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SIN STARLETT – Solid Source Of Steel

~ 2022 (Metalizer Records) – Stil: Heavy Metal ~


Es ist schon längst kein Geheimnis, dass die Schweiz mehr zu bieten hat als nur Berge, Schokolade, Käsefondue und Uhren. Auch musikalisch muss bereits seit langem nicht immer auf KROKUS, POLTERGEIST oder CORONER zurückgegriffen werden, denn auch in der Neuzeit hat es zwischen EMERALD und MEGATON SWORD immer wieder gutklassige bis exzellente Rock oder Metal Bands von dort gegeben. Zwischen der Gründung beider letztgenannten Bands, nämlich im Jahr 2005, wurde in Luzern SIN STARLETT ins Leben gerufen, die mit ´Solid Source Of Steel´ nun bereits ihr viertes Album vorlegen.

Ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich zuerst mit ihrem zweiten Ende 2012 erschienenen Album ´Throat Attack´ auf diese Band aufmerksam geworden bin, oder es im Zusammenhang mit ihrem Auftritt auf dem 7. Pounding Metal Fest in Madrid gewesen ist, wo ich sie 2013 live erleben durfte. Aber damit ist vielleicht auch schon das einzige Problem dieser Band umrissen. Man erinnert sich einfach nicht. Das gilt natürlich, bis auf diese Ausnahme, nicht für mich, denn ich kann mich ja sehr wohl an den eben genannten Auftritt erinnern und habe nicht nur die beiden Vorgänger-LPs im Regal stehen, sondern diese auch als exzellente Scheiben in Erinnerung. (Ja, das lediglich auf CD existierende und von der Band im Eigenvertrieb herausgebrachte Debüt fehlt mir…noch.)

Ich schreibe von einem Problem aus dem Grund, weil die Band unverständlicherweise immer noch im Underground herumdümpelt und es bisher nicht geschafft hat, sich nachhaltig in die Gehirnwindungen von Metal-Fans zu fräsen. Vielleicht ist die Ursache für diesen Umstand ja darin zu suchen, dass vordergründig „nur“ der Inbegriff von klassischem Heavy Metal geboten wird, der mit dem einen Bein in der NWoBHM und mit dem anderen im US-Metal steht und der Band damit einen sicheren Stand beschert. Keine Frage, SIN STARLETT bieten alles, was Liebhabern dieser Musik die Augen zum Leuchten bringt. Vor allem die Twin-Gitarren harmonieren perfekt miteinander und liefern ein ums andere Mal packende Melodien ab, die zumindest bei mir Assoziationen von KING CRIMSON, über WISHBONE ASH bis hin zu PRIEST, MAIDEN und QUEENSRYCHE wecken. Mit einer Spielzeit zwischen 4:34 Minuten und 7:33 Minuten, die jeder der acht Songs auf diesem Album aufbringt, wird den beiden Gitarren dankenswerterweise auch genügend Freiraum eingeräumt, um sich ausgiebig zu entfalten. An dieser Stelle muss nun angemerkt werden, dass der 2019 rekrutierte Jack Tytan auf dieser Scheibe erstmals in Erscheinung tritt und Gründungsmitglied Jan Horat an der Gitarre ablöst.

Von den Gründungsmitgliedern sind somit nur noch der andere Elias, nämlich Sänger Felber und Reno Meier an der anderen Gitarre dabei, denn sowohl der Bass, als auch das Schlagzeug, mussten seit den Anfangstagen schon zum dritten Mal neu besetzt werden. Zunächst wurde Pascal Werth auf der nunmehr bereits vor sechs Jahren erschienenen letzten LP ´Digital Overload´ durch Lucas Marti ersetzt, der jetzt für die neue Scheibe den Bass an Christoph Widmer übergeben hat. Am Schlagzeug sitzt seit der dritten Scheibe ´Throat Attack´ Elias Burri, der den Platz auf dem Schemel im Jahr 2011 von Olin Sin geerbt hatte. Dieser wiederum war für Dany Schilinger in die Band gekommen, der bereits im Jahr 2007, also noch vor den Aufnahmen zum Debüt, verstorben war.

 

 

Geändert hat sich musikalisch dadurch aber nichts und somit wird sich vermutlich auch nichts am Underground-Status der Band ändern. Dies wiederum wird aller Wahrscheinlichkeit nach die eingefleischten Fans der Band erfreuen, möglicherweise aber weniger die Band selbst. Ob der Wechsel des Labels mit der Intention erfolgt ist, einen größeren Bekanntheitsgrad zu erlangen, vermag ich allerdings nicht zu sagen. Fakt ist aber, dass SIN STARLETT von den Franzosen „Emanes Metal“, denen sie seit ihrem zweiten Album treu geblieben waren, mit der aktuellen Scheibe zum Pfaffenhofener Label „Metalizer Records“ gewechselt sind.

Mehr Anerkennung hätten SIN STARLETT aber auf jeden Fall verdient, denn eigentlich macht die Band alles richtig. Ein Old School 80er-Jahre Feeling ist bei jedem Ton gegeben. Egal ob klassisches einprägsames Riffing, wie in ´Streetlight Domino´, effektvoll eingesetzte Chöre oder die bereits eingangs erwähnten melodischen Gitarrensoli, die nach einem kurzen Intro bereits im Opener die musikalische Ausrichtung des Albums deutlich machen, alles ist perfekt auf die angepeilte Zielgruppe ausgerichtet. Wer nostalgische Gefühle pflegt, der ist hier bestens aufgehoben. Wer ein Innovations-Junkie ist und im Plattenregal nur jeweils eine PRIEST, eine MAIDEN und eine ACCEPT besitzt, weil er der Meinung ist, dass sich diese Bands auf ihren anderen Scheiben sowieso immer nur selbst kopieren würden, der sollte auch von dieser Scheibe die Finger lassen.

Eine spezielle Erwähnung muss noch die Stimme von Elias finden, die zumeist etwas nasal und in höheren Lagen auch leicht quäkig klingt, was ja in einigen Kreisen als kauzig gewertet wird. Insgesamt fügt sie sich jedoch klanglich homogen in das musikalische Gesamtbild ein, wobei ich insbesondere immer dann, wenn er in einen aggressiveren Gesangsstil wechselt, eine Mischung aus Rob Halford und einem kleinen Bruder von uns Udo vor Augen habe, aber der heißt ja Peter und sang bei VANIZE.
Und wenn ich schon mal dabei bin, dann will ich auch das Schlagzeug und den Bass lobend erwähnen, die mir auf dieser Scheibe mal wieder positiv aufgefallen sind und zwar in der Hinsicht aufgefallen, dass sie keine monotone Vorstellung bieten, sondern druckvoll und variabel die Darbietung des Gesangs und der Twin-Gitarren unterstützen.

Trotz des sehr soliden und einheitlichen Gesamtbildes den das Album bietet, möchte ich neben dem Titelstück, vor allem ´Struck Down´ hervorheben, bei dessen Eingangsriff ich sogar unwillkürlich an AC/DC denken muss. Ein kurzer Gedanke, der nach dem Einsatz der melodischen zweiten Gitarre schnell verfliegt, denn das Stück entwickelt sich zu einem hochmelodischen, aber dennoch mit einem ordentlichen Mitwippfaktor versehenen Midtempostück, bei dem sich beide Gitarren mal wieder vorbildlich duellieren. Auch das im Midtempo beheimatete ´Straight & Ready´ ist ein ordentlich rockender Song, aber irgendwie sind es das ja alle.

Deshalb gibt es von mir auch das Album charakterisierende „sehr solide“ aber glänzende

(8 Punkte)

 

 

´Solid Source Of Steel´ erscheint nicht nur auf CD und auf schwarzem Vinyl in einer 350er Auflage, sondern auch als Kassette in einer 100er Auflage und in einer auf 150 Exemplare limitierten Version in rotem Vinyl inklusive Patch.

SIN STARLETT sind:
Elias Felber – Gesang
Reno Meier – Gitarren
Jack Tytan – Gitarren
Christoph Widmer – Bass
Elias Burri – Schlagzeug

https://www.facebook.com/sinstarlett

https://www.metalizer-records.de


(VÖ: 22.02.2022)