~ 2022 (Heads On Fire Industries) – Stil: Psychedelic/Stoner/Space Rock ~
Jede Diskussion über zeitgenössische harte, psychedelische Musik sollte das inzwischen legendäre New Yorker Duo WHITE HILLS mit einbeziehen. Die Band, bestehend aus dem Sänger/Gitarristen Dave W. und der Bassistin Ego Sensation, hat sich seit 2003 einen einzigartigen Weg durch den psychedelischen Underground gebahnt und ist mit Abstand zu einer der wichtigsten und zweifellos auch produktivsten Bands im Bereich Heavy Psych geworden, mit satten siebzehn Longplayern, zahlreichen EPs und unzähligen Singles und Split-Releases.
WHITE HILLS bewegen sich dabei in einem Raum, der irgendwo zwischen schmutzigem Detroit Rock a la THE STOOGES und abgespeckten HAWKWIND-Vibes liegt, während sie den klanglichen Mixturen ihre eigene, einzigartige Interpretation hinzufügen.
´The Revenge Of Heads On Fire´ wurde nun aus der lebendigen Bildsprache geboren, die durch einen Fiebertraum ausgelöst wird, mit einem Titel, der vom Mythos der Wikingerkrieger inspiriert wurde, die ihre Helme in Brand setzten, um ihre Feinde zu erstaunen und einzuschüchtern. Die beiden New Yorker Alchemisten drehen hier wieder einmal die Verstärker bis zum Anschlag auf und stürzen sich kopfüber in die dunstige, verschwommene und schwindelerregende Welt der großen Riffs und des wirbelnden kaleidoskopischen Rauchs – eine luxuriöse Kakophonie des kreativen Wahnsinns und eine halluzinogene Nervenkitzelfahrt zugleich! Das Album bietet aber auch eine Neubewertung von sechs Songs ihres 2007 erschienenen Referenzwerks ´Heads On Fire´ sowie fünf weitere Psychedelic-Freak-Outs auf kosmischen Irrwegen.
Die spirituelle Intensität dieses Albums fühlt sich jedenfalls an wie ein psychedelisches Ritual, bei dem man sich in eine blutrot getönte Leere wagt, und das leidenschaftliche Feuer, das WHITE HILLS entfachen, durchdringt schließlich vollends die Psyche. Raue Gitarren schlängeln sich spiralförmig durch die Gehörgänge, mit fuzz-getränkten Bässen, die methodisch unter Schichten von Synthesizern und komplexem Sounddesign grooven.
Aufgrund der beachtlichen Tiefe des Albums, gibt es jedenfalls gleich eine ganze Menge davon, in das man sich verbeißen kann, und mit jedem erneuten Hören findet man etwas Neues, Tiefgründiges und Fesselndes. Schon der Opener ´The Instrumental Head´ gibt unmittelbar ein starkes Gefühl dafür, worum es hier geht, wenn sich erst ein wirbelnder Effekt aufbaut und in ein Riff ganz im Stile von BLACK SABBATH übergeht. Beim folgenden ´Radiate´ verschieben sich Dave W.s Vocals von links nach rechts, während hektische Drums zu hochfliegenden, geflanschten Riffs treiben.
´Oceans Of Sound´ ist ein klassischer Fuzz Rock-Track, und ein weiteres Paradebeispiel dafür, wie WHITE HILLS anno 2022 funktionieren, wenn es erst mit rauen Riffs beginnt und dann ganz sanft in atmosphärische Klanglandschaften aus rastlosen Gitarrenschlieren und Stimmen abebbt. Im Herzen des Albums befindet sich jedoch das Opus Magnum, ´Don’t Be Afraid´, ein 21-minütiger Fiebertraum aus eindringlichen Klängen und unheimlichen Prozessen, mit dunklen Drones, die immer wieder Momenten bedeutsamer Riffs weichen und wieder zurückkehren.
WHITE HILLS erforschen nun seit fast 20 Jahren die Themen Sterblichkeit, Transformation und Wiedergeburt und balancieren die viszerale Energie von wildem und hemmungslosem Heavy Rock mit dunklen Atmosphären und wirbelnden Klanglandschaften. ´The Revenge Of Heads On Fire´ ist eine weitere schillernde kreative Explosion, bei der sich die Band in einer beispiellosen spirituellen Tiefe sonnt und Bereiche der Klangmagie betritt, die in ihren früheren Werken in diesem Ausmaß noch nicht zu spüren waren.
(8 Punkte)
https://www.facebook.com/WHITEHILLSBand
Pic: Alex Carter
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