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LYNX – Watcher Of Skies

~ 2021 (No Remorse Records) – Stil: Heavy Rock ~


 

„Watcher of the skies, watcher of all.“

Side A: Kein Peter Gabriel in Sicht.

Aber LYNX, erst in den frühen Monaten des Jahres 2020 in Gießen gegründet, spielen überwältigend auf, mon amie. Nach der kurzen Einführung ´Miscovery´ steht bereits beim echten Opener ´Grey Man´ unumstößlich fest, dass bei LYNX die Gitarrensaiten prall im Mittelpunkt stehen. Da wachen endlich wieder Musikhörer auf, die trotz Retro- und Vintage-Boom jahrelang geschlafen haben, weil ihnen oftmals die echte Vitalität der Siebzigerjahre gefehlt hat. Da tönen Melodien für Liebhaber von BLUE ÖYSTER CULT bis BOSTON aus den Boxen, mon Dieu.

Obwohl Musikliebhaber in den vergangenen Jahren von WYTCH HAZEL, TAROT und HÄLLAS angefixt wurden, gibt es im Gegensatz zu HÄLLAS bei LYNX auch Gesang mit Nachklang und Wiederhall zu bejubeln. Trotzdem ist Sänger/Gitarrist Marvin Kiefer bei LYNX grundsätzlich der einzige, kleine Schwachpunkt, weil er selbst im Zusammenhang mit den Background-Gesängen in der Bandhymne ´Lynx´ einen teutonischen Ansatz nicht ganz verbergen kann oder will. So gesehen wäre die Musik, wäre sie identisch vor weit über 40 Jahren erschienen, heutzutage ein echtes Kultobjekt. Um in den gegenwärtigen Zwanzigerjahren zur Kult-Band zu avancieren, haben LYNX allerdings noch Zeit, schließlich sind sie noch jung.

Heavy Rock mit solch jubilierenden Gitarren wie in ´Grey Man´ von Tim Künz und Marvin Kiefer (auch BLIZZEN) ist schwer zu übertreffen. Ein lebendiger Bass, von Phil Helm, und ein unermüdliches Schlagzeug, von Franz Fesel, treiben die Gruppe obendrein, etwa in ´Lynx´, schweißtreibend an. Ist der Wind in ´Savage Mountain´ verzogen, lassen LYNX in ihrem Sound gar einmal Schwingungen aus Birmingham herüberziehen und das Schlagzeug verrät, John Bonham zu kennen. Sogar an einen hohen Schrei traut sich Marvin Kiefer zum Abschluss der A-Seite, dabei wird der Schrei zu Beginn des Refrains zum Erkennungszeichen von ´Eternity’s Hall´.

 

 

Side B: Peter Gabriel nicht in Sicht.

Stattdessen beginnen LYNX die zweite Seite ihres Werkes abermals mit einem kurzen, noch erhabeneren Instrumental namens ´Odyssey´. Für den Ritt durch den alten Heavy Rock und Hardrock der Siebzigerjahre nimmt ´Heartbreak City´ schnell die Fährte auf. Während die Gitarren in ´Beyond The Infinite´ singen, leichte Keyboard-Klänge surren, schlägt das Schlagzeug ohne Unterlass seine Wucht hernieder. Die Schnelligkeit gehört dagegen ´Dark Shadows Rising´, das in aller Hast früh-metallische Phasen auslebt. Zum großen Finale ist schließlich doch die Zeit gekommen, die Zeit des ´Watcher Of Skies´, des LYNX’schen Watchers, der erst mit Akustikgitarre und dann unter vollem Strom ein weiteres Großwerk einer Komposition vorträgt, mon Dieu:

„Into worlds without time. A trance in which we fly.
There is no harm, no harm to find. The watcher of the skies.“

 

 

(8,5 Punkte)

https://www.facebook.com/Lynxheavyrock

 


(VÖ: 26.11.2021)