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MESHUGGAH – Immutable

~ 2022 (Atomic Fire) – Stil: Experimental Metal ~


Unabänderlich sind MESHUGGAH auch 2022. Die Tech und Experimental Metal-Pioniere nehmen ihr neuntes Studioalbum überwiegend in den „Sweetspot“ Studios in Halmstad, Schweden, auf, Sänger Jens Kidman sogar in seinem Heimstudio und Leadgitarrist Fredrik Thordendal seine Soli in seinem eigenen „Studio 33“. In diesem Schuppen allerdings, in dem das „Sweetspot“ errichtet wurde, und seiner trostlosen Umgebung der Abgeschiedenheit, fühlen sie sich wie auf ihren Konzertreisen, denn sie chartern sich für diese Unternehmung dorthin sogar einen preiswerten Tourbus.

Das erklärte, aber unabänderliche Ziel für die neuen Kompositionen umfasst dabei das Ringen nach Luft und Dynamik, da sich im Vorfeld keiner von ihnen, auch nicht Gitarrist Mårten Hagström, Bassist Dick Lövgren und Schlagzeuger Tomas Haake, darüber im Klaren war, auf welche Weise ´Immutable´ letztlich erklingen sollte.

 

 

Bereits die ersten fünf Minuten mit ´Broken Cog´ erweisen sich als ein kolossaler Hammer. Der noch lammfromme Gesang von Jens Kidman muss sich den fortwährend spielerisch leichten Schlagzeugschlägen von Tomas Haake beugen, während die Gitarrensaiten filigrane Chiffren aussenden. Sodann wirbelt ´The Abysmal Eye´ wie auf den direkten Werk-Vorgängern durch das Universum der schweren Schwingungen, während die ´Phantoms´ geradewegs nach vorne, ins Sirenengeheul drängen.

Monumentale Schwerkraft und Staccato-Riffs bilden den Kontrast innerhalb von ´Ligature Marks´, das überraschend ausgewogen die Pfähle einhämmert. Dahinschreitend beherrscht das rumpelnde Schlagzeug nicht nur ein ´God He Sees In Mirrors´, in dem sich gleichwohl die Gitarrensaiten alarmierend erheben dürfen, sondern gleichsam ein ´I Am That Thirst´. Ein ´Kaleidoscope´ entpuppt sich vergleichbar einer abgehackt aufspielende Entität.

 

 

Das beinahe zehnminütige, sanft aufbauende Instrumental ´They Move Below´ erweist sich hingegen in der Mitte des Werkes als eine ausgeweitete, dramaturgische Zurschaustellung, das zweiminütige ´Black Cathedral´ eher als kurzes Zwischenspiel im Äther von Post Black. Nochmals erheben sich Gitarrensirenen in ´The Faultless´, wenngleich sich der Gesang zähfließend dem schleppenden Voranschreiten anpasst. Ohne Frage rappelt es bei ´Armies Of The Preposterous´ schließlich nochmals ordentlich im Gebälk, bevor ein letztes Instrumental namens ´Past Tense´ in aller Seelenruhe ´Immutable´ beschließt.

Nicht im Geringsten agieren MESHUGGAH anno 2022 bahnbrechend oder zukunftsweisend, dennoch sind sie unabänderlich der filigranste Extreme-Groove-Koloss der Erde.

(8,5 Punkte)

https://www.facebook.com/meshuggah