PlattenkritikenPressfrisch

WARRIOR SOUL – Out On Bail

~ 2022 (Livewire/Cargo) – Stil: Heavy Metal Rock`n`Roll ~


Man muss nicht wieder damit beginnen, wo die Band stehen könnte wenn Sänger Kory Clarke nicht abgestürzt wäre. Man muss auch nicht erneut erwähnen, wie großartig und zeitlos die Frühwerke von WARRIOR SOUL sind. Man muss im Hier und Jetzt bleiben und das schmerzt dann schon.

Wie schon bei den letzten Alben sind Skepsis und Freunde beim ersten Hören eines neuen WARRIOR SOUL Albums vereint. ´Out On Bail´ wirkt nach den ersten zwei bis drei Durchläufen nicht viel anders als ´Rock´n`Roll Disease´ von 2019. Und das klang schon ziemlich nach dessen Vorgänger ´Back On The Lash´. Aber man will ja nicht aufgeben, bei einer Band, die einem viel bedeutet. Und ja, nach weiteren Durchgängen verändert sich dann der Blick auf das Album. Auf ´Out On Bail´ versucht Kory zu den ersten Alben zurückzugelangen. Weniger dreckiger Strassenköder Punk`n`Roll und dafür mehr klassische Ansätze der frühen Alben. Zumindest ergibt sich dieses Bild durch die Art des Gitarrenspiels, der Rhythmik, der weniger konsequenten Eiertritt-Taktik. Es ist ein ernsthafter Versuch, die frühen Tage noch einmal aufleben zu lassen. Dass dies nur bedingt gelingt, ist eher selbstredend als überraschend. Aber es zeigt, dass Kory wohl doch lernfähig ist und die immer wieder geforderte Rückkehr zum klassischen Stil eventuell nun angenommen hat. Zwar ist der Weg bis zur alten Klasse noch lange, aber es lässt aufgrund von Tracks wie ´One More For The Road´, ´Yoyo´ oder `The New Paradigm` die Hoffnung zuletzt sterben. ´Hip Hip Hurray´ ist eigentlich auch nicht unsympathisch, da hier dann wieder der Rotzrocker durchknallt. Dafür wird das Stück dann durch einen miserablen Sound kastriert.

Korys Gesang ist zwar immer noch mehr oder weniger eine Fast-Katastrophe, aber man muss ehrlichweise auch erwähnen, dass die Gesangsleistung auf diesem Album die beste seit Jahren ist. Es dringen mehr Nuancen seiner alten Stimme durch als auf den letzten beiden Alben. In Anbetracht seines optischen Zustandes eigentlich erstaunenswert.

Was aber leider echt nicht mehr lustig ist, ist der Sound des Albums, der teilweise nach Übungsraum klingt! Kommt hier die „Geiz ist Geil“-Mentalität durch? Wohl eher weniger, sondern ein massives finanzielles Problem. Allerdings war der Sound auf den Vorgängern ebenfalls ein Schwachpunkt. So gesehen ist diesbezüglich alles beim Alten.

Ich tue mich schwer, hier den Fanboy wegzudrücken und faktenbasiert zu punkten. Aber mehr als 6,5 Punkte sind hier nicht drin, auch wenn die musikalischen Ambitionen in die richtige Richtung gehen.

(6,5 Punkte) https://www.warriorsoulofficial.com/