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TOM MORELLO – The Atlas Underground Fire

~ 2021 (Mom+Pop Music/Bertus) –  Stil: Alternative Rock ~


´The Atlas Underground´ hieß das erste Album der RAGE AGAINST THE MACHINE- und AUDIOSLAVE-Gitarrenlegende Tom Morello aus dem Jahr 2018. Nun liegt der Nachfolger vor. Wieder eine Mischung aus Coverversionen, eigenen Songs und vielen Kooperationen mit anderen Musikern, die jeweils einen starken Einfluss auf das Einzelergebnis haben.

Nach dem kurzen Opener ´Harlem Hellfighter´ folgt mit Bruce Springsteen und Eddie Vedder ´Highway To Hell´. Kein Witz. Das hätt‘s jetzt aus meiner Sicht nicht gebraucht. Unnötig. ´Let’s Get The Party Started´ ist mir da deutlich lieber. Die bekannte Terrormusik, wie man sie von RATM immer so gerne gemocht hat. Leise/Laut-Passagen abwechselnd, vor allem LAUT mit mächtigen Riffs. Kreative, junge linksliberale Menschen im Video, die Spaß haben. Partner sind in diesem Fall die Briten BRING ME THE HORIZON und man sieht sich gesanglich an ´Killing In The Name Of´ erinnert. Es gibt schlechtere Flashbacks.

Mit ´Driving To Texas´, mit dem Elektrorock-Duo PHANTAGRAM, gibt es psychedelische Musik mit Gothic-Melancholie und weiblichem Gesang. Stark. ´The War Inside´ mit Singer-Songwriter und US-Star Chris Stapleton geht in die Weite der klassischen amerikanischen Rockmusik mit Balladen-/Songwriter-Charakter. Ziemlich interessant und mit schönen melodischen Gitarrenpassagen. Auch das hat Tom Morello drauf.  ´Hold The Line´ entpuppt sich mit dem Gast GRANDSON als Heavy Rap mit verzerrten Gitarren, auch nicht so sehr weit von Toms ehemaliger Band entfernt. Die Riffs sind so knackig und hart, wie man das bei RATM immer gemocht hat.

Der amerikanische Pop-Rapper Mike Posner darf Tom wieder in melodischere Gefilde entführen. Das haut mich jetzt nicht unbedingt um, geht aber schnell in einen experimentellen Bereich. Damian Marley ist der jüngste Spross von Legende Bob Marley. Und der singt? Klar, irgendwie eine Mischung aus Reggae und Rap gepaart mit harten Gitarren. ´The Achilles List´ heißt der zugehörige Song. Und im Video werden dann endlich auch mal die ordentlichen politischen Botschaften ausgepackt zu den Bildern vom Kultfilm „Planet der Affen“ und einer Menge Sirenen. Mit ´Night Witch´, gesungen von PHEM, Symbolfigur von freier geschlechtlicher Identität, gibt es sogar ein Kapitel moderner Popmusik zu erkunden. Modern geht es auch weiter mit ´Charmed I’m Sure´ und dem aufsteigenden Hardcore-Rapper und „Dub-Hop“-Erfinder PROTOHYPE. ´Save Our Souls´ knallt dann gitarrentechnisch wieder stärker mit dem skandinavischen REFUSED Hardcore-Sänger Dennis Lyxzén. Zum Abschluss dann eine Kooperation mit dem palästinensischen Techno-DJ Sama‘ Abdulhadi. Elektro-Lurchi-Musik.

Was soll man sagen? Wenn man RAGE AGAINST THE MACHINE mag (ich bin kein Fanatiker, aber mag sie) kann man mit dieser Platte wenig falsch machen. Denn Tom ist Tom. Egal, in welchem musikalischen Kontext. Auch wenn es letztendlich eine Menge verschiedener musikalischer Stile gibt, die vielleicht nicht immer so richtig jeden Geschmack treffen. Aber für den Mut und die Offenheit muss man Tom Morello loben. Und alles hat viel, viel Substanz. Und das ist ein Album, das man oft hören kann und es wird immer wieder was zu entdecken geben. Und ich bedanke mich, dass ich auf einen Schlag so viele interessante neue Künstler entdecken konnte.

(8 Punkte)

https://www.facebook.com/TomMorello