PlattenkritikenPressfrisch

THE LURKING FEAR – Death, Madness, Horror, Decay

~ 2021 (Century Media) – Stil: Death Metal ~


Death Metal-Fans waren 2016 zweifellos begeistert, als bekannt wurde, dass mehrere Legenden der Szene zusammengekommen waren, um ihr eigenes Projekt zu starten, das rein auf Old School-Qualitäten setzte, versehen mit einer gehörigen Dosis Lovecraft-Horror. Das kosmische Biest, das aus diesem Zusammentreffen hervorgegangen war, nennt sich THE LURKING FEAR, und wo das Debüt aus 2017 bereits von wechselnder, bösartiger Angst war, legt der Nachfolger ´Death, Madness, Horror, Decay´ in mancher Hinsicht sogar noch einen drauf.

Drei der Mitglieder spielen auch bei AT THE GATES, aber es war vorbei mit deren Melodic Death Metal, an dessen Stelle schierer Totenkopf schüttelnder OSDM trat, der die Hörer an den Rand des kosmischen Abgrunds riss und hineinschleuderte.

Beständigkeit und Identität sind nun schließlich die klaren Eckpfeiler des zweiten Albums des schwedischen Quintetts, dem hässlichen Stiefkind Tomas Lindbergs, und es ergibt sich dabei eine umgekehrte Proportionalität in Bezug auf seine beiden Acts. Je weiter AT THE GATES von ihrem melodischen Todessound in geschwärztes und progressiveres Terrain abwichen, desto mehr beharren nun THE LURKING FEAR auf die von ihnen beackerte Tradition.

 

 

Die ersten vier Songs fliegen bereits in weniger als zehn Minuten an einem vorbei – ein Sperrfeuer aus abgewetztem, klobigem DM, mit einem Hauch von Grind-Raserei. Die Stücke sind in einer Art von ursprünglicher, rückgratzerreißender Gewalt, was in kurzen Ausbrüchen einfach wesentlich besser funktioniert.

Die Band weiß allerdings auch, wie man sich richtig in den Groove legt, mit Songs, die sich wie unheimliche Leviathane in der Tiefe drehen und wenden. Der Titeltrack, ebenso wie ´Leech Of The Aeons´, werden beide zeitweise langsamer, um knirschende, bösartige Angriffe zu liefern, die weit nach unten in beunruhigenden, kriechenden Horror eintauchen.

Während sich das Debüt ´Out Of The Voiceless Grave´ noch etwas unzusammenhängend anfühlte, da jedes Mitglied seine eigenen Songs eingebracht hatte, wirkt ´Death, Madness, Horror, Decay´ nun viel mehr wie eine gemeinschaftliche Anstrengung, was deutlich mehr an Stärken offenbart. Es vermittelt ein klareres Gefühl von Identität und thematischer Kohäsion, auch wenn es sich von Lovecraft abzweigt und mittlerweile alle Arten von kosmischem Terror umfasst. In den Händen solch bedeutender und glaubwürdiger Praktiker wird der Death Metal jedenfalls mit enormer Sorgfalt und wilder Hingabe gleichermaßen erfreulich gehandhabt.

(7,5 Punkte)


Pic: Max Ljungberg