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MARY WILSON – The Motown Anthology

~ 2022 (Universal Music) – Stil: Soul ~


Am 6. März wäre Mary Wilson 78 Jahre alt geworden. Sie war Mutter, Groß- und auch Urgroßmutter. Neben ihrer populären Rolle als Sängerin fand die im März 1944 in Greenville, Mississippi, geborene Modeikone für sich allerdings auch einen wichtigen Platz im Leben, als Aktivistin und Kulturbotschafterin der USA. Sie setzte sich für soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit ein, engagierte sich bei Hungersnöten und Kriegen. Der wichtigste Lebensinhalt war für die Schauspielerin und Tänzerin wohl dennoch die Musik. Sie gehörte als einziges Gründungsmitglied durchgehend, von 1961 bis 1977 einer der meistverkauften Girlgroups aller Zeiten an: THE SUPREMES. Selbst nach deren Auflösung war sie als Solo-Künstlerin erfolgreich.

Eine Deluxe-Doppel-CD-Edition namens ´The Motown Anthology´ wagt sich nun, einen Blick auf die Vergangenheit zu werfen und im Speziellen auf die Motown-Jahre von Mary Wilson: 23 Songs von THE SUPREMES, einer von deren Vorläufer THE PRIMETTES sowie 13 Lieder von Mary Wilson solo, samt einem 44-seitigen Booklet. Überraschenderweise ist ihr neu gemischtes, 1979er Solo-Debüt ´Mary Wilson´ gänzlich enthalten und erhält somit seine Premiere, d.h. nach 43 Jahren seine allererste Veröffentlichung auf CD.

Daneben finden sich auch Lieder aus Sessions mit dem unterdessen verstorbenen Produzenten Gus Dudgeon, die LP-Version von ´Why Can’t We All Get Along´ und der Eric Kuppers-Remix von ´Red Hot´. Bei den Liedern der SUPREMES sind die beiden 1970er Live-Songs ´Can’t Take My Eyes Off You´ und ´Falling In Love With Love´ sowie die weiteren – und auch wichtigeren – Kompositionen ´Send Him To Me´, ´If You Let Me Baby´, ´Anytime At All´ sowie eine Rarität wie ´Son Of A Preacher Man´ und Jim Peppers ´Witchi Tai To´ unveröffentlicht.

Mary Wilson bleibt unvergessen. Sie machte nicht nur den R&B in den Vereinigten Staaten salonfähig, sondern bestimmte das musikalische Erscheinungsbild der Sechzigerjahre und das des Motown-Labels. Und gerade weil nicht einfach alle elf Nummer-1-Hits von THE SUPREMES, wie etwa ´Baby Love´ oder ´Stop! In The Name Of Love´, diese Werkschau verschönern, schiebt ´The Motown Anthology´ endlich einmal die SUPREMES-Songs mit der obligatorischen Lead-Sängerin Diana Ross aus dem Scheinwerferlicht und schwenkt dieses, obwohl selbstredend nicht alles in diesem glänzt und glitzert, heute ausschließlich auf Mary Wilson.

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