PlattenkritikenPressfrisch

CARMERIA – Advenae

~ 2022 (Independent) – Stil: Dark Melodic Metal ~


Darf in der heutigen Zeit voller Hässlichkeiten und Extreme etwas nicht einfach mal schön sein? Ich rede hier von wirklich bildhübsch, nicht etwa nur nett, der Schwester von langweilig.

Die anmutige, nach sechs langen Jahren zur voller Schönheit herangereifte CARMERIA aus dem Adelshause Sydney im fernen Australica zum Beispiel wurde aufgrund ihres Namens und angeblicher Liebeleien mit HIM, NIGHTWISH und auch Hans Zimmer vielerorts belächelt und soll gar in dunklen, skandinavischen Wäldern von schwarzen Gestalten mit zackig weiß bemalten Fratzen, ihren Wölfen und dem johlenden Volke geächtet und gejagt worden sein. Dabei war die Holde auf ihrer Suche nach dem sagenumwobenen, aber irgendwie in den letzten Jahren etwas heruntergekommenen KAMELOT doch lediglich in die schlechte Gesellschaft pappsüsser Symphonic-Schergen geraten.

Spaß beiseite, nicht nur die fabelhaften Gesangslinien und speziell die Klangfarbe der Stimme von Jordan Von Grae lassen den Vergleich zu den Amis besonders zu Roy Khan – Zeiten entstehen, nein, auch die Songs etablieren die richtige Mischung aus Heavyness und Anspruch, die sogar die Progfraktion „in a Metal Mood“ auf den Plan rufen sollte.

 

 

Mit einem cineastischen Startschuss namens ´Advenae´ beginnt die Chose und der ´Morningstar´ lässt alle eingangs erwähnten Attribute hell erstrahlen und stellt auch den X-Faktor und das Unterscheidungsmerkmal „Growling“ zu KAMELOT vor. ´Carpe Noctem´ verbindet traditionellen Heavy Metal-Galopp mit modernem Riffing, dezent-gegrowlter Bösartigkeit und natürlich fetter Keyboardsymphonik.

Da liegen die Karten bereits alle auf dem Tisch und harte Kostverächter wissen bereits von Anfang an, dass dies nichts für sie ist und können sich weiter um ihr Kerngeschäft im Tageswerk kümmern, tschüss dann.

Die geneigte Fraktion bleibt weiter am Ball, erfreut sich an einem leichten NIGHTWISH-Touch bei ´En Rapture´, lässt sich durch Jordans samtige Stimme beim Ballädchen ´Relinquished´ verzaubern, und stellt sich breitbeinig zum Bangen auf, wenn ´To Lead The Blind´ die Geschwindigkeit anzieht, und gleichzeitig durch abwechslungsreiche Dynamik und spannende Twists im Songwriting überzeugt. ´Celestia´ schwebt himmlisch zwischen Soundtrack und gesungenem Traditional bis zum emotionalen Höhepunkt, der keinen kalt lassen dürfte. Zurück zum Anfang.

Wirklich bildhübsch und wunderschön hitverdächtig entwickelt sich ´Solaris´ dem ich meinen Segen für einen „Eurovision Song Contest“ gebe… und das ist auf keinen Fall sarkastisch oder verächtlich gemeint, nein, es wird einfach mal wieder Zeit, dass nach ROGER PONTARE, TERÄSBETONI, WIG WAM und LORDI „unsere“ Musik dort auch mal wieder eine Rolle spielt.

Danach bricht der ´Starfall´ über KAMELOT ein – typischer geht’s wirklich nicht und das ist gerade gut so. Wer braucht schon den Originalitätpreis, wenn er solche Songs komponieren und spielen kann? ´Veil Of Sanctitude´ und ´Halo´ flechten erneut die ruhigen Töne in hitverdächtige Melodien ein bevor ´Eternity´ auf zwölf Minuten Länge letztmals alle Register inklusive DIMMU BORGIR- und THERION-Reminiszenzen zieht. Hammer!

Da gibt’s kein wenn und aber – CARMERIA machen das, was sie sich auf die Fahnen geschrieben haben (ganz ohne „Gothic“ und „HIM“) auf eine gefühlvolle, perfekte Art und Weise und der episch-sinfonische Sympathisant wird vollends bedient… sofern er keine weiblichen Vocals zum absoluten Glück benötigt.

I offer my sword to protect and pledge allegiance to my lovely Lady CARMERIA! Diesmal ganz ohne Ladies.

 

 

Das Büffet für die Ritter der Tafelrunde wurde zubereitet von:

Jordan Von Grae – Wortführer
Jerry Zahija – Saitenschwert, Backings
Tory Giamba – Langaxt, Backings
Mishka Bobrov – Tastenmagie
Lachlan Blackwood – Kanone

 

www.facebook.com/CarmeriaMusic
carmeria.bandcamp.com