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CLOAKROOM – Dissolution Wave

~ 2022 (Relapse) – Stil: Space Rock/Shoegaze/Slowcore/Western Rock ~


Auf ihrem letzten Longplayer, ´Time Well´ aus dem Jahr 2017, erschufen die aus Northwest Indiana stammenden CLOAKROOM ihre eigene Interpretation von modernem Slowcore, indem sie Space Rock und atomar-schwere Gitarrenwände mit sirupartigen, trostlosen und herzzerreißend traurigen Gesangsmelodien mischten.

Das Trio hat seither einen Besetzungswechsel vorgenommen, und einige der Bandmitglieder haben zudem auch für andere Projekte ihre Flügel ausgebreitet. Schlagzeuger Brian Busch wurde durch Tim Remis (zuvor u.a. bei THE KILLER und SWEET COBRA) ersetzt, während Sänger und Gitarrist Doyle Martin jetzt als Vollzeitmitglied beim Shoegaze-Revival-Kraftpaket NOTHING eine doppelte Pflicht erfüllt und Bassist Bobby Markos ein Akustik-Soloprojekt namens DOCUMA ins Leben gerufen hat.

Wie schon auf ihren beiden Vorgängerwerken, verschmelzen CLOAKROOM auf ´Dissolution Wave´ wabernde Mammut-Beats mit röhrenbrechender Amp-Arbeit und erschaffen somit eine beeindruckende Melange aus Shoegaze, Slowcore und Space Rock. Der Opener ´Lost Meaning´ ist gleich ein üppiges Getümmel aus Slow-Mo-Drums, Bass-Fuzz und Martins hypnotisierenden Gitarrenlasern, während ´A Force At Play´ als kompakte, ausgefallene Pop-Hymne sogar an die Spätphase von PAVEMENT erinnert.

 

 

´Dissolution Wave´ wurde von der Band als „Space-Western“ beschrieben, und einerseits bedient sich das Trio dabei eines effektlastigen Stils, der klare Space Rock- und Shoegaze-Qualitäten aufweist, bei genauerem Hinhören allerdings auch ein zurückhaltendes Country & Western-Framework entdecken lässt. Während Martin im Titelsong textlich auf Meteoriten und Sternekonstellationen Bezug nimmt, bezeichnet sich der Asteroiden-Minenarbeiter im Album-Closer ´Dissembler´ gar als „ein Kaktus auf einer zahmen und wärmenden Welt“, womit augenscheinlich auch eine Art Genrevermengung in den Songtexten vorgenommen wird.

Das Album klingt insofern wie eine lockere Rockoper, die sich in einem kosmischen Raum konzentriert, mit Songs, die Space Rock und Western Rock für ein verträumteres, weniger aggressives Gefühl als CLOAKROOMS vorherige Werke kombinieren. Die Songs sind nach wie vor schwer und berauschend, aber sie sind weit ätherischer und nehmen mehr Raum zum Atmen ein, und sie zielen eher auf Spannung denn auf die bloße Konzentration auf erdrückende Schwere.

´Dissolution Wave´ ist zwar genauso sehnsüchtig und verloren wie die vorangegangenen Alben CLOAKROOMs, aber die Trostlosigkeit ist bei weitem nicht mehr derart überwältigend – warme Hooks und sonnige Hoffnung schimmern nun eindeutig durch die Dunkelheit hindurch.

(7,5 Punkte)


(VÖ: 28.01.2022)