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ABSENT IN BODY – Plague God

~ 2022 (Relapse) – Stil: Sludge/Doom/Industrial/Experimental ~


Wenn wir an Bands denken, die es schaffen, beispiellose Härte neben gruseliger Atmosphäre einzukapseln, und die die Visionen der Realität angesichts eines überwältigenden Nihilismus verblassen lassen, kommen einem unweigerlich Namen wie NEUROSIS oder AMENRA in den Sinn. Eine solche Kraft und ein derartiger Kontrast sind in jeder Hinsicht nur schwer zu erreichen, und nach dem Aufstieg von ABSENT IN BODY aus dem Abgrund werden wir nun Zeuge des Beginns einer besonders schwarzen musikalischen Inkarnation – wütend und zugleich spirituell, wobei die Härte auch immer wieder durch ruhige Progressionen ausgeglichen wird, die den Geist jedoch erst richtig aufwühlen.

ABSENT IN BODY ist ein reines Bandprojekt und setzt sich zusammen aus Mathieu J. Vandekerckhove und Colin H. Van Eeckhout von AMENRA, Scott Kelly of NEUROSIS-Fame sowie Igor Cavelera, der zuvor unter anderem bei SEPULTURA trommelte. Es ist insofern also keine allzu große Überraschung, dass ´Plague God´ genau die Art von Sound liefert, in die man sich mit ganzem Herzen verlieben muss, wenn sich die Dunkelheit erst in ihrer wahren Gänze ausbreitet –  eine Performance, die sich nahtlos vom Driften durch den schwarzen Äther zu einem wahren kathartischen Sperrfeuer entbrennt.

Gitarren- und Bassrhythmen orientieren sich dabei stark am Industrial, und jeder Schlag und jede Note verströmen einen rostigen Ton, der sich erst langsam aufbaut und sich zunehmend in der rauen, dunklen Luft verbreitet. Der eskalierende Lärm und die Doom-Qualitäten sind höchst dominant, und sie erschaffen zugleich beklemmende wie düstere Traumlandschaften.

 

 

Schon der Opener ´Rise From Ruins´ beginnt in tiefer Dunkelheit, und aus einem reinen Dunst entwickelt sich zunehmend eine Atmosphäre prall an unheilvollen Vibes. Die Gitarren setzen ein, Verzerrungen reiben vom Rhythmus ab, und die Vocals brüllen nach außen und klingen hart und gewalttätig. Der eskalierende Drum-Flow bringt eine zusätzliche Raserei in den Mix.

´In Spirit In Spite´ verschiebt schließlich die aggressive Richtung des vorherigen Stücks in weit bedrückendere Gewässer. Der Gesang wirkt unnatürlich und entfremdet, kaum noch menschlich, während sich die Instrumentierung in bedrohlichem Tempo fortsetzt, bevor sie sich zunehmend verändert – die Verzerrung und der mechanische Fuzz bleiben, aber die Progression nimmt einen viel ruhigeren, meditativen Zustand ein. Diese Reduziertheit lässt deutlich mehr Raum für das gesprochene Wort und bietet den Zuhörern zudem die Intimität einer eindringlichen Poesie.

Durch ihre Musik verströmt das Star-Ensemble den rohen industriellen Untergang und Tod, und die dröhnende Schwere und der tiefschwarze Minimalismus erinnern an die existenziellen Gefühle von Traurigkeit und Verlust.

ABSENT IN BODY lösen auf ´Plague Years´ ihr Versprechen als wahre Tour-de-Force an Kraft und Düsternis zwar ein, vieles davon klingt allerdings dann doch wieder viel zu vertraut und vermittelt keine allzu großen Neuerungen im Vergleich zu den Stammbands der beteiligten Protagonisten.

(7 Punkte)


(VÖ: 25.03.2022)