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EMERALD SUN – Kingdom Of Gods

~ 2022 (El Puerto Records) – Stil: Power Metal~


Das neue Jahr fängt ja schon mal gut an. Zumindest für Fans von klassischem Power und Heavy Metal. Da gibt es gleich ein paar Highlights zu Beginn. Es kommen zwei Alben aus der „Doc Gator“-Schmiede, an anderer Stelle wird POWERTRYP schon abgefeiert. Auch „El Puerto Records“ lassen sich nicht lumpen und einen ziemlichen Kracher auf uns los.

Der kommt von den Griechen EMERALD SUN. Das sind im einzelnen Stelios „Theo“ Tsakiridis (Vocals), Fotis Toumanidis (Bass), Teo Savage (Guitars), Pavlos Georgiadis (Guitars) und Nick Kaklanis (Drums). ´Kingdom Of Gods´ ist auch schon ihr fünftes Album. Leider, so muss ich sagen. Ist doch diese Truppe bisher an mir vorüber gegangen. Wenn die Scheiben 1 bis 4 nur ansatzweise so stark sind, wie der aktuelle Dreher, gibt es einiges nachzuholen.

Was wird denn dem Hörer geboten? Schöner, eingängiger Metal, irgendwo zwischen Heavy und Power. Es kann sein, dass echte Underground-Gurus als kommerziell abstempeln. Egal. An guter, gelungener kommerzieller Musik ist doch nichts auszusetzen. ´Kingdom Of Gods´ ist wie eine Reise, 25 Jahre zurück in die Vergangenheit. Als es Mitte der 90er hieß, der Metal sei tot, da kamen plötzlich HAMMERFALL. Mit ihrem jugendlichen Elan haben sie das Genre vielleicht nicht wiederbelebt, wirklich tot war es ja nicht, aber ziemlich entstaubt. So viele traten seitdem in ihre Fußstapfen. Natürlich gingen manche dann auch Abwege. So sind SABATON oder FREEDOM CALL, jede auf ihre Weise, sicher kontrovers diskutierte Bands.

EMERALD SUN vermögen es, manche der dort diskutierten Klippen zu umschiffen. Klar, die Klischeetexte von Königen, Schwertern und Drachen, die sind im Spiel, Die begleiten uns seit Ewigkeiten, manchmal müssen sie aber auch sein. Ganz ehrlich, zu dieser Art Musik passen keine ernsthaften Lyrics über Weltfrieden oder Gurkensalat. Also, hoch die Schwerter, die Fäuste gereckt, dem Drachen ins glühende Auge geschaut und das Visier des Helms geschlossen.

Und genossen. Die coolen Chöre zum Start schon, die sich durchs ganze Album ziehen. Sänger Stelios klingt genau wie es diese Mucke braucht, nach einer Kreuzung uns Kai Hansen und Ralf Scheepers. So hat der Opener einen Schlag Richtung early GAMMA RAY. Die ´Heroes On The Rise´ erheben sich zu einer Melodie der Marke HAMMERFALL, der akustische Mittelpart sorgt für den gefühlig-epischen Moment. ´Hellbound´ zieht den Härtegrad noch ein wenig an, hat dafür einen Höllen-Mitgröl-Chorus. Keyboards werden, zumindest bis hier, sparsam, dafür effektvoll eingesetzt. Das bleibt so, versprochen. Das bleibt so, wenn die ´Legions Of Doom´ über das Schlachtfeld fegen. Und es bleibt so, wenn in ´Gaia (The End Of Innocence)´ eine griechische Gottheit des Vorolymp besungen wird. Wenn man Gaia (oder deutsch Gäa) googelt, unschuldig war sie sicher nicht. So ist die Göttin der Mutterschaft und des Todes, die Göttin der Weissagung und der Rache die fruchtbarste Person, die Mythologie und Literatur wohl je hervorgebracht hat. Doch ich schweife ab…

Donner holt mich zurück. Zurück ins ´Kingdom Of Gods´. Der Titelsong stampft schwer über das Schlachtfeld. Der Gesang in Strophe Eins erinnert an Heimi Mikus und RISK auf ´The Reborn´.  Und ja, hier dürfen auch ein paar Keyteppiche mehr sein. Und ja, die passen. In ´Raise Hell´ wird die Hölle geraised und der Himmel bewegt im Stile der Schlüsselkeeper von HELLOWEEN. Danach ist ´The Hunter´ ein leichter Durchhänger, der mit Tasteneinsatz auf die Stadionbühne drängt. Doch das flotte ´We Will Die On Our Feet´ hebt das Level wieder. Und auf englisch klingt die Aussagen stehend sterben zu wollen auch so peinlich wie auf hessisch.

Was fehlt noch? 

…Genau. Die Ballade. Der Tränendrücker. Die Schnulze. Da wir nicht gestorben sind und noch stehen, können wir zum stimmungsvollen ´Where Warriors Belong´ zum Stehblues ansetzen. Handylampe, Feuerzeug oder Kerze sorgen für die nötige romantische Beleuchtung. Ganz ehrlich, wer hat sie nicht die romantische Ader. Wer will nicht nach getaner Schlacht, oder eben am Feierabend, in die Arme seiner Königin fallen? Wer will nicht der Minne huldigen? Oder seinen Helden huldigen, den Kriegern die uns verlassen…

So heben wir unseren Pokal. Ein Prosit auf das Königreich der Götter, ein Prosit auf EMERALD SUN. Es sind nicht glorreiche Sieben, nicht Hateful Eight, Neun Leben, neun Schwerter…

… und neun Punkte.

https://www.facebook.com/emeraldsunmetal/

 


(VÖ: 28.01.2022)