MeilensteineVergessene Juwelen

SUPERIOR – Moral Alliance

~ 1989 / 2014 (CD – Divebomb Records + Vinyl – Alone Records) – Stil: Melodic Heavy/Power Metal ~


Die Zeit für diese freudige Erinnerung ist seit langem überreif in einer Ära der essentiellen Reissues in der unüberschaubaren Masse an überflüssigen Outputs. Da ich gerade eine äußerst wichtige Biografie lese, wurden auch bei mir Flashbacks von goldenen Demozeiten heraufbeschworen.

Es gab sie damals, diese legendären 4-5 Track-Kassetten, um die Fanschar zu knechten und gewisse Parallelen zu einer der wichtigsten US-Kult-Bands lassen sich auch hier nicht verleugnen. Unsere QUEENSRYCHE in der Umgebung der Underdog-Fußballmetropole Kaiserslautern hießen SUPERIOR und es gab zu der Zeit lediglich drei Namen, die Sister- und Brotherherzen des Metal in Blastbeatpulsfrequenz versetzten: Michael Kiske, Geoff Tate und… Michael Tangermann.

 

 

Natürlich hatten wir es nach drei Jahren Liveerfahrung unter dem Banner SUPERIOR anno 1989 nicht mit einem tumben Klon zu tun, sondern mit einer Combo, die 1987 von CHARIOT Musikern komplettiert wurde, ihre typisch deutschen Wurzeln hatte und mit dem Opener ´Far Away´ gleich zu Beginn nach Bombastintro einen der besten Kiske-HELLOWEEN-Speedster rausballerte inklusive übergeilen Twingitarrensoli, die die spielerischen Fähigkeiten der Musiker anhand diverser Kabinettstückchen zeigten und einfach das Herz erfreuen. Gleich danach zeigt jedoch der Siebeneinhalbminüter von Titelstück durch ideenreiches Songwriting und klassisches Melo-Shredding die absolut eigene Identität der Band, in deren Liga damals nur beispielsweise unsere anderen Alltime-Faves HEAVEN’S GATE spielten, mit denen auch der ein oder andere Gig gefeiert wurde.

 

 

Auch wenn das obligatorische Ballädchen bei den mittlerweile komplett durchgestarteten Amis zu Beginn ihrer Karriere mit ´The Lady Wore Black´ weitaus mystischer und epischer rüberkam, hob der zum Höhepunkt überirdisch gescreamte Refrain von dem eher klassisch-kommerziell ausgelegten ´Strength In The Dark´ dieses Liederl weit über die Masse an teutonischen Schmachtfetzen. Der hymnische Riffer ´Overlord´ zog die Power wieder kräftig an und zeigte durch famoses Songwriting, dass ein starker Metalkracher keine zwanzig Breaks und Tempowechsel braucht. Das Kernstück des damaligen Demos mutierte sofort zum absoluten Fanliebling und darf nicht, sondern muss in die Riege der Hall Of Fame metallischer Jahrtausendhits aufgenommen werden: ´Odyssey´. Eine über neunminütige, galoppbass-betonte, atmosphärische Kreuzfahrt der heimischen Epik mit fantastischen Soli und übermenschlichem Gesang sorgt bis in alle Ewigkeit für Gänsehautfaktor von Haarspitze bis Zehnagel.

 

 

Dass auf der CD-Reissue neben satten sieben (!!! – auf der Vinylversion nur drei) Liveversionen weiterer Bandklassiker – darunter auch die heimliche „Bandhymne“ ´Here I Am´, die auf DISPYRIAs ´The Journey To Aelyrea´ zuletzt noch einmal zu Ehren kam und den Bandnamen im Refrain trägt – das gerne auch live gecoverte ´Queen Of The Reich´ als Hommage enthalten ist, spricht für den Geschmack als auch die Klasse dieser einstigen deutschen Powermetalhoffnung, deren Demo leider damals nicht im britischen Hauptquartier des Kerrang! gelandet ist und den Weg in die richtigen Ohren gefunden hat. Die Band selbst begab sich in geänderter Besetzung auf progressivere Pfade (siehe ´Younique´), deren Erfolg trotz unglaublich starker weiterer Scheiben nach dem überragenden ´Timeshift´-Demo (mit FATES WARNING-Part!!!) leider stets auf lokales Gebiet beschränkt war.

Diesen einzigartigen Zeitgeist kann keine noch so abgefeierte Metalcombo mehr darbieten und somit bleibt uns außer dieser unverzichtbaren Wiederveröffentlichung und den späteren drei Alben nur die Erinnerung an abgefeierte Liveauftritte und das Erbe von „Old-SUPERIOR“ in den würdigen Händen von Jürgen Walzer und seinem DISPYRIA-Opus, der schon bald ein weiteres Qualitätsniveau erreichen wird und bisher live seine Vergangenheit mit 1-2 dieser Songs zur Freude alter Fans stets gewürdigt hat. Watch Out!

 

 

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