist tatsächlich eine Dauerbelastung für die Synapsen. Da ist ein Titel, der nicht gleich parat ist, recht willkommen. Hier ist es etwa ´Jealousy´, im Original von FRANKIE MILLER. Der ist mir unbekannt, da höre ich genauer hin. Da wird einem aber auch verdammt bewusst, was man viel zu selten vor Augen hat. Udo kann richtig richtig gut auch ruhige Lieder singen.

Ein Stück soll noch erwähnt werden. Vor ´My Way´ hatte ich echt ein wenig Angst. Dieses Lied, dessen bekanntester Interpret (nicht der erste, das Original stammte aus Frankreich) FRANK SINATRA war, gehört zu meinen absoluten Lieblingsliedern. Da hängt mein Herz dran. Was macht Dirk daraus? Das beste, etwas ganz eigenes. Leicht entschlackt, die Stimme im Vordergrund. Passend zum Text singt Dirk nicht unbedingt sauber, doch voller Kraft, voller Leidenschaft, mit der ganzen Seele. Das ist ein Alterswerk, fast schon ein Abschiedslied. Und während die Gänsehaut auf und ab rennt, und sich Tränenwasser in den Augen sammelt, kann man konstatieren, er ist seinen Weg gegangen.

Alles Gute zum Geburtstag, Mister Dirkschneider!

https://www.facebook.com/UdoDirkschneiderOfficial


(VÖ: 22.04.2022)